FRAUEN BEIM „ISLAMISCHEN STAAT“ Die gehorsamen Kriegerinnen VON HAMIDEH MOHAGHEGHI 24. JULI 2015
Junge Dschihadistin. Immer mehr Frauen schließen sich dem „Islamischen Staat“ (IS) in Syrien an
„Keine andere großartigere Aufgabe, als [dem] Ehemann zur Seite zu stehen“: das IS-Manifest für Frauen Hunderte junge Frauen aus ganz Europa haben sich dem „Islamischen Staat“ bisher angeschlossen, viele von ihnen minderjährig. Die Dschihadisten rekrutieren die Mädchen über soziale Netzwerke und ihr Manifest, das ein romantisches Bild des IS malt. Die islamische Theologin Hamideh Mohagheghi hat das Manifest der Al-Khanssaa-Brigade analysiert und kommentiert. Ein Ausschnitt
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Hamideh Mohagheghi gibt das Buch „Das Manifest der IS-Kämpferinnen“ heraus. Die gebürtige Iranerin forscht und lehrt als islamische Theologin an der Universität Paderborn. Die 60-Jährige ist Mitglied der Islamkonferenz und Mitbegründerin des islamischen Frauennetzwerkes „Huda“
Das Leben der Frau im Islamischen Staat Die Unterteilung von nützlicher und unnützer, von gebotener und verbotener Wissenschaft ist aus mehreren Gründen kurz behandelt worden: Es geht einmal darum zu zeigen, welche Widersprüche die Argumentation der Manifest-Verfasser aufweist, wenn sie einerseits gegen Fortschritt wettern und sich andererseits modernster Medien oder Werkzeuge bedienen. Außerdem wird dabei klar, zu welcher Unmündigkeit der IS verleiten will und wie diese, nun wirklich selbstverschuldete, Unmündigkeit im deutlichen Gegensatz zum Wesen des Islams und alten Prinzipien wie beispielsweise dem Iǧtihād steht. Mit Vernunft hat dies nichts zu tun. Ein anderer Grund für das vorherige Kapitel ist die Behauptung, mit der die Brigade die Passage über das Leben der Frauen im Irak und Syrien, das nach ihrer Darstellung gleichbedeutend mit dem idealen islamischen Leben einer Frau und ihrer Rolle ist, einleitet. So erklären die Verfasser, sie würden hier zwei Ziele verfolgen:
»1. Die Rolle der Frau und ihres wünschenswerten Lebens wissenschaftlich klarzustellen, damit sie im Diesseits und Jenseits glücklich ist.
2. Die tatsächliche Stellung ihres guten Zustandes und edlen Lebens auf dem Territorium des Islamischen Staates in Syrien und im Irak zu demonstrieren. Auch, um Behauptungen zu widerlegen, die besagen, dass sie eingeengt wird; und alles, was darüber hinaus ist, und zwar anhand gefestigter Beweise einiger dort lebender Frauen.«
Nach diesen Zielen folgt zunächst das Kapitel über das Leben der Muslime, das bereits genauer betrachtet wurde. Der Abschnitt »Manifest der muslimischen Frau im Leben« beginnt mit einfachen und plausiblen Festlegungen, die zuerst gar nicht so abwegig klingen: Das Leben der IS-Frauen basiere auf »edler Rechtleitung« und ihre Vorbilder seien Maria, Asia (die Frau des Pharao), Khadidscha, Fatima und Aischa. Ferner wird der Vers 21 in Sure 30 mit einer tendenziösen Übersetzung und Schlussfolgerung zitiert: »Und unter Seinen [Gottes] Zeichen ist: Er erschafft für euch Partnerwesen aus eurer eigenen Art, auf dass ihr ihnen zuneigen möget, und Er ruft Liebe und Zärtlichkeit zwischen euch hervor: hierin, siehe, sind fürwahr Botschaften für Leute, die denken« Dieser Vers ist in der Tat die Grundlage einer Ehe im islamischen Sinne, in der Liebe und Barmherzigkeit die Grundelemente bilden und die Voraussetzungen sind. Mann und Frau sind gleichwertig vor Gott, haben Rechte und Pflichten, die in vielen Bereichen gleich sind. Sie sollen sich gegenseitig schützen und füreinander wie ein Gewand sein und sie sollen beieinander Ruhe finden.
Verwunderlich ist, dass im Manifest dieser Vers folgendermaßen erklärt wird: »Er erschuf sie aus Adam und für Adam. Wenn sie ihre Pflicht gegenüber Allah erfüllt hat, hat sie keine andere großartigere Aufgabe, als ihrem Ehemann zur Seite zu stehen.« Der Qu’ran geht nämlich von einem einzigen Ursprung der Schöpfung des Menschen aus, in Sure 4 Vers 1 heißt es: »O Menschheit! Seid euch eures Erhalters bewusst, der euch aus einer einzigen lebenden Wesenheit erschaffen hat und aus ihr Partnerwesen erschuf und aus den beiden eine Vielzahl von Männern und Frauen verbreitete. […]« Manche Kommentatoren haben jedoch ungeachtet der qur’anischen Erzählung eine Schöpfungsgeschichte entwickelt, um die Vorrangigkeit des Mannes in der Schöpfung zu untermauern.
Damit wird eine schicksalhafte Rolle der Frau in der Schöpfung festgelegt: Die Frau ist erschaffen, um dem Mann zu dienen, nur wenn sie diesen Dienst geleistet hat, ist sie würdig, ins Paradies einzutreten, laut einer Überlieferung von Ibn Hibbān, den der »Islamische Staat« gerne zitiert: »Wenn die Frau ihre fünf Pflichtgebete verrichtet, ihren Monat [Ramadan] fastet, ihre Vulva schützt und ihrem Ehemann gehorcht, dann wird ihr gesagt: Du darfst das Paradies durch die Tür betreten, welche du möchtest« Und zuvor heißt es: »Somit bestimmte und begründete Allah die Rolle (die Rolle der Frau als Dienerin und des Mannes als Gebieter, Anm. d. Verf.), indem er ›auf dass ihr ruht bei ihnen‹ sagt.«
Nach der Interpretation des Manifests ist der Mann also »ruhebedürftig«, die Frau hat die Pflicht, ihm diese Ruhe zu geben – für die Verfasser ein Sinnbild für die Vorrangstellung des Mannes. Klar ist: Die Reduzierung der Frau auf eine Dienerin des Mannes ist zwar im Qu’ran nicht zu finden, freilich aber in einigen Überlieferungen, auch in den authentischen Überlieferungssammlungen. Doch sind sich die Muslime einig, dass der Qu’ran als Rede Gottes überzeitlich gültig ist und in einem Zeitraum von dreiundzwanzig Jahren allmählich offenbart worden ist.
Die ersten Adressaten waren Menschen in einer Stammesgesellschaft des 7. Jahrhunderts auf der arabischen Halbinsel, Menschen mit bestehenden Weltbildern, Bräuchen und Gewohnheiten. Um den Qu’ran wirklich verstehen zu können, muss man diese Tradition möglichst detailliert kennen, um zu erfassen, warum es im Qu’ran Formulierungen gibt, die für uns heute aus unserem aktuellen Lebensverständnis heraus nicht nachvollziehbar sind. Wenn wir überzeugt sind vom göttlichen Ursprung des Qu’ran, können wir nicht behaupten, dass wir als Mensch mit unseren bedingten Möglichkeiten die Ausführungen Gottes, dem unbedingten und mächtigen Schöpfer, gänzlich und eindeutig verstehen und damit die absolute Wahrheit Gottes genau bestimmen und festlegen können. Unser Verständnis vom Qu’ran bleibt immer vorläufig und nicht vollkommen, wir müssen uns aber stets bemühen, durch Nachdenken und Forschen Gottes Wahrheit näher zu kommen. Der »Islamische Staat« jedoch erhebt diesen Anspruch auf Vollkommenheit und Wissen über die absolute, unendliche und einzige Wahrheit immer wieder und betreibt http://www.cicero.de/weltbuehne/frauen-f...n/59607/seite/2
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