Passau/Regensburg/Eichstätt | 15.07.2015 | 06:24 Uhr Trotz Zweitheirat Job bei Kirche: Passau und Regensburg nicht bereit
In der katholischen Kirche in Deutschland wird das Arbeitsrecht zum 1. August liberaler – doch drei bayerische Bistümer scheren aus. In Eichstätt, Regensburg und Passau werden die von den deutschen Bischöfen mehrheitlich beschlossenen Änderungen vorerst nicht umgesetzt – die drei Diözesen melden zusätzlichen Beratungs- und Klärungsbedarf an.
In allen anderen bayerischen Bistümern dagegen treten die neuen Regelungen zum 1. August in Kraft: Demnach sollen eine Scheidung und eine erneute standesamtliche Heirat für Mitarbeiter in katholischen Krankenhäusern, Kindergärten oder Schulen nur noch in Ausnahmefällen ein Kündigungsgrund sein. Auch eine eingetragene Lebensgemeinschaft gleichgeschlechtlicher Paare ist nicht mehr automatisch ein Hindernis für einen Job in einer Einrichtung unter kirchlicher Trägerschaft.
Neue Regelung mit Kirchenrecht vereinbar?
Es ist allerdings jedem Bischof überlassen, ob er die Neuerung in seiner Diözese auch anwendet. "Das Bistum Regensburg prüft derzeit die vorgeschlagene Novelle in Hinblick auf Praktikabilität und Vereinbarkeit mit dem universalen Kirchenrecht. Weitere Einzelheiten stehen nicht fest", sagte ein Sprecher der Diözese.
Ähnlich äußerte sich eine Sprecherin des Bistums Passau: Es laufe derzeit eine Prüfung, ob die neue Grundordnung mit dem Kirchenrecht zu vereinbaren sei. "Dieses Ergebnis warten wir ab. Bis dahin gilt die bestehende Grundordnung, die nach Ansicht unserer Fachleute sehr bewährt ist und jederzeit Rechtssicherheit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewährt."
Genaue Umsetzung der neuen Regeln ist vielerorts noch unklar
Die Zweifel, die die Bischöfe und Fachleute in Eichstätt, Regensburg und Passau hegen, haben die Kollegen in den anderen Diözesen im Freistaat offenkundig nicht: "Wir folgen damit dem Mehrheitsbeschluss der Bischöfe", sagte der Augsburger Generalvikar Harald Heinrich bereits Ende Mai. Es gehe hier um Fragen des Arbeitsrechts, "nicht um eine Neuformulierung oder auch Neubewertung moraltheologischer Fragen", ergänzte Heinrich. Die novellierte Grundordnung sei ausführlich beraten worden. Bischof Konrad Zdarsa habe deutlich gemacht, dass es auch ein Anliegen sei, deutschlandweit ein einheitliches kirchliches Arbeitsrecht zu haben. http://www.pnp.de/region_und_lokal/stadt...chof-Oster.html Die genaue Ausgestaltung der neuen Regeln ist jedoch in vielen Bistümern noch im Klärungsprozess – etwa in München-Freising oder auch in Bamberg. Dort beispielsweise wird derzeit beraten, für welchen Mitarbeiterkreis besondere Loyalitätsverpflichtungen im Hinblick auf ihren Arbeitgeber Kirche gelten – und die somit von den liberaleren Regeln ausgenommen sind.
***** Passau | 23.05.2015 | 00:20 Uhr Bischof Stefan Oster warnt vor Spaltungstendenzen +++ Video
von Karl Birkenseer
Für einen "Irrglauben" hält Bischof Oster die Meinung, ein Nachgeben der Kirche bei Reizthemen könne Positives bewirken. − Foto: Thomas Jäger
Für einen "Irrglauben" hält Bischof Oster die Meinung, ein Nachgeben der Kirche bei Reizthemen könne Positives bewirken. − Foto: Thomas Jäger
Ein Jahr nach der Amtseinführung von Bischof Stefan Oster grummelt es in Teilen des Bistums Passau. Die große Begeisterung des Anfangs ist hier und da einer Ernüchterung gewichen. Nach Informationen der PNP ist die Enttäuschung über den als konservativ empfundenen Oberhirten in einzelnen Pfarreien mittlerweile so groß, dass man dort nicht mehr bereit ist, auf das zu hören, was "aus dem Ordinariat kommt". Demnach sollen auch Sätze gefallen sein wie "Wir machen unser Ding alleine – Volkskirche, das sind wir."
Im PNP-Interview wollte Bischof Oster solche Aussagen nicht rundheraus bestätigen: "Das wird mir nicht so vorgetragen, vor allem nicht von der Mehrheit der Mitbrüder oder der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." Sollte jemand wirklich so denken, betonte Oster, "müsste man ja gewissermaßen eine Spaltungstendenz unterstellen". Das aber habe "keine Zukunft". Einem "Irrglauben" sitze auf, wer meine, durch eine Haltungsänderung der katholischen Kirche bei sogenannten Reizthemen könne eine positive Veränderung erreicht werden: "Wenn wir morgen Frauen an den Altar stellen, Homosexuellen-Paare segnen, wiederverheiratet Geschiedenen die Kommunion geben, den Zölibat aufheben, Sexualmoral liberalisieren, dann ist übermorgen noch nicht einer mehr in der Kirche, weil er Jesus mehr liebt." In diesen Fragen stehe das Evangelium "einfach quer zum Geist der Zeit".
Bischof Oster beteuerte dennoch, die Kirche müsse "Themen ernstnehmen, die den Leuten auf den Nägeln brennen". Dazu gehören auch die Fragen, die vom zweiten Teil der Vatikanischen Familiensynode im Herbst behandelt werden sollen. Oster bekräftigte dabei seine Auffassung, dass er wenig Änderungsmöglichkeiten in Sachen wiederverheiratet Geschiedene sehe. Zudem habe er bei seinen Bischofskollegen "derzeit auch den Eindruck, dass sie ihre Hoffnungen herunterschrauben, was die Familiensynode angeht". Beim ersten Teil der Synode im vergangenen Jahr sei die Stimmung noch sehr optimistisch gewesen, "doch jetzt merken viele, glaube ich, dass das alles nicht so einfach ist."
Der Salesianerpater Stefan Oster war am 24. Mai 2014 zum Bischof geweiht worden.
Video: Rückblick auf ein Jahr Bischof Stefan Oster