Es sollte das größte Blutbad an Christen werden – Dschihadist schoß sich selbst in den Fuß 5. August 2015 17:11 | Mitteilung an die Redaktion
Verhindertes Massaker an Christen in Frankreich (Paris) Er wollte in Frankreich das bisher größte Blutbad an Christen anrichten. Das Attentat sollte am Sonntag, den 19. April stattfinden. Sid Ahmed Ghlam stand bereit, bewaffnet mit einer Kalaschnikow, um während der Sonntagsmesse in die katholische Kirche von Villejuif einzudringen. Sein Ziel: Hunderte von Christen ermorden. Dann schoß sich der Dschihadist aus Versehen selbst in den Fuß …
Am 19. April ging bei der Notrufzentrale ein Anruf ein. Ein Mann bat um Hilfe. „Ich bin im Freien. Ich habe mir in den Fuß geschossen.“ Der Diensthabende in der Notrufzentrale fragte sicherheitshalber nach: „In den Fuß geschossen! Mit einer Waffe?“
Attentäter hatte sich zwei Kirchen in Villejuif bei Paris ausgesucht
Es ist kaum auszudenken, was geschehen hätte können, wäre dem islamischen Terroristen Sid Ahmed Ghlam nicht das Mißgeschick unterlaufen. Der 24jährige Moslem Sid Ahmed Ghlam stammt aus Algerien und plante an jenem Sonntag, den 19. April 2015 bewaffnet die katholische Kirche Sainte Therese von Villejuif in der Val de Marne südlich von Paris zu stürmen. Er hatte sich unter den Kirchen von Villejuif zwei ausgesucht, Saint Therese und Saint Cyr-Sainte Julitte. Dort wollte er ein Blutbad anrichten wie die Islamisten-Milizen Boko Haram in Nigeria und Al-Shabaab in Kenia. Mit dem Unterschied, daß Sid Ahmed Ghlam mitten in Europa ein Gemetzel anrichten und damit viel mehr Aufsehen erregen wollte. Sein Attentatsziel nannte er selbst nach seiner Festnahme.
Drei Monate nach dem „verhinderten“ Attentat rekonstruierte die Tageszeitung Le Monde die Hintergründe.
Als Sid Ahmed Ghlam blutend von einem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht wurde, traf auch Polizei ein. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Polizei folgte der Blutspur und kam zu seinem Auto. Im Fahrzeug fanden sie eine Kalaschnikow, zwei Pistolen, eine kugelsichere Weste und schriftliche Hinweise auf ein geplantes Attentat, darunter genaue Ortsangaben zu den beiden Kirchen von Villejuif.
Ermordung der jungen Mutter Aurelie Chatelain
Ihm wird auch die Ermordung der 32jährigen Aurelie Chatelain, Mutter einer fünfjährigen Tochter zur Last gelegt. Chatelain war erschossen und dann in ihrem Wagen angezündet worden. Als die Polizei die verkohlte Leiche fand, wurde zunächst ein Raubmord vermutet. Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, daß Chatelain sterben mußte, weil Ghlam sie für eine Polizistin in Zivil hielt.
Ghlam behauptet unterdessen, mit der Ermordung von Chatelain nichts zu tun zu haben. Er bestätigt, daß ein Attentat auf die Kirche geplant gewesen sei, das jedoch eine weitere am Tatort anwesende Person begehen wollte, was er verhindert habe. Dabei habe er sich die Schußverletzung zugezogen.
Als die Polizei eine Haussuchung an der Wohnadresse Ghlams durchführte, fand sie drei weitere Kalaschnikows und weitere kugelsichere Westen. Wer hatte ihn bewaffnet? Laut Le Monde war Sid Ahmed Ghlam bis ins Detail „aus Syrien ferngelenkt“. Sein direkter Kontaktmann war ein französischer Staatsbürger aus Toulouse, der zum Islam übergetreten war und sich 2014 in Syrien dem Kampf des Islamischen Staates (IS) angeschlossen hat. Zuvor war er in Frankreich fünf Jahre im Gefängnis gesessen wegen Unterstützung des Terrorismus. Ghlam unterhielt auch Kontakte zu Mohammed Merah, dem islamischen Terroristen, der im März 2012 drei voneinander getrennte Attentate in Toulouse und Montauban verübte, bei denen drei französische Soldaten, ein jüdischer Rabbiner, dessen zwei Kinder und die Tochter des jüdischen Schuldirektors getötet wurden. Ein weiterer Soldat überlebte schwer verletzt, ebenso ein 17jähriger jüdische Schüler. Am 22. März konnte der islamistische Attentäter ausfindig gemacht und getötet werden.
Islamisten-Netzwerk in Europa: Kontakte zu Attentätern von Paris, Toulouse, Montauban und Nizza
2013/2014 lebte Ghlam in Reims. Seine Wohnung lag nur wenige Meter neben der von Saïd Kouachi, einem der beiden Attentäter auf die Redaktion von Charlie Hebdo. Neben den Auftraggebern im Nahen Osten sollen drei Personen Sid Ahmed Ghlam bei der Beschaffung des Waffenarsenals geholfen haben. Einer davon, Rabah R. gilt dem französischen Geheimdienst als „alter Bekannter“. Mehrfach wurde er bereits im Zusammenhang mit dem islamischen Terrorismus einvernommen. Die beiden anderen Männer waren den Sicherheitskräften bisher nicht bekannt. Wie sich herausstellte, standen sie Moussa Coulibaly nahe, der im vergangenen Februar in Nizza drei französische Soldaten angegriffen hatte, und unterhielten Kontakte zu einer marokkanischen Dschihad-Gruppe.
In der Wohnung von Sid Ahmed Ghlam konnte die Polizei Dokumente sicherstellen, die Verbindungen zu weiteren Personen im islamistischen Netzwerk belegen. Sid Ahmed Ghlam ist nur eine der tickenden Zeitbomben, die sich im Schutz der europäischen Rechts- und Gesellschaftsordnung auf das kathartische Attentat vorbereiten. Das Attentat auf die Kirche in Villejuif sollte viel mehr Tote verursachen, als das Attentat auf die Redaktion der linksradikalen Satirezeitung Charlie Hebdo. An der von Ghlam ausgesuchten Heiligen Messe nehmen jeden Sonntag mindestens 300 Christen teil.
Im Alter von 2001 kam er zum ersten Mal mit seiner Familie nach Frankreich. 2003 kehrte er nach Algerien zurück. Nach Abschluß der Schule übersiedelte er 2010 im Zuge der „Familienzusammenführung“ ganz nach Frankreich. Text: Giuseppe Nardi Bild: Tempi
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