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  • 09.08.2015 00:55 - Wiederverheiratete Geschiedene: Notwendige Klarstellung
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Wiederverheiratete Geschiedene: Notwendige Klarstellung



7. August 2015 by Papsttreuer

In der Katechese vom Mittwoch betrachtet der Papst die Situation von Geschiedenen in neuen Beziehungen. Und stellt Notwendiges klar.

Kirchlich verheiratet, zivil geschieden und in einer neuen Beziehung – man könnte meinen, zu dem Thema sei schon alles gesagt. Das meiste ist es auch, aber das heißt nicht, dass alles bereits so „angekommen“ ist, wie es sollte. Darum hat sich der Papst am Mittwoch – in seiner ersten Katechese nach der „Sommerpause“ – dieses Themas angenommen. Lohnt sich über ein solches Thema noch eine Katechese – die Position der Kirche kennt doch jeder, ob Katholik, verheiratet, betroffen oder nicht? Aber ist das wirklich so?

Der Papst tritt bei seiner Katechese wieder als Vermittler auf, denn die Diskussionen über den Umgang mit sogenannten „wiederverheirateten“ Geschiedenen werden in Teilen erbittert, vielleicht verbittert geführt. Wenn auch intellektuell die meisten in der Lage sein sollten, die kirchenrechtliche Situation nachzuvollziehen, die so kompliziert nicht ist, so wird doch der Ausschluss von den Sakramenten, insbesondere von der Eucharistie, von Betroffenen als Ausschluss aus der Kirche gedeutet – und nicht wenige derjenigen, die die Unauflöslichkeit der Ehe zu Recht verteidigen, wirken verbissen, wenn es darum geht, ob und wie die Betroffenen in der Kirche aufgehoben sein sollten: „Keine Eucharistie und basta!“ Sachlich richtig, pastoral und seelsorgerisch aber nicht zielführend.

Zunächst betrachtet der Papst allerdings die oft anzutreffenden anderen Betroffenen einer Trennung, die Kinder. Abgesehen davon, dass auch Geschiedene in neuen Beziehungen weiter Teil der Kirche sind, müsse gerade ihnen gegenüber deutlich gemacht werden, dass sie und ihre Eltern willkommen sind (Zitat hier wie im folgenden von Zenit):

Daher ist es wichtig, dass die Gemeinde sich in ihrem Verhaltensstil, in ihren Ausdrucksweisen und Gesten immer sehr einfühlsam verhält, besonders im Umgang mit den Kindern. Wie könnten wir sonst diesen Eltern dazu raten, ihre Kinder zu einem christlichen Leben zu erziehen und ihnen ein Vorbild im Glauben zu sein, wenn wir selbst sie aus der Gemeinde entfernen und wie Ausgestoßene behandeln würden? Wir müssen achtgeben, dass wir vor allem den Kindern nicht mehr Leid auflasten, als sie ohnehin schon in solcherlei Lebensumständen zu ertragen haben! Leider ist die Anzahl dieser Kinder und Jugendlichen sehr hoch. Es ist wichtig, dass sie die Kirche als aufmerksame Mutter erfahren, die immer bereit ist, allen zuzuhören und allen entgegenzukommen.

Dieser Wechsel der Blickrichtung wäre missverstanden, sähe man ihn nur als sentimental – Guck, die traurigen Kinderaugen -, er ist notwendig, um den Blick auf das gesamte durch eine Trennung gestörte Umfeld wieder zu erlangen. Man kann das noch erweitern: Neben dem Paar und den möglicherweise neuen Partnern, sind eben auch noch Kinder involviert, meist auch die Eltern der Paare, Freunde und Bekannte, die durch diese Situation herausgefordert werden. Sie alle sind nicht durch das Sakrament der Eheleute verbunden, sehen sich aber aber dennoch mit Konsequenzen konfrontiert und bedürfen auch der Ansprache der Kirche. Die Kinder trifft es aber im Besonderen, darum ist es gut, dass der Papst darauf hinweist, dass man im Umgang mit dem getrennten Paar auch deren Kinder nicht aus dem Auge verlieren darf.

Dazu ist eine wesentliche Klarstellung wichtig, die den meisten nicht unbekannt ist, die Konsequenzen werden aber oft nicht gesehen:

Diese Menschen sind ja in der Tat keine Exkommunizierten und dürfen auf keinen Fall als solche behandelt werden: Sie sind nicht exkommuniziert, sie sind nach wie vor Mitglieder der Kirche! […] Daraus ergibt sich die oft wiederholte Aufforderung der Hirten an ihre Gemeinden, sich offen und empfänglich gegenüber diesen Gläubigen zu zeigen, sie aufzunehmen und zu ermutigen, damit sie ihre Zugehörigkeit zu Christus und zur Kirche immer mehr entfalten und in ihrem konkreten Leben umsetzen, durch das Gebet, die Anhörung des Wortes Gottes, die Teilnahme an der Liturgie, die christliche Erziehung ihrer Kinder, die Nächstenliebe und den Dienst an den Armen, den Einsatz für die Gerechtigkeit und den Frieden.

Manche Medien sehen in dieser Formulierung mal wieder eine Neuorientierung der Kirche bzw. des Papstes, ein Signal auf Änderungen bei der Familiensynode. Ich vermag das nicht zu sehen: Was der Papst hier beschreibt ist – oder sollte es sein – Normalität. So wie jeder Gläubige an der Heiligen Messe teilnehmen kann, auch Anspruch auf Seelsorge durch einen Priester hat, natürlich zum Herrn beten kann und sich im Besonderen auch in der Kirche engagieren kann, so kann das auch der Geschiedene in einer neuen Beziehung.

Der objektive Zustand der schweren Sünde verhindert zwar, dass er die Eucharistie empfangen kann, er verhindert aber nicht, Teil der Kirche zu sein, nebenbei mit den gleichen Missionsaufträgen wie jeder andere Christ auch.


Darum ist auch der auf den ersten Blick überraschende Hinweis des Papstes auf „die christliche Erziehung ihrer Kinder, die Nächstenliebe und den Dienst an den Armen, den Einsatz für die Gerechtigkeit und den Frieden“ leicht erklärbar. Die Betroffenen sind nicht nur Teil der Kirche, sie haben als solche auch den gleichen Auftrag, den sie gemeinsam mit allen anderen – man sollte vielleicht dazu schreiben: mit allen anderen Sündern – erfüllen sollen. Das bedeutet aber für alle Gläubigen, die Betroffenen nicht mit ihrer Situation im Regen stehen zu lassen. Es ist auch Aufgabe jedes Gläubigen, auf die Brüder Acht zu geben und sich auch im ihr Seelenheil zu sorgen. Oder, wie der Papst sagt:

„Die Kirche ist berufen, immer das offene Haus des Vaters zu sein […].“ Keine verschlossenen Türen! Keine verschlossenen Türen! Jeder kann auf irgendeine Weise am Leben der Kirche teilhaben, jeder kann der Gemeinde angehören. „Die Kirche ist […] das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben“ (apostolisches Schreiben „Evangelii gaudium“, Nr. 47).

In gleicher Weise sind alle Christen dazu berufen, den Guten Hirten nachzuahmen. Besonders die christlichen Familien können mit ihm zusammenarbeiten, indem sie sich um die verwundeten Familien kümmern und sie im Glaubens- und Gemeindeleben begleiten. Jeder muss im Rahmen seiner Möglichkeiten die Rolle des Guten Hirten annehmen, der alle seine Schäflein kennt und keinem von ihnen seine grenzenlose Liebe vorenthält!

Wie gesagt: Eigentlich sollte das alles nichts Neues sein. Ist es aber in der Konsequenz doch, und darum muss man dem Papst für diese Klarstellungen dankbar sein.
http://papsttreuerblog.de/2015/08/07/wie...e-klarstellung/



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