Schnapszahl-Ehen Eheglück im Zeichen der Unendlichkeit
Heidemarie A. Hechtel, 08.08.2015 12:00 Uhr Als Endlosschleife gilt die Zahl acht als Symbol für Unendlichkeit. Daher setzte im August vor 27 Jahren, am 8. 8. 1988, ein wahrer Ansturm auf die Stuttgarter Standesämter ein. Unter den Hochzeitern: Peter und Edeltraud Stumpf.
Am 8.8.88 geheiratet – und weiterhin glückliches ein Paar: Edeltraud und Peter StumpfFoto: Lichtgut/Max Kovalenko
Stuttgart - Allein im Standesamt Stuttgart-Mitte in der Eberhardstraße war der Standesbeamte mit 35 Trauungen mehr als gut ausgelastet, und in Bad Cannstatt waren es noch mal elf Paare, die den Bund fürs Leben schließen wollten. Da es in Stuttgart aber 18 Standesämter gibt, lag die Quote der Hochzeiter freilich noch weitaus höher. Unter dem besten Vorzeichen für eine ewige Liebe. Wie für Peter und Edeltraud Stumpf, die heute ihren 27. Hochzeitstag feiern können. Und sogar noch mehr.
Ist auf die Zahlenmystik Verlass? Bekanntlich werden in Deutschland 35 Prozent aller Ehen im Laufe von 25 Jahren geschieden. Da wird schon die Silberhochzeit zum seltenen Ereignis, das gar nicht groß genug gefeiert werden kann. Seit diesem Tag, dem 8. 8. 2013, fühlten sich Stumpfs sogar als einmalige Ausnahme. Damals nämlich setzte ihnen eine Boulevardzeitung den Floh ins Ohr, sie seien das einzige Paar vom 8. 8. 88, das bis heute noch in Treue fest zusammen gehalten habe. Was ein Lokalblatt im Bayerischen Wald, wo die Silberhochzeit in einem Spitzenhotel begangen wurde, auch prompt kolportierte.
Da wäre ja Stuttgart geradezu ein Abgrund an Beziehungskrisen. „Das kann gar nicht sein“, sagt Verena Rathgeb-Stein, die Leiterin des Standesamtes Stuttgart-Mitte in der Eberhardstraße, und findet in ihrer amtseigenen Statistik heraus: 19 von den 35 Paaren sind noch verheiratet, 13 trennte eine Scheidung und drei der Tod. „So ein Quatsch“, meinte auch spontan ihre Cannstatter Kollegin, Irmgard Reichert, und präsentiert eine Statistik sogar gegen den Scheidungstrend: Nur zwei von elf Paaren endeten vor dem Scheidungsrichter, zwei verloren ihre Partner durch Tod und sieben sind noch verheiratet. Na, bitte, das spricht doch für das gute Vorzeichen dieses mit Bedacht gewählten Hochzeitsdatums.
Das Glück von Eberhard und Edeltraud Stumpf wird die Erkenntnis, dass sie keine Solitäre mehr sind, hoffentlich nicht schmälern. Jede Liebe ist schließlich einmalig. Ihre begann in einem Lokal in der Tübinger Straße und wurde drei Jahre später unter dem besten Vorzeichen besiegelt. Beide wagten damit sogar einen zweiten Anlauf. „Eigentlich sollte ich genau an diesem 8. August nach New York fliegen“, erzählt der ehemalige Meisterkoch, der lange in Mövenpick-Häusern am Herd stand. Denn Stumpf ist Württembergischer Karate-Meister, besitzt den Schwarzen Gürtel und damit den Leistungsgrad 4. Dan. In New York hätte er mit seinem Karate-Lehrer Eduard Matuschek, „dem höchsten Dan-Träger in Stuttgart“, zum Show-Kampf antreten sollen. Aber die Hochzeit ging natürlich vor.
Beruflich am Herd stehen kann der 66-Jährige, der für den Verband der Köche auch als Restaurant-Tester unterwegs war, nach einem schweren Unfall heute nicht mehr. Aber genau so, wie er ehrenamtlich alte und behinderte Menschen betreut hat, lässt er sich nicht lange bitten, wenn irgendwo für einen guten Zweck aufgetischt werden soll. „Er kocht hervorragend“, lobt seine Frau.
Was ist das Geheimnis der dauerhaften und, wie nicht zu übersehen, sehr glücklichen Beziehung? „Vertrauen und Zusammenhalten“, sagen beide. Und das Gefühl der Geborgenheit, das vor allem Peter Stumpf nach einer wenig glücklichen Kindheit in Heimen besonders genießt.
Dass das Auto der beiden, natürlich ein Modell mit Stern, auf dem Nummernschild ihre Glückszahl 8888 als trägt, versteht sich da von selbst. Und dass Edeltraud Stumpf genau an ihrem 50. Geburtstag geheiratet hat und damit heute ihren 77. Geburtstag feiern kann, macht diesen Hochzeitstag dann doch einmalig. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/in...ba3c40a4b9.html
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