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05.08.2015 Regensburg
Horst Seehofer will im Winter auch kirchliche Gebäude für Asylbewerber nutzen
Clermont-Ferrand-Tunrhalle, hergerichtet für rund 200 Flüchtlinge
Der vom "Münchner Merkur" veröffentlichte Vorstoß von Ministerpräsident Horst Seehofer, im Winter notfalls auch öffentliche Gebäude zu beschlagnahmen oder Flüchtlinge in kirchlichen Gebäuden unterzubringen, stößt bei Landräten in Niederbayern und der Oberpfalz auf Befürworter.
Sowohl der Kelheimer Landrat Hubert Faltermeier von den Freien Wählern als auch der Chamer Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler (CSU) begrüßten am Mittwoch, 5. August, den Vorstoß im Bayerischen Rundfunk (Bayern 1/Regionalnachrichten Niederbayern/Oberpfalz). Die Situation werde immer angespannter, gerade wegen des kommenden Winters, sagte Löffler. Wörtlich sagte er: "Denn im Winter können wir die Leute nicht auf der Straße oder in Zelten unterbringen. Die Möglichkeit, dass wir öffentliche Gebäude, also auch des Bundes, oder möglicherweise kirchliche Gebäude in Klöstern auch da ins Auge fassen, die halte ich durchaus für legitim." Auch der Kelheimer Landrat Hubert Faltermeier hält Beschlagnahmungen durchaus für richtig: "Der Bund sollte sich eigentlich schämen", sagte er dem BR und ergänzte: "Das ist sicher die Ultima Ratio. Aber erst muss der Bund von sich aus, und zwar sofort, eine Bestandsaufnahme machen, wo sind leerstehende Kasernen und wie kann ich die ertüchtigen. Es kann nicht Aufgabe der Landkreise sein. Das ist eine bundespolitische Herausforderung. Von Beschlagnahmungen halte ich viel, aber vorrangig muss der Bund seine Hausaufgabe jetzt endlich einmal angehen." Kirchenvertreter reagieren auf den Vorschlag Seehofers reservierter. Oft sei nichts frei oder müsse erst teuer saniert werden, um die Standards zur Unterbringung zu erfüllen, so Abt Beda vom Kloster Plankstetten. In Kirchenräumen in Ostbayern konnten bisher nur vereinzelt Flüchtlinge untergebracht werden, zum Beispiel im Regensburger Priesterseminar, in der Turnhalle des Klosters in Metten (Landkreis Kelheim) oder in Form des Kirchenasyls beim Kloster Plankstetten. Autor: pm / uh http://www.wochenblatt.de/nachrichten/re...;art1172,320176
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10.08.2015 Regensburg Artikel versenden Artikel drucken Leserbrief schreiben Debatte Flüchtlingskind: Verfolgung hat Vorrang vor Armut Janvière Musoni mit ihrem Sohn Anthony Foto: privat Wochenblatt-Redaktionsmitarbeiterin Janvière Musoni kam selbst als Kind nach Deutschland. Sie schreibt, wie sie die derzeitige Situation angesichts der Flüchtlinge, die bei uns eine neue Heimat suchen, bewertet.
Sie kommen aus Syrien, Eritrea, Serbien oder aus dem Irak und suchen Zuflucht in Deutschland, wo sie sich nach einem sicheren und besseren Leben sehnen – von Flüchtlingen ist die Rede. Vor genau 21 Jahren floh Wochenblatt-Mitarbeiterin Janviére Musoni (21) mit ihrer Familie aus dem Heimatland Ruanda. Die heutige Mutter war erst wenige Monate alt, als der Bürgerkrieg losging. Die Familie fing in Deutschland von vorne an, wo sie nun seit 18 Jahren lebt.
Janviere Musoni mit ihrer Schwester und ihrer Mutter vor der Flucht Bild(er) ansehen Janviere Musoni mit ihrer Schwester und ihrer Mutter vor der Flucht „Meine Eltern waren etwa in meinem Alter heute, als sie alles stehen und liegen lassen mussten, um meine damals vier Jahre alte Schwester und mich, ein Baby, in Sicherheit zu bringen. Grund dafür war der Konflikt zwischen der beiden Völkergruppen „Hutu“ und „Tutsi“. 1994 artete dieser Konflikt in Form eines Genozids aus, bei dem nach Schätzungen um die eine Millionen Menschen umgebracht wurden.
Vater und Mutter hatten beide studiert, Arbeit, ein schönes zu Hause, ein gutes Leben eben. Nun kamen wir 1997 nach Deutschland, wo wir keinen kannten, die Sprache nicht verstanden und die Diplome meiner Eltern wertlos waren. Drei Jahre lang dauerte der Weg von Ruanda bis hierher. Zwischendurch lebten wir in Tansania, Kenia und in Madagaskar.
Ich kann mir nur ausmalen, wie es meinen Eltern erging. Sie haben einiges durchgemacht, um meinen heute drei Geschwistern und mir ein normales Leben zu ermöglichen. Arbeiten am Fließband oder an Rastplätzen, Deutschkurse, neue Ausbildungen, sogar Fremdenfeindlichkeit bekamen sie zu spüren. Unserer Familie ist dennoch das gelungen, was man wohl eine erfolgreiche Integration nennt. Integration ist aber nur möglich, wenn auf der anderen Seite Offenheit und Akzeptanz besteht.
Dass dies nicht immer stattfindet, machen Organisationen wie beispielsweise Pegida, die ,Patriotischen Europäer‘ gegen die Islamisierung des Abendlandes, deutlich. Sie demonstrieren unter anderem gegen verfehlte Einwanderungs- und Asylpolitik und erscheinen dabei fremdenfeindlich – von Rassismus ist in ihrem Zusammenhang sogar die Rede. Auf der anderen Seite gibt es aber zahlreiche Bürger, die sich dem entgegenstellen. Sie engagieren sich ehrenamtlich und helfen den Menschen, die alles verloren haben, beim Neustart hierzulande. Was ist denn die richtige Reaktion auf die Flüchtlingswelle?
„Mein Leben wäre in Afrika anders verlaufen“ Dass die Aufnahmekapazitäten in Deutschland schon bis auf das Äußerste ausgeschöpft werden, zeigt, dass Abstriche gemacht werden müssen. Aus der Sicht eines Flüchtlingskind bin ich zunächst der Meinung, dass politischen Flüchtlingen immer Hilfe gewährt werden sollte. So entfernt es für den Europäer auch scheinen mag: Folter und Qualen bis hin zum Tod sind alltägliche Realität und davor müssen sich diejenigen, die zurück in die Heimat geschickt werden, erneut fürchten. Schließlich sind sie es, die – in den Augen der Unruhestifter – ihr Land im Stich gelassen haben und somit als Feind anzusehen sind. Aber was ist denn mit all denjenigen, die ‚nur‘ aufgrund von Armut einwandern? An dieser Stelle wird es kritisch. Sicher, Deutschland ist kein armes Land und Armut ist alles andere als schön. Vorrang sollte trotzdem den Verfolgten gewährt werden, denen, die um ihr Leben fürchten müssen.
Es liegt glücklicherweise nicht in meiner Hand zu entscheiden, wer hierbleibt und wer nicht. Welche Geschichte ein einzelner Flüchtling mitbringt, sieht man ihm nicht sofort an. Einen Grund für die Flucht wird es jedoch gegeben haben. Toleranz und Empathie sind das, was ich mir wohl anstelle meiner Eltern vor 18 Jahren gewünscht hätte. Schließlich ist mir bewusst: Wären meine Familie und ich damals wieder zurückgeschickt worden, wäre mein Leben anders verlaufen, wenn nicht sogar sehr früh beendet worden.“ Autor: Janvière Muson http://www.wochenblatt.de/nachrichten/re...;art1172,321017
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