Schönborn: Müssen uns der Not der Flüchtlinge stellen
Wiener Erzbischof ruft in Gottesdienst zu Mariä Himmelfahrt auf, dass die Zusammenarbeit aller zur Lösung der Flüchtlingskrise verbessert wird
Wien, 15.08.2015 (KAP) Die Flüchtlingskrise heute ist dramatischer als die Situation beim Bosnienkrieg 1991-95 oder beim Ungarnaufstand 1956, hat Kardinal Christoph Schönborn am Samstag beim Festgottesdienst zu Mariä Himmelfahrt betont. "Es ist eine Völkerwanderung. Wir alle sind ratlos - Politiker, Kirchen, Religionsgemeinschaften. Aber es ist eine Schande, wenn wir uns dieser Not nicht stellen." Not, Verfolgung, Gewalt, Krieg und Hungersnot hätten seit jeher Flüchtlingsströme ausgelöst. Der Wiener Erzbischof erinnerte bei der Messe im Stephansdom an die Flucht Marias mit Josef und dem Kind, von der die Bibel berichtet, an die Flucht seiner eigenen Familie aus der Tschechoslowakei im Jahr 1945 sowie an die Flucht Hunderttausender Juden vor der Verfolgung durch die Nazis. Dass es damals Länder gegeben habe, die ihre Türen nicht versperrten, solle für heute zu denken geben. "Wie schrecklich war das Drama der Abgewiesenen, die vor verschlossenen Toren standen!", so Schönborn. "Wollen wir einmal vor verschlossenen Türen stehen, wenn wir bei unserem letzten Ziel angekommen sind?", fragte der Kardinal im Blick auf das am Samstag von der Kirche gefeierte Fest der Aufnahme Marias in den Himmel. Der Wiener Erzbischof rief dazu auf, dass die Zusammenarbeit aller zur Lösung der Flüchtlingskrise verbessert wird. Die Kooperation müsse über Partei- und Gebietskörperschaftsgrenzen hinweg erfolgen. "Es ist möglich", so Schönborn. Im Blick auf die Lage in Syrien und im Irak erinnerte er an die Christenverfolgung durch die IS-Jihadisten, die vor einem Jahr - mit der Eroberung der stark christlich geprägten Millionenstadt Mossul und der Ebene von Ninive - voll eingesetzt habe. Vor diesem Hintergrund gebe es eine von Frankreich ausgegangene Initiative von mittlerweile 50 Diözesen Europas, der sich auch Wien angeschlossen habe. Die großen Kirchen dieser Diözesen wollten Samstag mit Glockengeläut um 12 Uhr zeitgleich an die verfolgten Christen im Nahen Osten erinnern. Unter anderem würden die Glocken des Stephansdoms läuten, so Schönborn.
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/71803.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.
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