Familie
Marx: Synode muss Türen öffnen
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz wünscht sich offene Diskussionen München - 25.07.2015
Die anstehende Familiensynode im Herbst muss nach den Worten von Kardinal Reinhard Marx Türen öffnen, anstatt diese zu schließen. Auch Jesus habe nicht über die Menschen geurteilt, sondern versucht, diese mit all ihren Nöten und Schwächen zu verstehen, sagte Marx am Freitagabend bei einem Requiem zum 39. Todestag von Kardinal Julius Döpfner in München. "Die Wahrheit und das Evangelium verändern sich nicht, aber sie werden tiefer verstanden." Dieser Prozess sei nie zu Ende, werde aber davon gestört, wenn die Menschen meinten, schon alles verstanden zu haben.
Vom 4. bis 25. Oktober tagt im Vatikan die Weltbischofssynode zum Thema Ehe und Familie. Sie steht unter dem Titel "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute". Dabei geht es auch um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen.
Linktipp: Familiensynode
Theorie trifft Praxis: Über zwei Jahre beraten Bischöfe und Laien im Vatikan über die "pastoralen Herausforderungen der Familie". Das ist ein höchst brisantes Thema, bei dem die Vorstellungen der Kirche und die Lebenspraxis ihrer Gläubigen zunehmend auseinanderdriften.
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"Es geht um eine Verheutigung des Evangeliums, nicht um eine Verfälschung oder Anpassung", betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Es sei die Verantwortung jedes einzelnen, auch die der Bischöfe, Priester und der gesamten Kirche, das Evangelium im Leben und in der Praxis der Kirche zu erschließen. Anstelle zu schimpfen, die Leute hätten immer noch nichts kapiert, gehe es darum, "den Kern der Wahrheit neu freizulegen". Auch deshalb gebe es Konzile und Synoden, so Marx.
Marx: In Bezug auf Ehe und Familie Impulse des Konzils aufgreifen
Der Erzbischof von München und Freising nannte seinen Amtsvorgänger Döpfner in dieser Frage ein Vorbild. Beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) sei er "ein entscheidender Akteur" gewesen. "Ohne ihn wäre möglicherweise vieles anderes gekommen." Die Themen Ehe und Familie hätten schon damals eine große Rolle gespielt. "Wir spüren, dass große Impulse des Konzils aufgegriffen werden müssen", erklärte der Kardinal mit Blick auf die Familiensynode im Oktober. Döpfner war einer der Moderatoren des Zweiten Vatikanischen Konzils. (KNA)
Linktipp: "Wir können nicht das Lehramt ignorieren" Kurienerzbischof Georg Gänswein sieht keine Möglichkeit, wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen. Die Debatte darüber habe die Kirche schon unter Papst Johannes Paul II. abgeschlossen, sagte er in einem Interview. http://www.katholisch.de/aktuelles/aktue...ss-turen-offnen
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Wiederverheiratete "Wir können nicht das Lehramt ignorieren"
Gänswein: Geschiedenen-Debatte längst entschieden Rom - 22.07.2015
Kurienerzbischof Georg Gänswein sieht den Widerspruch gegen eine Nichtzulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion als veraltet und überholt an. Auf die Debatte in Deutschland im Vorfeld der Familiensynode im Herbst angesprochen, sagte er, "nicht alle Irrtümer" kämen von dort, aber wohl dieser Punkt. Dabei habe Papst Johannes Paul II. die Frage schon vor 20 Jahren entschieden. "Jetzt können wir nicht sein Lehramt ignorieren und die Sachen ändern", erklärte Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses, laut dem Internetportal "Vatican Insider".
Gänswein sagte, Johannes Paul II. habe "nach einer langen und engagierten Verhandlung nicht akzeptiert, dass wiederverheiratete Christen zur Eucharistie hinzutreten". Wenn jetzt manche Geistliche "vorschlagen wollen, was nicht möglich ist", folgten sie damit möglicherweise dem Zeitgeist oder dem Beifall der Medien. Alleiniger Maßstab dürfe indessen "das Evangelium, der Glaube, die gesunde Lehre, die Tradition" sein, so Gänswein laut dem Bericht, der aus einem Interview des Magazins der Opus-Dei-nahen Internationalen Universität Katalonien mit dem Erzbischof zitiert.
Linktipp: Kasper fordert "realistische Theologie der Ehe"
Kardinal Walter Kasper spricht sich in Einzelfällen für eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion aus. Eine "realistische Theologie der Ehe müsse das Scheitern ebenso wie die Möglichkeit der Vergebung bedenken", so Kasper.
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Gänswein spielte mit seiner Äußerung auf einen Vorstoß der oberrheinischen Bischöfe aus dem Jahr 1993 an. Die drei Oberhirten Oskar Saier aus Freiburg, Karl Lehmann aus Mainz und Walter Kasper aus Rottenburg-Stuttgart hatten damals eine Kommunionzulassung für wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen und nach eingehender Gewissensprüfung ins Gespräch gebracht. Kardinal Joseph Ratzinger, seinerzeit Präfekt der Glaubenskongregation, war dagegen.
Bischof Koch ewartet eine offene Diskussion bei Familiensynode
Im Hinblick auf die bevorstehende Familiensynode im Oktober im Vatikan hat derweil der deutsche Familienbischof Heiner Koch zu einer offenen Diskussion über eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion aufgerufen. Der Leipziger Internetzeitung vom Mittwoch sagte er: "Ich habe die Frage gestellt, ob es Ausnahmen geben kann zu einer von mir grundsätzlich bejahten Regelung des Glaubens". Mit dieser Frage fahre er zur Synode, nicht mit einer Antwort. "Und ich erwarte, dass auch andere Teilnehmer nicht mit fertigen Antworten in die Synode gehen."
Die Weltbischofssynode zum Thema Ehe und Familie tagt vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan. Sie steht unter dem Titel "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute". Dabei geht es auch um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen. (KNA)
22.07.2015, 14.00 Uhr: Um Äußerungen von Bischof Heiner Koch ergänzt http://www.katholisch.de/aktuelles/aktue...ramt-ignorieren
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