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  • 20.08.2015 13:47 - Flüchtlingsdebatte: Medien haben Verantwortung
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Flüchtlingsdebatte: Medien haben Verantwortung


Flüchtlinge in Deutschland: Wie darüber berichten? - REUTERS

19/08/2015 11:01SHARE:
Es werden mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen, als bisher angenommen, sehr viel mehr. Die Bundesregierung will an diesem Mittwoch eine neue Flüchtlingsprognose vorlegen, bis zu 750.000 sollen es in diesem Jahr sein, über drei mal soviel wie im vergangenen Jahr. Die Debatte darum verläuft seit Monaten emotional und nicht immer sachlich. Erst kürzlich fühlten sich Flüchtlingsorganisationen dazu aufgerufen zu mahnen, Worte wie „Flüchtlingsströme“ nicht zu benutzen, die dienten nur der Angstmache. Und das nicht nur bei Politikern, sondern auch in den Medien.

Bernhard Remmers leitet die katholische Journalistenschule IFP in München, er bildet den Nachwuchs aus, der später einmal über all diese Phänomene berichten soll. Radio Vatikan hat ihn gefragt, welche Rolle solche emotionalen Dramatisierungen wie „Flüchtlingsströme“ in der Debatte spielen.

„Sie spielen jedenfalls eine so wichtige Rolle, dass wir als Journalistinnen und Journalisten und genau damit beschäftigen müssen und uns selber vorhalten müssen, welche Verantwortung wir haben, wenn wir texten. Wir übernehmen Verantwortung, wenn wir Sprache benutzen, denn in dieser Sprache geht es um Menschen, ganz konkrete Menschen mit ihren Nöten. Diese Nöte sind groß und die haben wir Ernst zu nehmen. Da verbieten sich Worte, welche diese Menschen nur noch zu Teilen einer Masse machen, zu anonymisierten Massen, in denen ich das menschliche Antlitz gar nicht mehr erkennen kann.“

RV: Wird denn in den Medien zur Zeit Angst gemacht?

„Die Medien gibt es nicht, genau so wenig, wie es die Politik gibt oder die Kirche. Es gibt zum Glück ganz verschiedene Medien. Und genauso vielfältig ist auch die Berichterstattung über dieses Thema Flüchtlinge.

Es gibt natürlich Medien, die Ängste – nachvollziehbare Ängste – schüren und verstärken und das auf eine nicht angemessene Art und Weise. Aber es gibt auch Medien, die auf ganz hervorragende Art und Weise zum Beispiel in Serien wie etwa jüngst im Spiegel vorstellen, was Menschen alles ehrenamtlich tun, um Menschen, die bei uns als Flüchtlinge angekommen sind, zu unterstützen. Das sind ganz hervorragende Arbeiten und solche Arbeiten brauchen wir auch.“
RV: Gegen die Zahlen, die ja höher sind als bislang gedacht, stehen Politiker, die Vorschläge machen wie zum Beispiel ‚Taschengeld kürzen’, was ja etwas nach den Eltern von früher klingt. Da werden Strafphantasien aufgerufen. Das passt schon zusammen: Gestiegene Zahlen, gestiegene Befürchtungen und dann eine Emotionalisierung.

„Sicherlich gibt es bei manchen Politikern, was dann ja auch von Medien zitiert wird, den Versuch oder den Wunsch, mit einer verstärkten Emotionalisierung Ängsten von Menschen entgegen zu kommen. Ich glaube allerdings, auch wenn das eher eine politische denn eine journalistische Bemerkung ist, dass das nicht der richtige Weg ist, weil ich damit nur den Ängsten nachgebe. Besser wäre es, sich konstruktiv mit den Ängsten auseinander zu setzen und zu überlegen, wo genau es weh tut und wo diese Ängste sind, und dann den Ängsten zu antworten, indem ich erkläre warum wir uns Menschen gegenüber verpflichtet fühlen. Oder auch – auch das gehört zur Verantwortung dazu – zu sagen, dass diese Familie, dieser Flüchtling oder diese Frau zwar nachvollziehbare Nöte hat, die sie auf den Weg gebracht hat, aber dass sie bei uns keinen Rechtsanspruch hat, hier zu leben. Auch das gehört dazu.

Aber nur Ängste weiterzugeben und zu verstärken, als Politiker oder als Medien, halte ich nicht für angemessen. Das hilft weder den Menschen hier noch denen, die neu zu uns gekommen sind.“

RV: Kann man denn überhaupt gegen die Emotionalisierung der Themen vor allen in den Netzwerken anschreiben?

„Es gibt beides. Es gibt eine gewisse Vergeblichkeit, wahrscheinlich auch eine Notwendigkeit, eine gewisse Frustration auszuhalten. Wir haben Ängste, wir haben Instrumentalisierungen, wir haben rechtsextreme Bewegungen, die sich in Form etwa von Pegida auch auf den Straßen der Städte zeigen, wir haben auch ganz schlimme Gewalttaten. Aber das ist zum Glück nur ein Teil der Wirklichkeit. Wir haben auch ganz viele Frauen und Männer, die sagen, dass sie dazu beitragen wollen, dass dieses Land Flüchtlingen mit Menschlichkeit gegenüber tritt. Und das ist gut so, dass es so was gibt …“

RV: … oder einfach sachlich und gut darüber senden und schreiben. Bernhard Remmers, herzlichen Dank für das Gespräch.

(rv 19.08.2015 ord)



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