Ist das ZdK verzichtbar?
Dieser Kommentar enthielt ursprünglich einen unangemessenen Vergleich. Dafür haben wir uns entschuldigt. Um den Lesern eine eigene Meinungsbildung zu ermöglichen, hier der überarbeitete Kommentar:
Die Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) forderten einstimmig jetzt auf ihrer Vollversammlung in Würzburg in einer Erklärung zu Ehe und Familie eine „Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften (und) neuer Partnerschaften Geschiedener“. Weiter heißt es in der Erklärung zur im Herbst stattfindenden Bischofssynode: „Diese Lebens- und Familienformen gilt es ausdrücklich wertzuschätzen. (...) Es müssen Brücken zwischen der Lehre der Kirche zu Ehe und Familie und der heutigen Lebenswelt der Gläubigen gebaut werden.“ Dazu bedürfe es neben den Segnungen auch einer „Neubewertung der Methoden der künstlichen Empfängnisregelung“ und vieles mehr. http://www.kiz-koeln.de/home/artikel/201...rtikel-1/#c3703 Lebenswirklichkeit wahrnehmen
Wenige Sätze verliert das ZdK in seiner sechsseitigen Erklärung über die sakramentale Ehe und die darauf aufbauende Familie. „Wir bekennen uns zu diesem Lebensmodell (sakramentale Ehe) und ermutigen Paare zum Eheversprechen und zur Gründung einer Familie.“ Und dann werden im Text alle anderen Lebensentwürfe hofiert, wie toll sie doch sind. Es wird so getan, als sei das die Lebenswelt der Gläubigen. Allein ein Blick in die Unterlagen des Statistischen Bundesamtes hätte gezeigt, dass die meisten Familien Ehepaare mit Kindern sind. Das ist die Lebenswirklichkeit.
Wer jetzt meint, auf die Feststellung, das ZdK setzt „sich in besonderer Weise für die Stärkung und Förderung von Ehe und Familie in Gesellschaft und Staat ein“, folge eine Auseinandersetzung mit Problemen, die Familien heute haben, wird enttäuscht. Stattdessen heißt es im nächsten Satz, dass unter Familie auch alle nichtehelichen Formen des Zusammenlebens verstanden werden. So fördert also das ZdK Ehe und Familie.
Auffallend ist, dass das ZdK für seine Forderungen immer wieder Papst Franziskus als Zeuge bemüht. Doch wer genau liest, stellt schnell fest, dass das ZdK einen gewaltigen Nebel mit wohlfeilen und den Ohren schmeichelnden Formulierungen erzeugt, um zu verschleiern, dass man anscheinend eine andere Kirche will. Es geht dem ZdK nicht darum, den Glauben weiterzugeben oder gar aus dem Glauben zu leben, um damit Politik und Gesellschaft zu gestalten. Geschickt wird auch die Lehre der Kirche gegen das Lehramt des Papstes ausgespielt: „Wir stellen eine Spannung und vielfach eine große Kluft zwischen Aussagen des päpstlichen Lehramtes zu Ehe und Familie und der von pluralen Familienformen geprägten heutigen Lebenswelt der Gläubigen fest.“ Mit anderen Worten: Die Lehre der Kirche wird als die des Papstes umgedeutet. Da ein Mensch fehlbar ist, hat man jetzt einen Hebel, die Lehre als falsch zu bezeichnen.
Fakten sprechen für sich
Da überrascht es nicht weiter, dass das ZdK sich in der Erklärung anmaßt, „die Kirche“ selbst zu sein: „Als Kirche in der Welt setzt das ZdK...“ Wenige Zeilen weiter heißt es dann: „Als den Menschen (...) zugewandte Kirche sind wir (das ZdK) beauftragt, uns mit Zuversicht auf die Gegenwartsgesellschaft mit vielfältigen sozial anerkannten Lebensformen einzulassen und selbst zu Brückenbauern zwischen Praxis und Lehre zu werden.“
Mitnichten ist das ZdK mit der katholischen Kirche – auch nicht in Deutschland – gleichzusetzen. Und wer hat das Zentralkomitee eigentlich beauftragt? Dieses spricht gerne davon, dass es alle Laien-Katholiken in Deutschland vertritt und demokratisch legitimiert ist. Ist das so richtig? 43 Prozent der 226 Mitglieder werden aus den Reihen katholischer Verbände und Organisationen gewählt. Je drei Delegierte entsendet jeder Diözesanrat eines Bistums ins ZdK, egal ob das Bistum wie Görlitz nur 28.500 Katholiken oder wie Köln 2,1 Millionen Katholiken zählt. Das sind 84 Männer und Frauen (37 Prozent). Ihre Legitimation haben sie durch die Pfarrgemeinderatswahlen erhalten. Die Wahlbeteiligung betrug bei der letzten Wahl im Erzbistum Köln 4,6 Prozent. Zusammen wählen diese 181 Mitglieder weitere 45 Einzelpersönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Diese machen 20 Prozent der Mitglieder aus. Die Fakten sprechen für sich.
Nicht erst seit der Vollversammlung von Würzburg fragen sich viele Frauen und Männer in den Gemeinden: „Warum brauchen wir ein ZdK?“ SIEGBERT KLEIN
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