Nach Flüchtlingstragödie: Erneut Forderung nach humanitären Visa
Klare Worte gegen Schlepper am Rande der Westbalkan-Konferenz Von Redaktion
Wien, 28. August 2015 (ZENIT.org) Angesichts der Flüchtlingstragödie in Österreich hat die Caritas die Erteilung humanitärer Visa gefordert. Der Präsident von Caritas Österreich, Michael Landau, erklärte: „Jeder Tote ist eine Mahnung für einen gemeinsamen europäischen Plan zur Hilfe für Menschen auf der Flucht!“ Nicht nur im Mittelmeer sterben Menschen, betonte Landau, sondern auch auf den Straßen Europas, auch in Österreich.
Dies sei eine weitere Katastrophe, die deutlich mache, dass ein gemeinsamer Plan Europas für Menschen auf der Flucht dringend benötigt werde, der der Genfer Flüchtlingskonvention und der humanitären Tradition dieses Kontinents entspricht. „Klar ist: Wer Schleppern das Handwerk legen will, muss für rasche, sichere Zugänge zu Asylverfahren Sorge tragen“, fuhr Landau fort. Ein rascher Weg für besonders verletzliche Gruppen, wie Kinder und kranke Menschen, wäre etwa die Erteilung humanitärer Visa, die eine sichere Einreise in die EU ermöglichen. Kilian Kleinschmidt, Experte für humanitäre Hilfe, fordert angesichts der stark gestiegenen Flüchtlingszahlen die EU auf, ihre Grenzen kontrolliert zu öffnen. „Das Geld für die Grenzzäune könnte in das kontrollierte Öffnen der Grenzen investiert werden“, sagte Kleinschmidt. Heftige Kritik übte er an der fehlenden finanziellen Hilfe der internationalen Gemeinschaft.
Michael Landau forderte „verlässliche und ausreichende Hilfe für die Menschen vor Ort, in den Nachbarländern Syriens, wo vier Millionen Menschen vor den Schrecken des Bürgerkriegs geflohen sind“. Die Menschen verließen diese Länder und machten sich aus Verzweiflung auf den Weg nach Europa, da sie in ihrer unmittelbaren Heimat keine Perspektive mehr sähen. Landau stellte fest:
„Jeder Tote ist eine Mahnung, zugleich gilt den Opfern und ihren Familien unser Mitgefühl. Das Sterben an den Grenzen und in Europa muss ein Ende haben!“
Bis zu 50 Leichen wurden am Donnerstag tot in einem Lastwagen im Burgenland aufgefunden. Das Fahrzeug war auf einem Parkstreifen abgestellt worden, wie Polizeisprecher Hans-Peter Doskozil bei einer Pressekonferenz mit Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bekanntgab. Mikl-Leitner erklärte: „Die Tragödie trifft uns alle tief.“ Schlepper seien Kriminelle. Wenn jemand meine, sie seien Helfer, dann sei ihm nicht zu helfen. Die Polizei, die die genaue Zahl noch nicht festgestellt hat, schließt nicht aus, dass die Flüchtlinge bereits tot waren, als der Transportwagen die Grenze überquerte. Der österreichische Bundeskanzler Werner Fayman betonte bei der Konferenz zur EU-Annäherung der Westbalkan-Staaten in Wien, dass die Tragödie erneut zeige, wie wichtig es sei, Menschenleben zu retten, indem kriminelle Schlepper bekämpft würden. Europa müsse die Verantwortung übernehmen und denen Asyl gewähren, die flüchten müssen. Der Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, rief als Reaktion zum Glockengeläut auf. „Mein Mitgefühlt ist bei jenen Menschen, die diesen unvorstellbar qualvollen Tod erleiden mussten“, sagte der Wiener Oberhirte. Für Montagabend ist ein Gedenkgottesdienst im Stephansdom geplant. Schönborn fordert, dass Europa einig und entschlossen gegen die Schlepper vorgeht. (mk)
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