Nachrichten Mainz 15.02.2014 Auch der Bruder ist dabei: Glaubenspräfekt Müller aus Mainz-Finthen wird vom Papst zum Kardinal erhoben
Das Ehepaar Müller fliegt Donnerstag nach Rom um Familienmitglied Glaubenspräfekt Gerhard Ludwig Müller zu besuchen. Foto: Sascha Kopp
Von Jens Grützner MAINZ - Die Spannung steigt im Haus Nummer 14 in der Finther Kurmainzstraße. Das Ehepaar Günter und Gisela fliegt nächste Woche Donnerstag nach Rom. Dann geht es zu Bruder und Schwager Gerhard Ludwig Müller. „Wir haben ihn dort noch nicht besucht“, sagt Gisela Müller am Kaffeetisch. „Gerhard hat ja die alte Wohnung von Papst Benedikt XVI. übernommen und renovieren lassen. Auf eigene Kosten“, betont sie. Kein unwichtiger Nachsatz in Zeiten, in denen der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van-Elst für hart kritisierte Residenz-Baukosten von über 31 Millionen Euro verantwortlich zeichnet. Dem Vernehmen nach verfügt Gerhard Ludwig Müller über monatliche Bezüge in Höhe von 10.000 Euro.
Seit Juli 2012 ist der 66-jährige Finther in Rom Präfekt der Glaubenskongregation. Nach Papst Franziskus und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bekleidet er formal das dritthöchste Amt der Kurie. Müller hat die Aufgabe, die Glaubens- und Sittenlehre in der katholischen Kirche zu fördern und zu schützen. Am nächsten Samstag wird er mit 18 anderen Kirchenmännern von Papst Franziskus im Rahmen eines Konsistoriums zum Kardinal erhoben. Das lassen sich auch 50 weitere Mitglieder der Finther Gemeinde St. Martin um Pfarrer Christoph Zell nicht entgehen. Sie fliegen nächsten Freitag.
Öffentliche Kritik
Auf dem Kaffeetisch der Müllers liegen viele Fotos des prominenten Familienmitglieds. Etwa eins, das Gerhard Ludwig Müller mit Hermann Kardinal Volk zeigt, der ihn 1978 zum Priester weihte. Oder eines aus Regensburger Zeit. Dort war Müller von 2002 bis 2012 Bischof . „Wir hätten uns seinen Verbleib in Regensburg gewünscht“, sagt Gisela Müller. „In Rom hat er es jetzt richtig schwer.“ Im November stand ihr Schwager wieder einmal als „Hardliner“ da. Er hatte als Präfekt der Glaubenskongregation der Freiburger Seelsorge-Handreichung eine Absage erteilt, die wieder verheirateten Geschiedenen den Weg zum eucharistischen Mahl ebnen wollte. Günter Müller betont:„Mein Bruder ist für die Grundsätze der Kirche da. Und die sind nun mal kein Wahlprogramm, kein Wunschkonzert. Man kann sich an sie halten, oder soll es eben sein lassen.“
Mit öffentlicher Kritik an Gerhard Ludwig Müller haben die Familienangehörigen in Finthen leben gelernt. Sie perlt an Günter und Gisela Müller ab. Gerade jetzt an Fastnacht bekommt er sein Fett weg: „Wenn Müller Papst wird, werde ich evangelisch“, sagt „Obermessdiener“ Andreas Schmitt – ein Gonsenheimer Eiskalter Bruder. Achtung: Bevor Benedikt XVI. Papst wurde, war er auch Chef der Glaubenskongregation. Nachfolger Papst Franziskus steht im Gegensatz zu Müller in der Öffentlichkeit glänzend da. Der Argentinier geht auf die Menschen zu, umarmt sie.
Urlaube verbringt er in Masuren
Differenzen zwischen beiden kann Gisela Müller aber nicht erkennen. „Gerhard schätzt sogar das persönlichere Verhältnis zu ihm im Vergleich zu Papst Benedikt“, sagt sie. Obwohl Joseph Ratzinger ja Müller zum Glaubenspräfekten gemacht hatte.
Im November war Papst Franziskus zu Gast bei Gerhard Müller in dessen Apartmenthaus an der Piazza della Citta Leonina. Huberta und Helgardis, Schwestern aus dem Kloster Mallersdorf, die sich schon in Regensburg um das Wohlergehen des Bischofs gekümmert hatten, bekochten beide mit Schnitzel und Kartoffelsalat. „Die Schwestern und Gerhards polnischer Sekretär sind wie eine Familie“, weiß Günter Müller. Zu Polen hat sein Bruder eine besondere Verbindung. Urlaube verbringt er in Masuren.
"Unheimlich willensstark"
Gerhard Ludwig Müller hat am 31. Dezember Geburtstag. „Meine Mutter wollte ihn Silvester nennen“, sagt der Bruder. „Aber der Vater hat sich durchgesetzt.“ Günter Müller bezeichnet den sechs Jahre jüngeren Kirchenmann als unheimlich willensstark. Er habe schon immer eine gute Kondition gehabt. Als Jugendlicher war Gerhard Ludwig Müller Fußballer der heimischen Fontana. Nach der Grundschule führte sein Weg zunächst aufs Schloss-Gymnasium. Aber da hatte er mit weniger guten Noten zu kämpfen. „Die dachten, dass er nicht mal ordentlich Deutsch sprechen könnte“, so Günter Müller. Des Dialekts wegen.
Die sieben Jahre ältere Schwester Antonia war zur damaligen Zeit auf der Maria-Ward-Schule und sorgte dafür, dass Mutter Müller den Jungen aufs Willigis-Gymnasium brachte. Günter Müller:„Auf dem Willigis-Gymnasium war er gleich der Beste und wurde Klassensprecher.“ Gisela Müller sagt:„Was mein Schwager im Kopf hat, hat mein Mann in den Händen.“ Der gelernte Maschinenbauschlosser Günter Müller hat gerade das Haus der Tochter von Grund auf renoviert. Die beiden Schwestern der Müller-Brüder, Antonia und Hildegard, sind seit ein paar Jahren tot.
Gerhard Ludwig Müller studierte Philosophie und Katholische Theologie in Mainz, München und Freiburg. 1977 promovierte er bei Karl Kardinal Lehmann. Er veröffentlichte 400 wissenschaftliche Schriften und ist Honorarprofessor in München. „Mindestens einmal im Monat telefonieren wir“, sagt die Schwägerin. „Ob wir auch den Papst in Rom treffen können, wusste Gerhard beim letzten Telefonat noch nicht“, sagt sie. Spätestens in einer Woche wissen die Müllers Bescheid. http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales...en_13876024.htm http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales...rz_13776867.htm
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