Papst: Gespräch mit Bischof Gaillot über "heiße Eisen"-Themen
1995 suspendierter Bischof wurde in Santa Marta empfangen - "Le Figaro": Papst beeindruckt "durch Nähe, Authentizität und Einfachheit"
Paris, 02.09.2015 (KAP) Papst Franziskus hat am Dienstag den 79-jährigen französischen Bischof Jacques Gaillot zu einem 45-minütigen privaten Gespräch in Santa Marta empfangen. Gaillot war wegen seiner vom kirchlichen Lehramt kritisierten Ansichten 1995 von Papst Johannes Paul II. als Diözesanbischof abgesetzt worden. Ihm wurde in der Folge ein Titularbischofssitz zugewiesen, den Gailllot als "virtuelle Diözese" bekannt machte. An dem Gespräch in Santa Marta nahm ein enger Vertrauter Gaillots, Abbé Daniel Duigou - Pfarrer von Saint-Merri in Paris -, teil. Franziskus habe im Blick auf kirchenrechtlich nicht konforme Gemeinschaften gesagt, dass der Segen Gottes für alle da sei, so die Berichte.
Gegenüber der französischen Zeitung "Le Figaro" sagte Duigou nach der Audienz, der Papst habe durch "Nähe, Authentizität und Einfachheit" beeindruckt. Er habe sich für sein schlechtes Französisch entschuldigt. Im Blick auf die Segnung von wiederverheiratet Geschiedenen oder homosexuellen Paaren habe der Papst gelächelt und gesagt: "Der Segen Gottes ist für alle da." Zum Thema der Sorge für die Flüchtlinge und Migranten - eine der zentralen Aufgaben Gaillots seit seiner Absetzung - habe Franziskus betont: "Die Migranten waren und sind immer das 'Fleisch' der Kirche."
Jacques Gaillot, der am 11. September 80 wird, hatte im November Franziskus einen Unterstützungsbrief geschrieben. Er anerkenne auch die Bemühungen des Papstes, "den Familien der modernen Gesellschaft Türen zu öffnen", so Gaillot. Dazu zählte er Geschiedene und Wiederverheiratete, Kinderlose, Familien mit Alleinerziehenden und gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Gleichwohl seien die Texte der ersten Familiensynode vom Oktober 2014 "enttäuschend" gewesen, so der suspendierte Bischof. Franziskus hatte Gaillot laut dem Schweizer Portal "cath.ch" zunächst angerufen und ihn dann schriftlich nach Rom eingeladen. Der Termin wurde schließlich auf den 1. September festgesetzt.
Gaillot wurde über Frankreich hinaus wegen seiner kritischen Anmerkungen über die Haltung der Kirche zum Zölibat, zur künstlichen Empfängnisverhütung oder zu Homosexualität bekannt. Damit stieß er nicht nur im Vatikan, sondern auch bei den Bischöfen in Frankreich auf Kritik. Mehrfach gab es symbolische Gesten Gaillots und der Französischen Bischofskonferenz zu einer Aussöhnung; praktische Schritte folgten jedoch nicht. Zahlreiche seiner Bücher wurden auch ins Deutsche übersetzt.
Nach seiner Amtsenthebung und bis 2010 war Gaillot Titularbischof von Partenia in Nordafrika, einer untergegangenen Diözese. Er trat als Autor, Seelsorger für Randgruppen und Blogger in der von ihm gegründeten "virtuellen Diözese" www.partenia.org in Erscheinung.
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/72130.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.
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