Donnerstag, 3. September 2015 Bischof Johan Bonny von Antwerpen wettert gegen Humanae Vitae
Wohl der liberalste unter den Liberalen ist Bischof Johan Bonny von Antwerpen, Belgien. Schon vor der ersten Familiensynode im Oktober 2014 forderte er ein Umdenken der Kirche in Sachen Homosexualität und eine positive Würdigung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.
Kurz vor der Synode, die am 4. Oktober 2015 beginnt, meldet er sich erneut zu Wort um die Enzyklika Humanae Vitae von Papst Paul VI. scharf zu kritisieren.
Die wichtigsten Kritikpunkte: Die Enzyklika sei nicht im Konsens mit dem Weltepiskopat entstanden, ihr würde ein veraltetes Verständnis von Sexualität zugrunde legen und deshalb würde sie künstliche Verhütungsmittel, außerehelichen Geschlechtsverkehr und nicht-heterosexuelle Verbindungen verurteilen.
All dies müsse die kommende Synode rückgängig machen.
Einige Passagen aus seinem Beitrag für das soeben erschienene Sammelband „Zerreißprobe Ehe“ (Verlag Herder), die seine Gesinnung besonders deutlich zeigen, sollen hier dokumentiert werden. Herausgeber ist Ulrich Ruh, ehemaliger Chefredakteur der „Herder Korrespondenz“. Das Vorwort schrieb Karl Kardinal Lehman. Das Buch versteht sich als ein Beitrag zur Diskussion über Ehe und Familie im Hinblick auf die Familiensynode im Oktober 2015.
Hier kritisiert Bischof Bonny die fehlende „Kollegialität“. Diese Haltung hätte nicht im Einklang mit dem Geist des Konzil gestanden:
Alle Konstitutionen und Dekrete des Zweiten Vatikanums, auch die schwierigsten, wurden schlussendlich annähernd im Konsens verabschiedet. Von dieser Art Kollegialität blieb allerdings drei Jahre später, bei der Veröffentlichung von „Humanae Vitae“ nur sehr wenig übrig. Dass der Papst ein Urteil zu den Problemen ‚Bevölkerung, Familie und Geburten‘ fällen sollte, war vom Konzil vorgesehen. Dass er dabei das kollegiale Bemühen um einen größtmöglichen Konsens beiseitelassen sollte, war vom Konzil nicht vorgesehen.
Bischof Bonny will deshalb einen Rückfall in einen harten Autoritarismus erkennen:
Aber mich bekümmert die Tatsache, dass das Fehlen einer kollegialen Basis sofort zu Spannungen, Konflikten und Brüchen geführt hat, die nicht mehr überwunden wurden. Sowohl von der einen wie von der anderen Seite wurden seinerzeit Türen geschlossen, die seither nicht mehr geöffnet wurden. Die lehramtliche Linie von „Humanae Vitae“ wurde darüber hinaus in ein strategisches Programm umgesetzt, das mit fester Hand durchgeführt wurde. Diese Kirchenpolitik hat eine breite Schneise von Verdächtigungen, Ausschlüssen und verpassten Chancen hinterlassen. Diese Spaltung darf nicht bleiben.
Lange führt er aus, wieso homosexuelle Beziehungen nicht abzulehnen seien:
Dem Heiligen Thomas zufolge werden Mann und Frau durch einen natürlichen Instinkt voneinander angezogen, wie es auch bei allen anderen Tieren der Fall ist. Die Anziehung durch das andere Geschlecht ist also allgemein und kennt keinerlei Ausnahmen. Nach diesem Ansatz bedeutet ein Handeln gegen die heterosexuelle Neigung ein bewusstes Abweichen vom natürlichen Instinkt; von daher stammt auch der Begriff einer „Sünde gegen die Natur“, wie schon der Apostel Paulus bekräftigte (Röm 1,24–32). Der wissenschaftliche Fortschritt erlaubt es, diese Sichtweise zu nuancieren. Zunächst einmal weiß man, dass es Homosexualität auch in der Tierwelt gibt
Dabei benutzt er typische Totschlagbegriffe wie „Diskriminierung“:
Darüber hinaus wird in unserer personalistischen Kultur das Verbot jeder homosexuellen Beziehung als unzumutbare Diskriminierung betrachtet: Es sollte also Männer und Frauen geben, die nicht das Recht hätten, ihre Sexualität auszuüben, bloß weil sie nicht wie die große Mehrheit der anderen Menschen leben! Für die allermeisten unserer Zeitgenossen ist das unvorstellbar. Schließlich bedeutet dieses Verbot, eine enorme Verantwortung auf sich zu nehmen: Man weiß heute, dass eine von außen auferlegte Unterdrückung der sexuellen Praxis zu unbewussten Verlagerungen der entsprechenden Regungen mit unheilvollen Konsequenzen führen kann: Alkoholismus, Drogen, andere Verirrungen, psychosomatische Krankheiten, Beziehungsstörungen, Unduldsamkeit, Aggressivität, Autoritarismus usw.
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Eingestellt von Mathias von Gersdorff um 19:05
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