Hilfe für Flüchtlinge aus der vatikanischen Apotheke
Die Apotheker Roberto Imperatori und Adelina Marrazzo im Hinterzimmer der vatikanischen Apotheke - RV
03/09/2015 00:12SHARE: Die tätige Nächstenliebe der Kirche kommt auch aus dem Labor der vatikanischen Apotheke: 50 Kilo eines Arzneimittels gegen die Hautkrankheit Krätze (medizinische Scabies) wurden unlängst für Flüchtlinge abgemischt, die sich in römischen Aufnahmezentren befinden. Verpackt in weißen Dosen mit rotem Stöpsel soll die vatikanische Salbe die ansteckende Krankheit schnell heilen. Auch hundert Schachteln Antibiotika und 50 Pomaden gegen Pilzerkrankungen der Haut aus dem Vatikan haben ihren Weg bereits zu einem der römischen Aufnahmezentren für Flüchtlinge gefunden, informierte die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“. Die „Farmacia Vaticana“ steht seit ihrer Gründung 1874 im Dienst der Nächstenliebe, erklärt der Apothekenleiter Frater Rafael Ceniso, der dem Krankenpflegeorden der „Barmherzigen Brüder“ angehört.
„Es ist wichtig zu wissen, dass die vatikanische Apotheke kein Geschäft ist und keine Firma, die Geld macht. Das ist nicht unser Ziel. Die Hauptaufgabe unserer Apotheke ist es, anderen Gutes zu tun. Wir sind für alle hier, auch in dem Sinn, dass wir hier Medikamente haben, die in Italien und in anderen Ländern nicht zur Verfügung stehen.“
Nicht nur Vatikanmitarbeiter, sondern auch „Normalbürger“ können, sofern sie mit einem ärztlichen Rezept ausgestattet sind, in die Apotheke hinter den Mauern des Papststaates kommen. Die meistbesuchte Apotheke der Welt soll sie sein, heißt es; im Schnitt versorgen sich hier nicht weniger als 2000 Patienten pro Tag mit Medikamenten. Tatsächlich kann es geschehen, dass man mit Dutzenden anderen in der Schlange steht und auch eine Stunde wartet, ehe man an die Reihe kommt.
Anders, ja geradezu privilegiert ist der Weg, wenn es um Medizin für kranke Flüchtlinge geht. In diesem Fall werden die Arzneien vom päpstlichen Almosenamt angefordert. Meist kommt der von Papst Franziskus ernannte Leiter dieser Hilfseinrichtung, der polnische Erzbischof Konrad Krajewski, persönlich in der Apotheke vorbei, um die Bestellung aufzugeben.
„Natürlich wollen wir jedes Anliegen erfüllen, welches das Almosenamt an uns richtet“, erklärt Frater Ceniso. „Das Ziel ist nie der Profit, sondern die gute Tat. Sicher, die Apotheke wirft etwas ab, aber diese Einkünfte liegen in der Hand des Heiligen Vaters, und der gibt sie zurück an die Armen der Welt.“
Die „Farmacia Vaticana“ beschäftigt eine Reihe von Apothekern. Drei von ihnen mischen Medikamente in dem kleinen Labor, das in den hinteren Räumen verborgen ist: Antonella Mestriner, Adelina Marrazzo und Roberto Imperatori. Adelina Marrazzo, die seit 13 Jahren dort arbeitet, erzählt, die Nachfrage nach Arzneien vor allem gegen Krätze sei deutlich gestiegen. Die Flüchtlingsdebatte ist auch in dem päpstlichen Pharmazie-Labor Thema. Denn: Krätze verbreitet sich bei schlechten hygienischen Bedingungen und engem Kontakt rasend schnell. Und das ist hierzulande meist nur noch bei Obdachlosen oder eben Flüchtlingen der Fall.
„Scabies ist ein hochansteckender Parasit, der sehr unangenehm auf der Haut ist und Juckreiz verursacht. Die Betroffenen halten das kaum aus. Wir werden aktiv, sobald die Anfrage der Ärzte einläuft, mischen Salben und auch verschiedene Tinkturen - denn nicht immer wirkt die Salbe nach nur drei Tagen. “
Der Apotheker Roberto Imperatori erklärt, wie speziell die Arbeit im Labor ist: „Im Zentrum steht nicht die Krankheit, sondern der erkrankte Patient. Also, wir sind etwas wie kleine oder große Schneider. Wir machen Medizin nach Maß für den Kranken.“ (rv/or 03.09.2015 no)
Beliebteste Blog-Artikel:
|