Rücktritt an Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
Präsident Glück sieht angekündigtes vorzeitiges Ausscheiden als "nicht verhandelbar" - Synode könnte Tür öffnen für "regional unterschiedliche Seelsorge" - Deutschlands Umgang mit Flüchtlingen eine "gute Visitenkarte in der Welt" 07.09.2015 Bonn, 07.09.2015 (KAP/KNA) Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, gibt sein Amt am 22. November nach eigenen Worten "definitiv" ab. Sein Rücktritt sei "nicht verhandelbar", sagte der 75-Jährige am Montag im Münchner Presseclub. Glück hatte bereits bei seiner Wiederwahl vor zwei Jahren erklärt, er stehe nur noch für eine halbe Amtszeit zur Verfügung.
Der frühere CSU-Spitzenpolitiker erinnerte bei dem Gespräch mit Journalisten an die "massive Krise" der Kirche vor seiner Wahl zum ZdK-Präsidenten vor sechs Jahren. Damals habe es in der katholischen Kirche "Kräfte" gegeben, "die unsere Struktur bewusst ruinieren und an die Wand fahren wollten". Glück gehört dem ZdK seit 1984 an. Nach seinen Angaben war ihm bereits vor 2009 zweimal aus dem Gremium heraus das Präsidentenamt angetragen worden. Beide Male habe er abgelehnt.
Vor den Journalisten erklärte ZdK-Präsident Glück, er erwarte sich durchaus praktische Folgen von der am 4. Oktober beginnenden Bischofssynode in Rom und hoffe, sie werde "Türen öffnen für regional unterschiedliche Wege in der Seelsorge". In Deutschland sollte anschließend "der Weg frei" sein, das auch umzusetzen, was die deutschen Bischöfe mit großer Mehrheit zum Umgang mit wiederverheirateten geschiedenen Katholiken beschlossen hätten. Beim Streitthema Homosexualität sei hingegen aufgrund der "extrem unterschiedlichen kulturellen Prägungen" keine Änderungen zu erwarten.
Die ZdK-Vollversammlung hatte sich zuvor im Mai u.a. einstimmig für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften ausgesprochen, wofür es eine scharfe Absage mehrerer deutscher Bischöfe, darunter auch des Münchner Kardinals Reinhard Marx, gegeben hatte.
Eine Würdigung sprach Glück gegenüber der Hilfsbereitschaft der Deutschen gegenüber Flüchtlingen aus. Hier sei in den vergangenen Monaten "Großartiges aufgebrochen", das für Deutschland auch eine "gute Visitenkarte in der Welt" abgebe, erklärte der scheidende ZdK-Präsident. Der Umgang mit der Flüchtlingskrise sei für das Gemeinwesen die größte Herausforderung seit Jahrzehnten und ein Testfall für die im Grundgesetz festgeschriebene Unantastbarkeit der Menschenwürde.
Die Zuwendung zu Menschen in Not sei auch ein "zentraler christlicher Wert", betonte Glück. Der frühere CSU-Spitzenpolitiker mahnte zugleich einen respektvollen Umgang mit denen an, "denen wir sagen müssen, ihr könnt nicht hierbleiben". Hier gelte es ehrlich zu sein, was ebenfalls eine christliche Tugend sei.
Als dringlich bezeichnete Glück eine Verständigung über Lenkungsmaßnahmen in Deutschland und Europa. Es bestehe aber "keine Chance", sich vor dieser globalen Krise abzuschirmen. In den Flüchtlingsströmen entlade sich auch eine große internationale soziale Ungleichheit. Von der Politik sei nun "Führung" gefragt, die Sofortmaßnahmen und längerfristiges Nachdenken einschließen müsse. So könne auch Ängsten einiger Bürger vor Identitätsverlust begegnet werden.
Das ZdK ist die Dachorganisation der in kirchlichen Räten, Verbänden und Initiativen engagierten deutschen Laien-Katholiken. Der Präsident wird aus den Reihen des Gremiums heraus alle vier Jahre gewählt und von der Deutschen Bischofskonferenz bestätigt. Diese historisch gewachsene Struktur gibt es in keinem anderen Land.
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/72256.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.
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