Appell von Papst Franziskus: „Möge die Kirche Portugals die jungen Menschen zurückerobern” Während des Ad limina-Besuches der portugiesischen Bischöfe ruft Franziskus diese dazu auf, Christus einem „katechumenalen“ Vorbild entsprechend erneut „überzeugend“ darzustellen, Ebenso ermahnt der Papst die von einem „pastoralen Aktivismus“ versuchten und das Gebet vernachlässigenden Priester
Rom, 8. September 2015 (ZENIT.org) Luca Marcolivio | 57 klicks
Im Rahmen des gestrigen Ad-limina-Besuches der portugiesischen Bischöfe im Vatikan sprach Papst Franziskus in Zusammenhang mit der Realität des Katholizismus in diesem Land von einer „aufmerksamen“ und „dem Schicksal ihres Volkes gegenüber engagierten“ Kirche.
Innerhalb der Kirche Portugals ortet der Heilige Vater ein „Wachstum der Synodalität als pastorale Entscheidung“ der Diözesen. Wie aus der den Kardinälen überbrachten Botschaft hervorgeht, besteht deren Ziel in der Einbeziehung der Gläubigen in das „unermüdliche Bemühen um die Evangelisierung und die Heiligung des Menschen“.
Anschließend würdigte der Papst den „pastoralen Eifer“ und die „große Zahl der ergriffenen Initiativen“, insbesondere jener seit dem letzten Ad-limina-Besuch im Jahr 2007, der Pastoralvisite Portugals durch Benedikt XVI. im Mai 2010 bis hin zur „Nota Pastoral“ für die Förderung der pastoralen Erneuerung der portugiesischen Kirche (2013).
Aus den Berichten der Bischöfe über den letzten Fünfjahreszeitraum zog der Papst „mit großer Genugtuung“ den Schluss, dass „das Licht“ in einer „friedlichen“ und „vernunftgeleiteten“ portugiesischen Kirche „die Schattenseiten überstrahlt“. Der Heilige Vater sprach von einer Kirche, der „seitens der Bevölkerung und den nationalen Institutionen“ Gehör geschenkt wird, obwohl „man ihr nicht immer nachfolgt“.
Einer „gastfreundlichen“, „großzügigen“ und „religiösen“ Öffentlichkeit, die „den Frieden liebt und Gerechtigkeit möchte“, stehen ein „in Brüderlichkeit vereintes Bischofsamt“, „geistliche und kulturell kompetente Priester“, „dem Charisma ihrer Gründer gegenüber treue Ordensmänner und Ordensfrauen“ sowie „Laien“ gegenüber, „die mit ihrem Leben die effektive Gegenwart der Kirche in der Welt zugunsten einer menschlichen und sozialen Entwicklung zum Ausdruck bringen“.
In Zusammenhang mit diesen Versuchen, die Gemeinschaft der Kirche zu leben und einen Beitrag zu ihrer Vergegenwärtigung in der Welt zu leisten „eröffnen sich neue Räume für geeignete Initiativen, insbesondere für Interessierte an einer Erfahrung als Freiwillige im Bereich der Katechese, der Kultur und der liebevollen Sorge um unsere Armen, ausgegrenzten Brüder, Behinderten und Älteren“, so Franziskus.
Zugleich ermutigte der Heilige Vater die portugiesischen Bischöfe zur „Beständigkeit in der Evangelisierungsbemühung“ und bekundete seine Überzeugung, dass „eine wahrhaft christliche Gewissensbildung auch für die soziale Reifung und für einen tatsächlich ausgeglichenen Wohlstand eine äußerst große und unabdingbare Unterstützung darstellt“.
Als nächsten Schritt beleuchtete der Papst die Schwachpunkte der – durch in einer Phase des „Stillstands“ befindliche und eine Wiederbelebung des Glaubens benötigende oder „zu priesterzentrierte“ Pfarreien gekennzeichneten - portugiesischen Kirche – und ermahnte die Kardinäle, „angesichts Perplexität und Verbitterung hervorrufender Situationen nicht zu verzagen“.
Der Papst beklagte den Umstand, dass „manche Priester der Versuchung des pastoralen Aktivismus erliegen und das Gebet und die geistliche Tiefe als wesentliche Aspekte der Evangelisierung nicht pflegen“.
Negativ zu vermerken sei auch die „große Zahl der jungen Menschen, die die christliche Praxis nach dem Sakrament der Firmung aufgeben“: Laut Franziskus kann in diesem Zusammenhang eine bessere pastorale Sorge „in Zukunft irregulären Familiensituationen vorbeugen“.
Angesichts des „Orientierungsverlustes“ vieler Jugendlicher stellte sich Bergoglio die folgende Frage: „Ist die Abwendung der Jugend auf ihren eigenen Entschluss zurückzuführen? Oder liegt es an ihrem mangelnden Interesse am Angebot? Sind die Jugendliche deshalb nicht am Angebot interessiert, weil es ihnen keine Antworten auf die Probleme und Fragen gibt, die sie heute beschäftigen?“
Dem Papst zufolge haben viele junge Menschen seit langem „aufgehört, das Erstkommunionkleid zu tragen“, während die Gemeinde „bezüglich der Wahl der Kleidung“ weiterhin „Insistenz an den Tag legt“.
Auch die Zwölf wurden von Jesus gefragt, ob auch sie fortgehen wollten (vgl. Joh 6,67-69). Im Unterschied zu damals sei „der Vorschlag Jesu heute“ dennoch „wenig überzeugend“, was auch an der Schwierigkeit liege, ihm im Lebenszeugnis des Katecheten und der gesamten von ihm gesandten und unterstützten Gemeinschaft zu begegnen.
Das größte Hindernis sei nichtsdestotrotz „das vorherrschende Bild des Mensch als von der Freiheit vollkommen trunkenen Lehrling und Schöpfer seiner selbst“. Auf diese Weise sei „die Akzeptanz der Vorstellung der Berufung in ihrem höchsten Sinn schwierig“.
Die Einladung des Heiligen Vaters an die Katecheten und Gemeinden besteht somit „in einem Übergang von einem scholastischen hin zu einem katechumenalen Modell“. „Intellektuelles“ Wissen über Jesus Christus sei daher nicht genug. Vielmehr bedarf es der „in der Dynamik der Berufung erlebten persönlichen Begegnung“ mit ihm, im Rahmen derer Gott ruft und der Mensch antwortet“.
Auch die portugiesische Kirche benötige „junge Menschen, die zu einer Beantwortung des göttlichen Rufes fähig sind, damit die Entstehung tragfähiger und fruchtbarer christlicher Familien wieder möglich wird“.
Diese Ziele bezeichnete der Heilige Vater trotz der „vollkommenen Unwürdigkeit“ und „Schwachheit des Menschen“, die auch den Aposteln eigen war, als möglich: „Liebt, ihr Brüder, lasst es nicht an apostolischem Eifer und am Geist der Initiative fehlen, um dieses Resultat durch von der göttlichen Hilfe begleitete menschliche Anstrengung zu erzielen“, so der Heilige Vater abschließend.
( 8. September 2015) © Innovative Media Inc.
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