Familiensynode: Österreichs Bischöfe wollen "offene Diskussion"
Schönborn: Geistlicher Prozess, in den es angstfrei einzusteigen gilt - Elbs: Bei Frage der Wiederverheirateten Gerechtigkeit im Einzelfall anstreben - Küng: Hohe Ideale sind lebbar
Wien, 15.09.2015 (KAP) Österreichs Bischöfe erhoffen sich von der Weltbischofssynode zum Thema Familie eine "offene Diskussion". Es gehe nicht um eine Präsentation von bereits vorgefertigten Lösungen, sondern um einen "geistlichen Prozess", hatten sie bereits im Rahmen ihrer Frühjahrsvollversammlung erklärt, und Kardinal Christoph Schönborn fügte dem hinzu: Vor einer Debatte mit offenem Ausgang gelte es "keine Angst" zu haben".
Schönborn wird als Mitglied des Synodenrates gemeinsam mit dem Feldkircher Bischof Benno Elbs, dem offiziellen Delegierten der Österreichischen Bischofskonferenz, an der von 4. bis 25. Oktober dauernden Synode im Vatikan teilnehmen.
Seine Grundstimmung im Vorfeld der Synode bezeichnete Schönborn in einem Interview mit der US-amerikanischen katholischen Zeitung "National Catholic Register" als "sehr hoffnungsvoll". Die im öffentlichen Diskurs stark präsente Kluft zwischen progressiven und bewahrenden Kräften wertete er als "typische Mediennotwendigkeit, alles in schwarz oder weiß zu setzen". Die in der Synode vorgebrachten Positionen werden nach Einschätzung des Wiener Erzbischofs jedoch "nicht so weit voneinander entfernt liegen, wie die Medien dies suggerieren". Es gebe auch keinen "Block der europäischen Kirchen": Viele polnische Bischöfe hätten nicht die gleiche Sichtweise wie etwa einige deutsche Bischöfe.
Lob gab es vom Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz für die Arbeitsweise der Synode, die "straffer und gesprächsorientierter" sei als frühere Versammlungen. Pluspunkte seien etwa die geplante dreigeteilte Behandlung des Familienthemas und die Aufwertung der Gespräche in den Sprachgruppen. Damit werde es "viel mehr Möglichkeiten zum vertiefenden Gespräch und zur Diskussion geben".
Elbs: Sakramentenzulassung öffnen
Die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten im Einzelfall kann sich Bischof Elbs als ein Ergebnis der Synode vorstellen. Bereits im Arbeitspapier der Synode sei angedeutet worden, "dass die Kirche eine Logik der Eingliederung und nicht eine Logik der Ausgrenzung leben muss". Seine eigene Position sei geleitet vom Prinzip der Gerechtigkeit im Einzelfall, so Elbs: "Hier wird die Bestimmung eines Gesetzes bewusst übergangen, um der Gerechtigkeit und dem Gemeinwohl als einem höheren Wert besser Rechnung zu tragen."
Zum kirchlichen Umgang mit Homosexuellen erklärte der Feldkircher Bischof: "Jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes, dem bedingungslos Respekt, Achtung und Würde zukommen." Unterscheidung sei dabei noch nicht Diskriminierung. "Eine Ehe zwischen Mann und Frau ist etwas anderes als eine Beziehung zwischen zwei Männern oder zwischen zwei Frauen - psychologisch, biologisch und theologisch", so Elbs wörtlich.
Zugleich bedauerte der Bischof, dass sich die öffentliche Wahrnehmung zur Synode meist nur auf die "heißen Eisen" wiederverheiratete Geschiedene und Homosexualität reduziere. Eine andere große Frage sei der Generationenvertrag, die Hinwendung zu den Kindern und die würdevolle Begleitung von kranken, alten und behinderten Menschen. Dabei komme der Familie eine Schlüsselrolle zu. Zudem sei der Blick auf Familien auf der Flucht und in Armut ein Gebot der Stunde.
Die Gefahr eines Scheiterns der Synode oder einer Kirchenspaltung sieht der Bischof nicht. Der gemeinsame Nenner müsse in der Sorge um das Gelingen und die Entfaltung des Familienlebens liegen. Elbs rechnet zugleich aber auch mit Überraschungen. Sicher sei auch, "dass wir mit Spannungen leben müssen - auch nach der Synode." Fatal wäre es, in ein Verlierer-Sieger-Schema zu verfallen.
Küng hofft auf "Ermutigung"
Der St. Pöltner Bischof Klaus Küng erhofft sich von der Synode, dass junge Familien zum christlichen Ideal einer dauerhaften Liebe ermutigt werden könnten. Die Bischofsversammlung könne keine einzige Wahrheit zurücknehmen, führte der für Familienthemen innerhalb der Bischofskonferenz zuständige Bischof aus. Vielmehr solle sie bewusst machen, dass alle Menschen trotz persönlicher Schwächen hohe Ideale mit Gottes Hilfe leben können.
Eine möglichst breite Diskussion verschiedener Themen statt einer Engführung auf wenige "heiße Eisen" wünscht sich auch der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl. Es gebe weit mehr Fragestellungen als jene, die medial in Österreich transportiert werden, etwa: "Können Familien überhaupt gut leben? Wie geht es Kindern in den herausfordernden Situationen des Heranwachsens? Wieviel ist an Wohnraum vorhanden?" Es gelte die weltweit "unterschiedlichsten Herausforderungen, gerade was Ehe und Familie anlangt", wahrzunehmen.
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics erwartet Ende Oktober "konkrete Ergebnisse". Zum Thema wiederverheiratete Geschiedene meinte der Bischof im Vorfeld der Synode in der ORF-Sendung "Burgenland heute": Der Grundsatz sei, diesen Menschen mit Respekt und Wohlwollen zu begegnen und Vorgaben des Evangeliums und der Barmherzigkeit in Einklang zu bringen. Hier sei die Kirche noch auf der Suche nach einer generellen Lösung.
Weitere Berichte und Hintergrundinformationen rund um die Familiensynode im "Kathpress"-Themenpaket unter www.kathpress.at/synode
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathpress.at/site/nachrichten/database/72446.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich.
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