Der geschlossene Grenzzaun zu Ungarn wird die Flüchtlinge kaum aufhalten. Eine Grafik der neuen Fluchtrouten finden Sie am Ende des Artikels. (Quelle: AP/dpa)
Der geschlossene Grenzzaun zu Ungarn wird die Flüchtlinge kaum aufhalten. Eine Grafik der neuen Fluchtrouten finden Sie am Ende des Artikels. (Quelle: AP/dpa)
Seit der Nacht auf Dienstag ist die Balkanroute für Flüchtlinge blockiert. Von dem Zaun an der Grenze zwischen Ungarn und Serbien werden sich die Hilfesuchenden aber kaum aufhalten lassen. Längst informieren Aktivisten über alternative Routen. Die wahrscheinlichste führt westlich an Ungarn vorbei.
Statt zu versuchen, die Grenze zwischen Serbien und Ungarn zu überqueren, werden Flüchtlinge vermutlich den Weg über Kroatien wählen. Von dort ginge es über Slowenien weiter in die österreichischen Bundesländer Kärnten oder die Steiermark.
Genau diese Route beschreiben Karten der Facebook-Gruppe "Avoid Hungary - Migration News" (deutsch: "Vermeide Ungarn"). Auch an der griechisch-mazedonischen Grenze verteilten Helfer Landkarten mit alternativen Routen in die EU. Der Chef der kroatischen Grenzpolizei hatte schon am Montag einem TV-Sender gesagt, es gäbe nach Schließung der ungarischen Grenze nun eine "realistische Möglichkeit", dass Flüchtlinge nach Kroatien kämen.
Letzte Lücke im Grenzzaun geschlossen
Ungarn hatte in der Nacht auf Dienstag die letzte Lücke im 175 Kilometer langen Grenzzaun zu Serbien geschlossen - ein Bahngleis nahe dem Grenzort Röszke, über das bis dahin Tausende Flüchtlinge nach Ungarn gekommen waren. Zugleich traten um Mitternacht verschärfte Gesetze in Kraft. Danach gilt illegaler Grenzübertritt nun nicht mehr als Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat, und wird mit Haft oder Abschiebung sanktioniert.
Wegen dieser Maßnahmen fühlt sich Serbien in der Flüchtlingskrise zunehmend alleingelassen. Es sei inakzeptabel, dass Migranten aus Ungarn nach Serbien zurückgeschickt werden, wenn dort gleichzeitig täglich neue aus Griechenland und Mazedonien ankämen, sagte Außenminister Ivica Dacic. "Serbien schafft das nicht", schickte der Minister einen Hilferuf an die EU.
4000 Flüchtlinge sitzen fest
Ungarn müsse "wenigstens für Frauen und Kinder" die Übergänge wieder öffnen, sagte der für Flüchtlinge zuständige serbische Minister Aleksandar Vulin. Seinen Angaben zufolge befanden sich am Dienstag insgesamt rund 4000 Menschen im Land, die eigentlich über die Grenze nach Ungarn wollten.
Statt den Übergang wieder zu öffnen, denkt die Regierung in Budapest allerdings schon an den Bau eines weiteren Zauns an der Grenze zu Rumänien. Dieser solle laut Außenminister Peter Szijjarto am ungarisch-serbisch-rumänischen Dreiländereck beginnen und "in vernünftiger Länge" in Richtung Osten verlaufen.
Die Regierung des EU-Landes Rumänien wies den Vorstoß umgehend mit scharfen Worten zurück. Ein Zaun stehe "nicht im Einklang mit dem europäischen Geist", hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums. Die Initiative sei "nicht korrekt vom politischen Standpunkt her", zumal beide Länder "strategische Partner" seien. Man habe dies auch der Regierung in Budapest mitgeteilt.
Weitere Routen denkbar
Ungarn fürchtet, dass sich Schlepper nach der Schließung der Grenze zu Serbien neue Routen suchen könnten. Die scheinen allerdings kaum über Rumänien zu führen. Neben dem wahrscheinlichen neuen Hauptweg gelten auch die Routen Mazedonien-Kosovo-Montenegro-Bosnien-Kroatien und Serbien-Bosnien-Kroatien als allerdings unattraktivere Alternativen.
Vorstellbar ist auch der weitaus gefährlichere Weg über das Meer: vom Norden Griechenlands über Albanien und die Adria nach Süditalien. http://www.t-online.de/nachrichten/ausla...-eu-kommen.html
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