IRAN: Wachsende Brutalität gegen Christen Veröffentlicht: 19. September 2015 | Autor: Felizitas Küble
Im Iran steht die wachsende christliche Untergrundkirche seit Jahren unter großem Druck von Seiten der islamischen Behörden. Immer wieder führen Beamte Razzien gegen die verbotenen Hauskirchen durch, die größtenteils aus ehemaligen Muslimen bestehen. Dabei werden die Mitglieder verhaftet und verhört, in jüngster Zeit offenbar vermehrt unter Anwendung von Gewalt.
Kürzlich sprach das überkonfessionelle Hilfswerk “Open Doors” mit Robert Duncan von “Middle East Concern” über die aktuellen Entwicklungen im Mittleren Osten:
Was wissen wir über die Verhaftungen von Christen im Iran im vergangenen Sommer?Junge Christin bei Gottesdienst für den Frieden in Syrien
Es gab viele Festnahmen – genaue Zahlen zu nennen ist schwierig, aber wir wissen von 20 Verhaftungen in Kermanschah, Teheran, Schiras und Karaj im Juli und August. Die tatsächliche Anzahl könnte allerdings viel höher sein. Betroffen waren hauptsächlich Hauskirchen.
Es wird davon ausgegangen, dass es einem Regierungsvertreter gelang, sich in mehrere dieser Gruppen einzuschleusen und Informationen über Mitglieder und Gemeindeleiter zu sammeln, die zu den Verhaftungen führten. Das zeigt, wie vorsichtig Hauskirchen sein müssen, wenn sie neue Mitglieder aufnehmen, und dass Sicherheit ein großes Problem für diese Gemeinden ist.
Wie wurden die Verhaftungen durchgeführt?
Bei ihren Razzien auf Hauskirchen sind die Sicherheitsbeamten in der Regel bemüht, schnell vorzugehen und möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Doch diesen Sommer gab es mehrere Vorfälle, bei denen die Gefangennahmen unnötig brutal waren und vor den Augen der Nachbarn durchgeführt wurden.
Der Angriff auf eine Hauskirche in Karaj am 8. August ist ein eindrückliches Beispiel dafür: Mehr als 15 Sicherheitsbeamte in Zivil drangen während einer Taufe in ein Haus ein. Wie gewöhnlich beschlagnahmten sie Bücher und Satellitenschüsseln, danach gingen sie Nachbarn zufolge grob mit den Gemeindemitgliedern um und stießen sie in einen Kleinbus.
Was hat Sie am meisten getroffen, als Sie von den Verhören hörten? RTEmagicC__christenverfolgung_01.jpg
Natürlich hängt die Behandlung während eines Verhörs sehr vom Befrager ab, aber in diesem Sommer gab es regelmäßig Berichte von Schlägen. Das steht in starkem Kontrast zu einem Verhör im Februar, bei dem die Hauskirchenmitglieder respektvoll behandelt und höflich aufgefordert wurden, das Land zu verlassen.
Besonders eine Person – ein Hauskirchenleiter – wurde während des Verhörs übel beschimpft und für längere Zeit in Gewahrsam genommen. Nach dessen Freilassung traf ihn ein Freund sehr verzweifelt an. Diese Menschen brauchen unsere Unterstützung und Gebete.
Können wir etwas über die Ursachen dieser Entwicklung sagen? Könnten sie in Verbindung zu dem Atomabkommen stehen?
Ich vermute sehr, dass die Obrigkeit während der Verhandlungen sehr viel vorsichtiger vorgegangen ist, auch wenn sich das nicht beweisen lässt. Es war erstaunlich, dass zwischen dem 1. Januar und Anfang April keine einzige Verhaftung von Christen gemeldet wurde. Möglicherweise war das iranische Regime besorgt, dass die Verhandlungen durch Menschenrechtsfragen beeinträchtigt werden könnten und wollte daher unnötige Aufmerksamkeit vermeiden.
Quellen: Middle East Concern, Open Doors / Fotos: Bistum Regensburg, IGFM
Beliebteste Blog-Artikel:
|