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  • 29.09.2015 13:21 - Wo der Glaube Leben wird
von esther10 in Kategorie Allgemein.

28.09.2015 15:20
Wo der Glaube Leben wird


Amerika genießt den Besuch des Papstes – Rückblick auf die Reise des Heiligen Vaters in die Staaten – Nächstes Weltfamilientreffen in Dublin. Von Oliver Maksan
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Die Strapazen seiner langen Reise waren Franziskus nicht anzumerken.
Foto: dpa

Bis zum Schluss erwies die US-Regierung dem Papst besondere Ehre. Vize-Präsident Joe Biden persönlich verabschiedete den Papst am Sonntagabend auf dem Rollfeld in Philadelphia. Der Katholik war dem Papst über mehrere Stationen seiner Reise gefolgt. Außergewöhnliche Tage gingen damit zu Ende, während denen Amerika die Anwesenheit des Papstes regelrecht zu genießen schien – und die mit ihr verbundene Auszeit vom Parteien-Hader, der das Land spaltet. Auch der Papst schien seine Freude an den unzähligen Begegnungen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gehabt zu haben. Bis zuletzt wirkte der fast Achtzigjährige frisch und munter – und das nach neun Tagen eines ungeheuer dichten Reiseprogramms, das ihn durch zwei Länder und sechs Städte geführt hatte.

Am Sonntagnachmittag endete dieses mit der Feier einer großen Abschlussmesse des Weltfamilientreffens, des eigentlichen Anlasses des USA-Besuchs des Papstes. Auf dem Benjamin Lincoln Parkway in Philadelphia im Zentrum der Stadt vollzog sich eine feierliche Liturgie, zu der sich über eine Million Menschen versammelt haben sollen. Papst Franziskus versuchte in seiner Predigt, eine Hilfestellung für ein gelingendes Familienleben zu geben. „Der Glaube wächst mit seiner praktischen Anwendung und wird durch die Liebe geformt“, erklärte er. Kleine Gesten der Zärtlichkeit seien dabei entscheidend – etwa eine warme Mahlzeit, ein Segen vor dem Schlafengehen, eine herzliche Umarmung. Man lerne sie von der Mutter, dem Vater oder den Großeltern. Familien seien echte Hauskirchen, „der Ort, wo der Glaube Leben wird und das Leben Glaube“. Erzbischof Vincenzio Paglia, der als Präsident des Päpstlichen Familienrates die Weltfamilientreffen organisiert, gab nach der Messe den nächsten Veranstaltungsort bekannt. Der Papst habe entschieden, dass Irlands Hauptstadt Dublin nächster Gastgeber sein werde. Kommentatoren sahen das als eine kluge Ortswahl an. Schließlich sei Irlands Kirche durch den Missbrauchsskandal, aber auch das Referendum für die Homo-„Ehe“ besonderer Ermutigung bedürftig. Das Thema Missbrauch war aber auch in den USA präsent. Am Sonntagmorgen traf sich der Papst während einer Stunde mit fünf Missbrauchsopfern. Gott weine angesichts solcher Verbrechen, hatte Franziskus zuvor vor Bischöfen geklagt.

Am selben Ort wie die Abschlussmesse hatte am Abend zuvor eine große Vigil stattgefunden. Philadelphia ließ sich dabei nicht lumpen. Zu einem Festival der Familien im Zentrum der Millionenstadt boten die Gastgeber des Weltfamilientreffens auf, was das Land des Showbusiness zu bieten hatte. Soul-Legende Aretha Franklin sang innig das Lied „Amazing Grace“ vor dem Papst und den Hunderttausenden, die sich versammelt hatten. Verschiedene amerikanische Bands spielten auf. Dem Papst schien das Programm sichtbar zu gefallen. Interessiert und freundlich lächelnd folgte er ihm. Durch den Abend führte der amerikanische Schauspieler Mark Wahlberg. Nicht wenige wunderten sich, dass die Wahl auf das frühere Unterwäschemodell gefallen war. Doch ein nervöser Wahlberg legte vor dem Papst ein Zeugnis für seinen katholischen Glauben ab, der ihn zu allem inspiriere, was gut und schön sei in seinem Leben. Er hoffe auch, dass Gott Humor beweisen werde angesichts der Filme, die er gedreht habe und die nicht immer jugendfrei gewesen seien.

Doch neben Gesang und Tanzeinlagen lauschten die aus über hundert Ländern der Welt nach Philadelphia gekommenen Pilger vor allem den Zeugnissen von Familien, die ausgewählt worden waren, über ihre Lage vor dem Papst zu sprechen. Ein junges Paar aus Australien, das von der Gegenwart des Papstes und der Menge etwas aus den Konzept gebracht wurde, berichtete dem Pontifex stockend, wie sie sich in ihrer Verlobungszeit füreinander aufgehoben hätten, wie sie versuchten, in der Brautzeit täglich die Messe zu besuchen und den Rosenkranz zu beten. Wie, so baten sie den Papst um Rat, könnten sie ihre Liebe über ein Leben lang bewahren und frisch halten? Eine Familie aus Afrika berichtete über einen Schicksalsschlag, der über ihre Familie gekommen war, als sie ein innig erwartetes Kind verloren. Eine Familie aus Jordanien sprach über ihre Arbeit mit christlichen Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak.

Der Papst, der sich während der Zeugnisse Notizen gemacht hatte, improvisierte in seiner Antwort auf die Fragen der Menschen. Die vorbereitete Ansprache ließ er einmal mehr beiseite und sprach spontan. Dabei bezeichnete er die Familie als eine Fabrik der Hoffnung, der Hoffnung auf Leben und Auferstehung. „Der Wunsch nach der Familie ist Teil von Gottes Traum für die Menschheit.“

Zuvor hatte der Papst vor der Independence Hall noch eine Ansprache zur Religionsfreiheit gehalten. An der Stelle, wo die Vereinigten Staaten mit der Erklärung der Unabhängigkeit von England 1776 geboren worden waren, plädierte der Papst auf Spanisch dafür, die Religionsfreiheit zu stärken. Die Religionsfreiheit stehe im Zentrum des American way of life. Sie dürfe aber nicht als bloße Kultfreiheit missverstanden werden. Religionen seien gut und stärkend für die Gesellschaft. Schließlich setzten sie sich für den Menschen und das Gemeinwohl ein. Er stand dabei an dem Pult, das US-Präsident Abraham Lincoln 1863 in seiner Rede auf dem Schlachtfeld von Gettysburg benutzt hatte, um das demokratische Selbstverständnis Amerikas zu erläutern.

Wie schon in den Stationen zuvor enthielt auch der Besuch in Philadelphia wieder eine Begegnung, die einen bestimmten karitativen Akzent setzen wollte. Diesmal hatte sich der Papst ein Gefängnis ausgesucht – immerhin sitzt jeder vierte inhaftierte Mensch auf der Welt in einem US-Gefängnis. Bei seinem Besuch in der „Curran-Fromhold Correctional Facility“ machte der Papst vor Häftlingen klar, dass Strafe vor allem den Zweck der Resozialisierung und Wiedereingliederung in die Gesellschaft haben müsse. Es schmerze ihn zu sehen, dass Strafsysteme nicht Verletzungen behandeln und Wunden heilten. Damit ergänzte er seine Rede vor dem US-Kongress zuvor, als er zu einem Ende der Todesstrafe aufgerufen hatte.

In New York, wo sich der Papst von Donnerstagabend bis Samstagfrüh aufgehalten hatte, galt der karitative Akzent einer vor allem von aus Lateinamerika stammenden Einwanderern besuchten Schule. In der mitten im sozialen Brennpunkt Harlem gelegenen Schule „Our Lady, Queen of Angels“ schien sich der Papst besonders wohl zu fühlen. Gut gelaunt scherzte er mit den Kindern und ihren Eltern. Einmal mehr zeigte sich, wie der Papst in der persönlichen Begegnung zur Höchstform aufläuft.

Von Termin zu Termin eilte der Papst durch die Millionenstadt, die es dem Pontifex in einer der größten Polizeioperationen ihrer Geschichte ermöglichen wollte, einmal den nötigen Schutz zu genießen, zum anderen aber den Menschen begegnen zu können. Politischer Höhepunkt in New York war der Auftritt des Papstes vor den Vereinten Nationen. Im Golfwagen wurde der Papst neben UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sitzend durch die langen Gänge der Weltorganisation gefahren, ehe er sich an die versammelte Weltgemeinschaft wandte, darunter die deutsche Bundeskanzlerin. Wie schon im US-Kongress am Tag zuvor versuchte er auch hier, sanft aber deutlich die Gewissen wachzurütteln und besonders in Sachen Klimaschutz zum Handeln zu bewegen.

Das wunde Herz der pulsierenden Weltmetropole New York suchte der Papst anschließend am Ground Zero auf. Bei einem interreligiösen Gottesdienst wurde hier der Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 gedacht. Vertreter von Judentum und Islam, Hindus, Sikhs, aber auch Vertreter christlicher Konfessionen hatten sich in der Gedenkstätte versammelt. „Wir in New York sind Sünder und haben viele Fehler. Aber eines können wir: interreligiöses Gespräch führen“, meinte der New Yorker Kardinal Dolan. Der Papst selbst wollte mit dem interreligiösen Treffen ein Signal aussenden. „Ich vertraue darauf, dass unser Zusammensein hier ein machtvolles Zeichen für unseren gemeinsamen Wunsch sein wird, eine Kraft für Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit zu sein in dieser Gemeinschaft und der ganzen Welt.“



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