"Ehe und Familie im Licht der Bibel"
.........."Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie." (Gen 1,26)
Das biblische Wort sagt klar: Gott wollte dezidiert keine Androgynie! Die Zweigeschlechtlichkeit ist kein "Unfall" und auch keine Folge der "Ursünde", sie war schon vorher da. In der Theologiegeschichte taucht die Vorstellung, dass der Mensch in seiner paradiesischen Vollkommenheit androgyn geplant war, dass die Spaltung in Mann und Frau eine Unvollkommenheit darstellt und etwas mit der Ursünde zu tun hat, selten auf. Auf katholischer Seite gibt es nur Gregor von Nyssa († 394), der im 4. Jahrhundert meinte, Gott habe den Menschen einzig deshalb als Mann und Frau geschaffen, weil er die Sünde vorausgesehen habe . (Vielleicht dachte Gregor von Nyssa, der Bruder des hl. Basilius des Großen deshalb so negativ über die Ehe, weil er selbst verheiratet war, bevor er Bischof wurde…) Die Androgynie ist eher das Wunschdenken der Gnosis, so taucht diese Vorstellung etwa im frühen 17. Jahrhundert bei Jakob Böhme (1575-1624) auf. Ein Kennzeichen gnostischen Denkens ist nun einmal – wir erleben das ja in New Age -, dass alle Differenzierung und Begrenzung als negativ und dämonisch betrachtet wird: die Unterschiede bestehen nur in unserem Kopf und müssen dann wegmeditiert werden um zur großen Einheit – mit was auch immer – zu gelangen.
Dass der Mensch "Bild Gottes" ist, hat nach der Bibel etwas damit zu tun, dass er "Mann und Frau" ist . Auf jeden Fall sind Mannsein und Frausein in sich und in ihrer Zuordnung etwas Gutes. Das Schlusswort zum 5. Schöpfungstag lautet ja auch ausdrücklich: "Gott sah alles, was er gemacht hatte, und es war sehr gut!" (Gen 1,31) Dass der Mensch entweder als Mann oder als Frau existiert, ist weder ein Produktionsfehler, noch eine Belanglosigkeit, sondern es ist "sehr gut". Gott will und setzt die Geschlechterdifferenz, um sich darin selbst in seiner inneren Bezüglichkeit auf Liebe hin abzubilden. Von der neutestamentlichen Offenbarung der Dreifaltigkeit her, haben Theologen wie Matthias Joseph Scheeben, Hans Urs von Balthasar und im Mittelalter schon Richard von St. Viktor, mit Recht versucht, die Familie – Mann, Frau und Kind – als Abbild der ewigen göttlichen Dreifaltigkeit zu begreifen.
Das Licht das aus der Bibel auf die heutige Situation von Mann und Frau fällt, könnte man so formulieren: Wir glauben, dass Mann und Frau nicht zufällig oder irrtümlich eine je eigene geschlechtliche Identität haben, für uns ist die Unterschiedlichkeit in leiblicher und seelischer Hinsicht positiv. Gott will die Ehe als Einheit in Verschiedenheit: Wenn Mann und Frau zueinander Ja sagen bis zum Tod (- ein basar werden-) so hören damit nicht auf, ihre Eigenheiten zu haben. Aber jetzt beziehen sie diese ganz auf den anderen hin, sind ganz für den anderen da. Deshalb wird etwa eine eheliche Gemeinschaft nicht dann tief, wenn sich die Frau vermännlicht und der Mann "verfraulicht", sondern beide ihr Mannsein oder Frausein annehmen und in ihre Liebesgemeinschaft einbringen.
Aber der biblische Text im ersten Schöpfungsbericht geht noch weiter, denn das Mann- und/oder Frausein des Menschen ist noch in anderer Hinsicht Abbild Gottes:
"Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen." (Gen 2,28)
In dieser Stelle spiegelt sich eine für das gesamte Alte Testament zentrale Überzeugung: Zweck der Ehe ist – zusammen mit der Lebensgemeinschaft von Mann und Frau (- ein basar -) die Zeugung von Kindern; so gilt im Alten Testament der Kinderreichtum als Segen Jahwes, weil sich hier gleichsam seine fruchtbare Schöpfermacht darstellt. So heißt es etwa in den Psalmen:
"3 Kinder sind eine Gabe des Herrn, die Frucht des Leibes ist sein Geschenk. 4 Wie Pfeile in der Hand des Kriegers, so sind Söhne aus den Jahren der Jugend. 5 Wohl dem Mann, der mit ihnen den Köcher gefüllt hat! Beim Rechtsstreit mit ihren Feinden scheitern sie nicht." (Ps 127,3-5; vgl. Ps 115,14; 128,3; Gen 24,60; 33,5)
Natürlich sind Kinder damals auch so etwas wie die Altersversicherung. Doch das Licht des Wortes Gottes dringt tiefer. Denn das größte Wunder am gottgewollten Mann- und Frausein ist doch, dass gerade aus dem Nicht-Gleich-Sein der Geschlechter -, eine leibhafte Einheit hervorgeht. Aus der Zwei-Sein geht mittels der Einigung etwas Neues hervor. Das Kind ist die verleiblichte Einheit der Eltern. Fruchtbarkeit ist daher nicht etwas Äußerliches, sondern Gott legt viel von seinem eigenen Wesen in das Geschlechtliche des Menschen. Die "Zwei-Einheit" von Mann und Frau, wie der Katechismus sie nennt , übersteigt sich in das Wunder neuen Lebens. die Annahme des Schöpfungsauftrages: "Seid fruchtbar und mehret euch" öffnet daher Mann und Frau – wir nennen sie ja mit recht "ein Paar" – nicht nur auf die dazukommenden Kinder, sondern auf die Familiengemeinschaft, auf die Verwandtschaft, auf die Dorgemeinschaft, auf das soziale Leben insgesamt. Die Verneinung der Fruchtbarkeit verschließt die beiden in einen tragischen und unerfüllten "Egoismus zu zweit" , wie Balthasar es formuliert.
Der Blick auf das Alte Testament ist für uns Christen in unserem Verständnis der Ehe deshalb so wichtig, weil wir glauben, dass Gott die Ehe nicht erst mit Christus stiftet, sondern von der Schöpfung weg; das unzertrennliche Einswerden von Mann und Frau in der Fruchtbarkeit ist in die Natur des Menschen gelegt. Weshalb folglich auch eine Ehe zwischen Ungetauften eine echte, unauflösliche Verbindung darstellt, die auch die Kirche nicht trennen kann. Wir sprechen hier von einer so genannten "Natur-Ehe" (matrimonium legitimum), bei der es sich zwar nicht um ein Sakrament handelt, aber doch um eine Verbindung die für uns unantastbar ist . Um es mit den Worten von Familiaris Consortio zu sagen, "hat das Sakrament der Ehe vor den anderen die Besonderheit: Es umfasst als Sakrament eine Wirklichkeit, die bereits in der Schöpfungsordnung vorliegt."
Hier geht es weiter http://www.hauskirche.at/berichte/s-03wallner.htm
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