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  • 02.10.2015 23:28 - Bischofssynode: „Am Ende noch viel mehr Gesprächsbedarf“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Bischofssynode: „Am Ende noch viel mehr Gesprächsbedarf“


Familientreffen in Philadelphia - EPA

02/10/2015 07:00SHARE:

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Um in der Debatte um das katholische Verständnis von Ehe und Familie voranzukommen, nützt es weder, sich auf eine unveränderliche Lehre zu berufen, noch die Anpassung zu fordern. Das sagt der katholische Theologe Werner Jeanrond. Wenn ab Sonntag die Debatten in der Bischofssynode wieder aufgenommen werden, brauche es einen weiteren Blick.

„Was im Augenblick falsch läuft, ist, dass alles in einen Hut geworfen wird.“ Werner Jeanrond ist systematischer Theologe an der Universität Oxford und hat eine „Theologie der Liebe“ geschrieben. „Familie ist zum Beispiel nicht dasselbe wie Sexualität. Sexualität gibt es auch außerhalb von Ehe und Familie, und Homosexualität ist wieder eine andere Frage. Da wird im Augenblick alles durcheinander geworfen in Hinsicht darauf, dass sich etwas verändern soll oder darauf, dass sich unter keinen Umständen etwas verändern darf.“ In diesem Konfliktfeld bewege sich Kirche gerade, und nicht nur die Kirche. Verkürzungen helfen nicht, sagt der Theologe.

„Es geht ja um einen christlichen Lebenswandel, es geht um christliche Gemeinschaft, um das Verhältnis von Personen und deren Entwicklung zur Kirche als Gemeinschaft und deren Entwicklung. Wir sprechen von verschiedenen Entwicklungsphasen, die aber alle ausgeblendet werden, um einzelne Akte in sich selbst zu beleuchten. Das kann natürlich nicht gut gehen.“

Man könne die Frage nach christlichem Leben nicht auf einige moraltheologische Fragen reduzieren. „Was wir stattdessen brauchen ist einen größeren Blick und eine größere Rückbindung an unser Glaubensverhältnis zu Gott und zueinander in der Kirche, anstatt zu hoffen, dass mit einer päpstlichen, römischen oder vatikanischen Lehraussage jetzt wieder alles in Ordnung ist. Wir sind ja jetzt erst einmal in eine Bewegung gekommen, und diese Bewegung halte ich für sehr gut.“

Liebe beschreibt Beziehung

Das Doppelgebot der Liebe und die Aussage, dass Gott die Menschen liebt, sind die Grundlage allen Glaubens und allen Hoffens, sagt der Theologe. Dabei gebe es Grundsätzliches zu beachten: „Als Wichtigstes ist zu sehen, dass dieses Liebesgebot eine Beziehung beschreibt und nicht irgend einen Katechismus oder eine Dogmatik, aus der man dann eine Schublade herausziehen kann. Ohne diese lebendige Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen, zu Gottes Schöpfung und zu meinem eigenen in Entwicklung befindlichen Selbst, ohne dieses vier-fältige Beziehungsgeflecht gibt es gar keine Möglichkeit, theologisch zu denken.“
Jeanrond gibt zu bedenken, dass die Liebe in den letzten 200 Jahren romantisiert worden sei.

Man müsse sich heute also zunächst darüber verständigen, was denn überhaupt Liebe ist. Liebe sei mehr als Gefühl, Liebe, so der Theologe, sei eine Verbindung mit dem Anderen, nicht mit sich selbst. Lieben könne man auch nicht nur Gott oder nur einen Menschen. Alle Liebesbeziehungen hingen zusammen, das gelte es neu zu entdecken. Das sei auch Aufgabe der Synode, nicht nur das Wiederholen von bereits Gesagtem. „Es kann doch nicht sein, dass wir den Glauben und den Glaubensbezug und auch den Liebesbezug zu Gott nur aus einem Lehrgebäude heraus verstehen wollen. Das Lehrgebäude steht doch auch in einer dynamischen wechselseitigen Abhängigkeit von diesem Glaubenserfahrungen und von der Gegenwart Gottes in der Kirche und in den einzelnen Menschen. Deswegen geht es nicht an, dass man einfach nur sagt, hier ist die Lehre, und die ist unverrückbar.“ Die Lehre sei dazu da, den Menschen zu dienen und ihnen in ihrer Gottesbeziehung zu helfen, nicht umgekehrt. Sich der Lehre lediglich unterzuordnen sei der falsche Ansatz: Lehre brauche immer auch Sprache, und eine unveränderliche Sprache gebe es nicht, noch habe es sie jemals gegeben.

„Am Ende der Synode noch viel mehr Gesprächsbedarf“

Teil der Debatte ist die Frage, wie die auf Jesus fußenden Lehren wie etwa die Unauflöslichkeit der Ehe geschützt werden können. Wenn man auch nur ganz wenig ändere, so eine Meinung, verliere man auch gleich den ganzen Rest. Jeanrond sieht das anders. Er vermisse zum Beispiel eine ‚Theologie des Scheiterns‘, die ja von Jesus vorgelebt wurde, indem er sich mit Menschen traf, die an den Dogmen ihrer Gegenwart gescheitert seien. „Da müssen wir uns doch mal entspannen und nicht etwas suchen, was uns Menschen nicht gegeben ist, nämlich eine unveränderliche Sprache, eine unveränderliche Zeit, ein unveränderlicher Raum. Wir leben in diesen Veränderungen. Das heißt aber nicht, dass wir deswegen einer Beliebigkeit opfern müssen. Wir sind weder Diener der Beliebigkeit noch Diener einer sogenannten unverrückbaren Lehre. Dazwischen ist ein großer Raum. Und den müssen wir neu und schöpferisch ausnutzen.“

Kann die Synode da eine Lösung anbieten? Nein, sagt Jeanrond, aber sie kann einen Schritt gehen. „Da muss man doch länger denken. Das ist ein Teil eines Prozesses. Ich bin zuversichtlich, dass am Ende der Synode klarer geworden ist, dass noch viel mehr Gesprächsbedarf, Forschungs- und Diskussionsbedarf besteht. Da kann es nicht sein, dass man einfach nur einige Pflaster aufklebt und sagt, wenn du um Entschuldigung bittest, darfst du auch wieder zur Kommunion kommen‘. Wir müssen erst einmal bedenken, warum wir überhaupt ein Sakrament zur Bedingung eines anderen machen. Das einem Menschen zu erklären, fällt ja heute schon sehr schwer.“

(rv/br 02.10.2015 ord)



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