Keine Festungs-Gesellschaft, sondern eine Familien-Gesellschaft sein“
Die Worte von Papst Franziskus beim Angelusgebet vom Sonntag, dem 4. Oktober 2015 Von Redaktion
Vatikanstadt, 4. Oktober 2015 (ZENIT.org)
Wir dokumentieren im Folgenden in einer eigenen Übersetzung die Worte, die Papst Franziskus nach der Messe im Petersdom beim Angelusgebet um 12.00 Uhr vor den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen und Pilgern sprach.
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Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Vor kurzem endete im Petersdom die Eucharistiefeier zur Eröffnung der ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode. Drei Wochen lang werden sich Synodenväter aus allen Teilen der Welt um den Nachfolger Petri versammeln und eine eingehende geistliche und pastorale Reflexion über die Berufung und Mission der Familie in der Kirche und der Gesellschaft vornehmen. Wir werden den Blick auf Jesus gerichtet halten, um auf der Grundlage seiner Lehre der Wahrheit und der Barmherzigkeit die geeignetsten Wege für einen angemessenen Einsatz der Kirche mit den Familien und für die Familien auszumachen, sodass der ursprüngliche Plan des Schöpfers für den Mann und für die Frau umgesetzt wird und seine gesamte Schönheit und Kraft in der heutigen Welt ihre Wirkung entfalten.
Die Liturgie des heutigen Sonntags legt uns den im Buch Genesis enthaltenen grundlegenden Text über die Komplementarität und Gegenseitigkeit von Mann und Frau vor (vgl. Gen 2,18-24). Laut der Bibel verlässt der Mann aus diesem Grund Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch, d.h. ein Leben, eine Existenz (vgl. V. 24). In dieser Einheit geben die Eheleute ihr Leben an neue Menschen weiter: Sie werden Eltern. Sie nehmen Anteil an der schöpferischen Macht Gottes. Aber Achtung! Gott ist Liebe, und man nimmt an seinem Werk teil, indem man mit ihm und wie er liebt. Zu diesem Zweck wurde laut dem hl. Paulus die Liebe durch den uns gesandten Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen (vgl. Röm 5,5). Es handelt sich um jene Liebe, die auch den Eheleuten im Sakrament der Ehe geschenkt wird. Diese Liebe nährt jede Beziehung durch Freude und Schmerzen, heitere und schwierige Momente. Diese Liebe erweckt das Verlangen nach der Zeugung, dem Erwarten, dem Aufziehen und der Erziehung von Kindern. Eben diese Liebe erweist Jesus im heutigen Tagesevangelium den Kindern: „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes“ (Mk 10,14).
Heute bitten wir den Herrn darum, dass alle Eltern und Erzieher in aller Welt ebenso wie die gesamte Gesellschaft zu Werkzeugen jener Aufnahme und jener Liebe werden mögen, mit der Jesus die Kleinsten umarmt. Er blickt mit der Zärtlichkeit und Sorgfalt eines Vaters und zugleich einer Mutter in ihre Herzen. Ich denke an die vielen hungernden, verlassenen, ausgebeuteten, zum Krieg gezwungenen und abgelehnten Kinder. Es ist schmerzhaft, die Bilder unglücklicher Kinder zu sehen, deren Blick verloren ist, die der Armut und Konflikten entfliehen, an unsere Türen und unsere Herzen klopfen und uns um Hilfe bitten. Der Herr helfe uns dabei, nicht eine Festungs-Gesellschaft, sondern eine Familien-Gesellschaft zu sein, die zur Aufnahme fähig ist, wobei angemessene Regeln gelten, die jedoch immer zur liebevollen Aufnahme führen!
Ich rufe euch dazu auf, mit dem Gebet die Arbeiten der Synode zu unterstützen, auf dass der Heilige Geist die Synodenväter für seine Inspirationen vollkommen gefügig mache. Bitten wir die Jungfrau Maria um ihre mütterliche Fürsprache, indem wir uns im Geiste mit jenen vereinen, die in diesem Augenblick am Heiligtum von Pompeij das „Bittgebet an die Gottesmutter vom hl. Rosenkranz“ rezitieren.
[Nach dem Angelus:]
Liebe Brüder und Schwestern,
gestern erfolgte im spanischen Santander die Seligsprechung von Pio Heredia und weiterer siebzehn Mitbrüder und Mitschwestern des Zisterzienserordens der strengen Observanz und nach dem hl. Bernhard, die während des Spanischen Bürgerkrieges und der religiösen Verfolgung in den 1930-er Jahren aufgrund ihres Glaubens ermordet wurden. Preisen wir den Herrn für diese mutigen Zeugen und bitten wir ihn durch deren Fürsprache darum, die Welt von der Geißel des Krieges zu befreien.
Ein Gebet richte ich an den Herrn für die Opfer des Erdrutsches, von der ein gesamtes Dorf in Guatemala betroffen wurde und ebenso für die Opfer der Überschwemmungen an der französischen Côte d'Azur. Wir erweisen den schwer in Mitleidenschaft gezogenen Bevölkerungen auch durch konkrete Gesten der Solidarität unsere Nähe. Ich danke euch so zahlreich aus Rom, Italien und vielen Teilen der Welt erschienenen Menschen. Mein Gruß gilt den Gläubigen aus der Erzdiözese Paderborn (Deutschland), aus Porto (Portugal) und der Gruppe des Kollegiums Mekhitarista in Rom.
Am Gedenktag des hl. Franz von Assisi, dem Schutzpatron Italiens, heiße ich mit besonderer Zuneigung die italienischen Pilger willkommen; insbesondere die Gläubigen aus Reggio Calabria, Bollate, Mozzanica, Castano Primo, Nulo und Parabita. Ich begrüße die jungen Menschen aus Belvedere di Spinello und die Vereinigung zum Schutz der Rechte der Fußgänger in Rom und in der Region Latium.
Euch allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Vergesst bitte nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!
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