Schlußdokument von Geheimsynode fertiggestellt, bevor Bischofssynode begonnen hat? 8. Oktober 2015 06:48 | Mitteilung an die Redaktion
Papst Franziskus auf dem Weg zur Synodenaula
(Rom) „Es könnte überflüssig erscheinen, den Verlauf der Synode Tag für Tag zu verfolgen, wenn man daran denkt, daß in Wirklichkeit allein die Schlußfolgerungen zählen“, so die traditionsverbundene Seite Chiesa e postconcilio. Angespielt wird dabei auf die jüngste Ankündigung, daß Papst Franziskus bereits zum Abschluß der Synode ein Schlußdokument vorstellen will.
„Bisher wurden die nachsynodalen Dokumente als Zusammenfassung der Snyodenarbeit nach einem oder zwei Jahren veröffentlicht, weil ein entsprechender Text erst erarbeitet werden mußte.“ Wenn Papst Franziskus zum Synodenende schon einen fix und fertigen Text vorlegen will, kann das nur bedeuten, daß dieses Schlußdokument bereits vorab und unabhängig von der Synode vorbereitet wird. Welchen Sinn aber kann es haben, eine Synode einzuberufen, gleich eine Doppelsynode, um die Bischöfe aus aller Welt wochenlang diskutieren zu lassen, dann aber an dieser Synode vorbei – und ohne deren Berücksichtigung – deren Schlußdokument zu formulieren?
Der Text dürfte von der Parallelsynode in der Villa Malta ausgearbeitet worden sein. Am Sitz der römischen Jesuitenzeitschrift Civiltà Cattolica tagte in den beiden Wochen vor Synodenbeginn geheim ein 30köpfiges Team, das sich nur aus Jesuiten zusammensetzte. Die Koordination hatte Pater Antonio Spadaro, der Schriftleiter der Zeitschrift inne, der vom Papst auch persönlich zum Synodalen ernannt wurde. Spadaro stellt damit das einzige direkte Bindeglied zwischen der Bischofssynode und der Parallelsynode dar.
Deren Existenz wurde bisher vom Vatikan offiziell nicht bestätigt, weshalb auch von einer „Geheimsynode“ die Rede ist.
Diese Synoden-Dichotomie findet damit zwar eine Erklärung, mildert aber nicht die Tatsache ab, daß die Parallelität einer Bischofssynode und einer Geheimsynode unvereinbar sind. Schon gar nicht, wenn die Geheimsynode durch das Schlußdokument am Ende sogar mehr und entscheidenderes Gewicht haben wird.
Die Villa Malta der Jesuiten, auch Villa delle Rose (Rosenvilla) genannt, liegt am Rande der Gärten der Villa Borghese und ist nicht mit dem auch häufig Villa Malta genannten Priorat von Rom des Souveränen Malteserordens auf dem Aventin zu verwechseln. Tägliche Pressekonferenzen ein Heimspiel der Kasperianer
Unterdessen erweisen sich die täglichen Pressekonferenzen, wie bereits im Vorjahr, als Heimspiel der Kasperianer. Organisiert werden sie vom Presseamt des Heiligen Stuhls in Zusammenarbeit mit dem Synoden-Generalsekretariat unter der Leitung von Kardinal Lorenzo Baldisseri, einem Papst-Vertrauten.
Die kräftige Wortmeldung zum Synodenauftakt von Kardinal Peter Erdö zur Verteidigung der katholischen Ehe- und Morallehre und einer Absage an die „neue Barmherzigkeit“ mußte zum Handeln herausfordern. Nachdem in der ersten Pressekonferenz am Montag Synoden-Sondersekretär Bruno Forte Erdös Rede torpedierte, indem er das genaue Gegenteil erklärte, wurden in der zweiten Pressekonferenz am Dienstag mit dem kanadischen Erzbischof Durocher und Kurienerzbischof Claudio Celli vom Päpstlichen Rat für die sozialen
Kommunikationsmittel gleich zwei Synodalen geladen, die Erdös Rede herunterspielten. Durocher, der gleichzeitig das Frauendiakonat und die Laienpredigt forderte, meinte: „Die Rede Erdös ist ein wichtiger Teil, aber es ist nur ein Teil.“
Celli sagte hingegen: „Die Kirche spricht zum Mann und zur Frau von heute. Sie tritt in Kontakt mit der Wirklichkeit von Familie und Ehe, die vielfältig und komplex ist, viel vielfältiger und komplexer als die bloße Verbindung von einem Mann und einer Frau … Das Panorama zu den wiederverheirateten Geschiedenen ist völlig offen … Wenn es sich durch die Rede Erdös geschlossen hätte, was tun wir dann noch hier?“
Koordinator der Geheimsynode warnt vor „konspirativer Hermeneutik“
Villa Malta der Jesuiten Gestern sagte Franziskus in seiner morgendlichen Predigt in Santa Marta: „Wo der Herr ist, ist die Barmherzigkeit […] Die Sturheit fordert die Barmherzigkeit heraus.“ Handelte es sich dabei „um eine Mahnung an die Synodenväter?“, fragt sich Chiesa e postconcilio.
Schließlich folgte gestern noch eine Erklärung des Jesuiten Spadaro: „Franziskus hat darum gebeten, nicht in eine konspirative Hermeneutik [?] zu verfallen, die soziologisch schwach und geistlich nicht hilfreich ist … Man muß aufpassen, daß mit der Entschuldigung, den Glauben zu verteidigen, nicht bloß die eigenen Ideen verteidigt werden. Es ist wichtig, daß die Kirche nicht einem Wagenburgkomplex verfällt von wenigen gegen eine feindlich gesinnte Welt. Es ist notwendig, daß die Kirche, Mutter und Lehrmeisterin, ihre Kinder, die sie aufzieht, in ihrer konkreten Existenz annimmt. Die Kirche ist Lehrmeisterin, wenn sie in der Muttersprache lehrt und spricht, die den Menschen verständlich ist, an die sie sich wendet.“
Ausgerechnet aus dem Mund des päpstlich beauftragten Koordinators der Geheimsynode der Jesuiten in der Villa Malta kommt eine Warnung vor einer „konspirativen Hermeneutik“? „Sophismen dieser Art repräsentieren das besessene Hämmern, mit dem das Mantra der ‚Barmherzigkeit‘ wiederholt wird, die wie eine Keule geschwungen wird und dahinter einen Geist erkennen läßt, der sich am Rauch der Welt berauscht hat“, so Chiesa e postconcilio. Papst Franziskus: „Alte Netze aufgeben“
Das trifft sich mit den Schlußworten des Papstes bei der heutigen Generalaudienz:
„Möge der Enthusiasmus der vom Heiligen Geist animierten Synodenväter den Schwung einer Kirche entfachen, die die alten Netze aufgibt und wieder im Vertrauen auf das Wort ihres Herrn zu fischen beginnt. Beten wir inständig dafür! Christus hat im übrigen versprochen und uns ans Herz gelegt: Wenn sogar die schlechten Väter den hungrigen Söhnen nicht das Brot verweigern, wie könnte dann Gott nicht den Geist jenen geben, die – wenn auch unvollkommen, so wie sie sind – mit leidenschaftlichem Beharren darum bitten“.
„Was aber meint der Papst mit: ‚die alten Netze aufgeben‘? Die Einheit von Lehre und Praxis ist kein Museumsstück, sondern lebendige Lehre dessen, der die Kirche gestiftet und durch die Jahrhunderte fruchtbar sein hat lassen.
Hören wir nicht auf, daran zu erinnern, daß pastoral bedeutet, die Lehre in die Praxis zu ‚übersetzen‘ und nicht Veränderungen an der Lehre vorzunehmen und auch nicht sich der Praxis zu bedienen, um die Lehre zu umgehen. Es ist zu befürchten, daß das neue System, die Lehre zu umgehen, eine „Breitenpastoral“ sein könnte je nach Ort und Kultur …“, so Chiesa e postconcilio.
Die Kollegialität an ihre schädlichen Extreme geführt? Text: Giuseppe Nardi Bild: Vatican.va (Screenshot)
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