Kardinal Pell: „Der Brief war privat“
Mit Lesebrille: Kardinal Pell - AFP
13/10/2015 09:27SHARE: Der australische Kurienkardinal George Pell hat bestätigt, dass sich mehrere Kardinäle in einem Brief an den Papst gewandt haben, um ihm einige Sorgen zur laufenden Bischofssynode vorzutragen. Allerdings sei der Brief von letzter Woche „privat“ und sollte nicht veröffentlicht werden, betont der Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats in einer Erklärung vom Montagabend. Der Text, den die italienische Zeitschrift Espresso am Montag ins Internet gestellt hatte, entspreche nicht gänzlich dem tatsächlichen Brief an den Papst, so Pell. Auch was die Liste der unterzeichnenden Kardinäle betreffe, gebe es „Irrtümer“. Mehrere Kardinäle hatten am Rand der Synode bekräftigt, sie hätten diesen Brief nicht unterschrieben.
Kardinal Pell betont, dass es in der Bischofssynode zum Thema Ehe- und Familienpastoral in den meisten Punkten einen starken Konsens unter den Teilnehmern gebe. Allerdings spreche sich eine Minderheit der Synodenväter für eine Änderung der Regeln zum Kommunionempfang aus. Pell sieht aber „keine Möglichkeit, an dieser Lehre etwas zu ändern“. Außerdem spricht der Kardinal von einer Sorge bei vielen Synodenvätern, was die Zusammenstellung des Redaktionskomitees für das Synoden-Schlußdokument betreffe. Diese Sorge gelte auch dem Prozess, wie das Dokument den Synodenvätern am Samstag nächster Woche präsentiert und zur Abstimmung gestellt werden solle.
Papst Franziskus hatte am Dienstag letzter Woche in einer kurzen Rede vor der Synode einige Punkte angesprochen, auf die sich auch der Brief der Kardinäle bezieht. Dabei hatte Franziskus betont, die Synode dürfe sich nicht thematisch auf ein Thema wie etwa den möglichen Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene engführen lassen. An der kirchlichen Lehre zu Ehe und Familie werde nicht gerüttelt, sagte er weiter. Zum Redaktionskomitee des Schlußdokuments betonte der Papst, er habe dessen Mitglieder ernannt. (ncr/rv 13.10.2015 sk)
Synode: Kardinal Müller sieht „neue Vatileaks-Affäre“ Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat die Veröffentlichung eines Beschwerdebriefes an den Papst im Internet kritisiert. Dass ein privates Schreiben an den Papst veröffentlich werde, sei ein „Skandal“, sagte er der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Dienstag). Zugleich ließ er offen, ob er selbst den Brief unterzeichnet habe. „Ich sage nicht, ob ich unterschrieben habe oder nicht“, so der Präfekt der Glaubenskongregation. Die Urheber der Veröffentlichung wollten nur Streit und Spannungen erzeugen. Müller sprach von einer „neuen Vatileaks-Affäre“. Er spielte damit auf die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente vom Schreibtisch Benedikts XVI. vor drei Jahren an. Nachdem die italienische Zeitschrift „L'Espresso“ am Montag das Schreiben und die Namen von 13 angeblichen Unterzeichnern im Internet veröffentlichte, dementierten bis zum Nachmittag vier der Kardinäle, den Brief unterschrieben zu haben. Ein weiterer teilte mit, er habe einen anderen Brief unterschrieben.
Müller verwahrte sich in den Interview zudem entschieden gegen Behauptungen, er stehe nicht loyal hinter Papst Franziskus. „Ich lasse nicht zu, dass mein Gehorsam und mein Dienst für Papst und Kirche in Zweifel gezogen werden“, so Müller. Als Präfekt der Glaubenskongregation sei er der „erste Mitarbeiter des Papstes“. Weiter sagte er: „Ich kenne niemanden, der gegen den Papst ist.“
Ein Sprecher von Kardinal George Pell, der den Brief laut „L'Espresso“ übergeben haben soll, bestätigte am Montagabend die Existenz eines solchen Schreibens an den Papst. Der im Internet veröffentlichte Brief sei jedoch hinsichtlich des Inhalts wie der Unterzeichnerliste fehlerhaft wiedergegeben, so der Sprecher. (kna 13.10.2015 gs)
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