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  • 16.10.2015 10:03 - Nachbarn des Papstes – Besuch bei den Obdachlosen am Petersplatz
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Nachbarn des Papstes – Besuch bei den Obdachlosen am Petersplatz
Andrea Krogmann


Rom, 16.10.15 (kath.ch) «Das Leben ist schön», sagt Krysztof. Ein Blick in sein freundliches Gesicht mit dem warmen Lächeln zeigt: Er meint, was er sagt. «Es sind die Menschen, die es ruinieren.» Krysztof lächelt. Täte er es nicht, die meisten würden es verstehen. Krystof ist 51 Jahre alt. Geboren wurde er im Osten Polens, in einem kleinen Ort ein paar hundert Meter von der ukrainischen Grenze, da, wo zu dieser Zeit Mütter und Grossmütter den Männern noch in der Morgendämmerung das deftige Frühstück aufs Feld brachten. Das sind die schönen

Erinnerungen, die Krysztof an seine Familie hat. Die anderen, die dunklen Geschichten sind es, die ihn dahin gebracht haben, wo er jetzt ist: In den Eingang eines der Häuser rund um den Petersplatz, wo er ein bisschen Schutz vor der Witterung findet. Krysztof ist einer der «Armen von Papst Franziskus».

Immer wieder schnupft Krystof sich die Nase. Vor zwei Tagen, als es so geregnet hat, hat er einen Teil seiner Kartonunterlage einem Zeitgenossen abgetreten. Sie nennen sich Kollegen, manche sind Freunde. Für einen von ihnen hat Krystof sich erkältet. «Davon stirbt man nicht.»

Den Satz sagt er öfter: Auf der Suche nach einer warmen Mahlzeit, einem trockenen Schlafplatz im nasskalten römischen Winter, einem Schattenplatz in der Sommerhitze, nach einem Gelegenheitsjob «einen Monat hier, zwei Monate dort»: «Das bringt einen nicht um», lächelt Krysztof. Sein Kollege Marek wünscht ebenso freundlich konsequent allen Passanten einen guten Abend, in der Hoffnung auf ein paar Münzen für die Baskenmütze vor den beiden Stoffbären in dem geschützten Hauseingang.

Grosse Achtung vor dem Papst

Von hier, erzählt Krystof, verfolgen sie mittwochs die Generalaudienzen des Papstes, sonntags die Messen. Was Franziskus für sie tut, ist «gerecht und dringend nötig, er hilft uns sehr!» Die Aufzählung der Verbesserungen, die mit Franziskus’ Amtsantritt Einzug in das Leben der vielen Obdachlosen Roms erhalten haben, ist lang, die Achtung vor dem Papst aus Argentinien gross. Neue Duschen hat dessen Almosenmeister, Erzbischof Konrad Krajewski, an den Kolonnaden für die Strassenbewohner einrichten lassen. Dazu einen Coiffeursalon, in dem die Menschen ein Stück Würde zurückbekommen.

Doch das Leben bleibt elend. «Die meisten hier», sagt Krystof, «werden dir das gleiche mit anderen Worten erzählen. Nur die Lebensgeschichten, die nach hier führten, unterscheiden sich.» Die Polen und der Ukrainer, die sich hier, einen Steinwurf vom Petersplatz entfernt, den Schlafplatz teilen, stimmen nickend zu. Eine Zigarette macht die Runde, die Asche wandert fein säuberlich in den Aschenbecher.

Nach der Scheidung ging es abwärts

Krystofs Geschichte klingt wie ein Klassiker. In den 1980er Jahren zum Arbeiten nach Italien gekommen. Gescheiterte Ehe. Die Unterhaltsforderungen für Ex-Frau und den gemeinsamen Sohn wachsen ihm über den Kopf. Er wird krank, verliert die Arbeitsstelle, landet auf der Strasse. Das ist schon Jahre her. Sein Sohn ist heute 24, lebt mit der Mutter in Polen. Manchmal, erzählt Krysztof, fragt er bei seinem Bruder nach, wie es ihnen geht. Mehr Kontakt will er nicht, das Thema Familie ist für ihn abgeschlossen. «Es ist traurig, aber wahr. So bin ich: Ich habe Angst vor einer neuen Beziehung.» Krysztof hält inne. «Vielleicht, wenn ich eine Frau finde, mit der es mir gut geht und ihr mit mir… Aber dann nur ohne Trauschein!»

Mehr als auf eine Partnerin hofft Krysztof auf Arbeit. «Ich kann nicht lange rumsitzen, ich muss etwas tun.» Seine Papiere hat er auf Anraten von Ordensschwestern bei einer Caritasstelle ausserhalb Roms sicher hinterlegt. In den kommenden Tagen will er sie abholen. Mit Papieren, hofft er, stellt ihn sein früherer Arbeitgeber wieder ein.

Bewerbung für ein Dach über dem Kopf

Krysztof willigt ein in das Foto, und zum ersten Mal an diesem Abend weicht für einen Moment das Lächeln aus seinem Gesicht. Am nächsten Tag hat er ein Vorstellungsgespräch bei den Mutter-Teresa-Schwestern für eines der 34-Betten in dem jüngsten vatikanischen Projekt: dem unlängst eröffneten Obdachlosenschlafsaal ein paar Seitenstrassen entfernt. Wenn es klappt, hat er für einen Monat ein Dach über dem Kopf. Und dann? Krysztof lächelt. «Die Winter in Rom sind kalt, aber auch daran stirbt man nicht». (cic)



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