Koch: Hätte die Einstimmigkeit „nicht für möglich gehalten“
Der Berliner Erzbischof und Synodenrelator Heiner Koch - RV
21/10/2015 12:32SHARE: 0:00
„Jetzt am Ende kann ich sagen: Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir leisten konnten, und haben schon sehr viel Anerkennung erfahren.“ Das sagt der Relator (dt.: Berichterstatter) des deutschen Sprachzirkels auf der vatikanischen Bischofssynode, Berlins Erzbischof Heiner Koch. Im Gespräch mit Radio Vatikan erzählte er an diesem Mittwoch von der Arbeit im „Germanicus“-Zirkel, zu dem u.a. die Kardinäle Kasper, Müller und Marx gehören.
„Man stellt sich das von außen vor, als wenn das ein Kolloquium von vier Theologieprofessoren gewesen wäre – das war es nicht! Es war ein wirklich lebendiges Miteinander.“ Vor allem sei es ein „Prozess“ gewesen: „Wir haben keinen Modus (dt.: Änderungsvorschlag) so verabschiedet, wie wir ihn in der Diskussion begonnen haben. Und das war jetzt nicht das Ringen um Formulierungen, so dass jeder zustimmen kann, sondern wir haben sachlich-fachlich diskutiert und sind nachher aus dem Ringen heraus zu einem Ergebnis gekommen.“ Es sei „nie das erste Ziel gewesen“, Einstimmigkeit zu wahren: „Wir hätten auch gut damit leben können, zu sagen: In der Frage sind wir unterschiedlicher Meinung. Das halte ich in einer offenen Synode für das Normalste.“ Doch bemerkenswerterweise hätten die Mitglieder der deutschen Sprachgruppe „im Miteinander“ immer zu Einmütigkeit gefunden – sowohl bei den Modi als auch beim jeweiligen Bericht. „Also, ich hätte das nicht für möglich gehalten. Ich hätte das absolut nicht für möglich gehalten!“
Es bewege ihn und mache ihn „auch sorgenvoll, dass der Text sich durch Interventionen, durch Modi, in den einzelnen Paragraphen dramatisch verändert“. Eigentlich müsste das Plenum aus seiner Sicht „jetzt zu dem veränderten Text wieder Stellung nehmen“, so Erzbischof Koch.
„Es zeigt mir die Grenzen, mit so einer großen Zahl von 270 Synodenvätern einen Text zu erarbeiten – das ist fast unmöglich, das kann man ja ewig so weiterentwickeln!“ Der Schlusstext der Synode werde „sicher nicht alles umfassen können“: „Das ist völlig ausgeschlossen, das wären ja Bücher!“ Und außerdem werde der Schlusstext wohl nicht aus einem Guss und auch nicht von großer „literarischer Kraft“ sein. Koch wörtlich: „Wir hätten mehr themenmäßig arbeiten müssen und Themen vorstellen, nicht Texte.“ „Bedrückt über vereinzelte Äußerungen“
Nach Angaben von Erzbischof Koch konnten die Relatoren der einzelnen Sprachgruppen wichtige Vorarbeit für das Schlussdokument leisten. „Manchmal, bis in die Nacht hinein, haben wir Relatoren zusammengesessen, in Gruppen und dann wieder im Plenum der Relatoren, um die Voten, die so unendlich große Zahl an Voten, vorzusortieren, also nach dem Motto: Diese Voten sind ähnlich, die tun wir zusammen; das bringt jetzt gar nichts, das ist redundant; oder das ist ein Fortschritt, das muss die Endredaktions-Gruppe sehen. Also, diese erste Sichtung und Auswahl der Voten war schon eine große Aufgabe, weil wir natürlich auch die Verantwortung hatten: Was wir negativ einordnen, wird wohl keine große Chance mehr gehabt haben, weiterbearbeitet zu werden.“
Beeindruckt ist der Berliner Erzbischof von der konzentrierten Aufmerksamkeit des Papstes während der Synode – und von der bunten, weltkirchlichen Diversität, die in der Synodenaula immer wieder aufblitzte. „Bedrückt haben mich, das muss ich ganz ehrlich sagen, manche Äußerungen – das waren nur ganz vereinzelte Äußerungen von Synodenvätern, die, finde ich, in Sprache und Inhalt für uns nicht akzeptabel sind. Aber bei einer Zahl von annähernd dreihundert Personen gibt es halt jede Couleur.“ (rv 21.10.2015 sk)
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