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  • 22.10.2015 00:11 - Die 13 Gruppen sind bei Wiederverheirateten uneins Bischöfe bei Familiensynode
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Die 13 Gruppen sind bei Wiederverheirateten uneins
Bischöfe bei Familiensynode


Vier Gruppen fordern jeweils eine sorgfältige Prüfung des Einzelfalls unter Aufsicht des Ortsbischofs oder Beichtvaters und schließen eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion dann nicht grundsätzlich aus

SYNODE 21.10.2015, 14:34 Uhr Vatikan/Kirche/Familie/Bischofssynode/Wiederverheiratete
Vatikanstadt, 21.10.2015 (KAP) Die Bischofssynode über Ehe und Familie will am Donnerstagnachmittag über den Erstentwurf des Schlusstextes diskutieren. Uneins ist man allerdings über den künftigen kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Das geht aus den am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahmen der Arbeitsgruppen hervor.

Demnach sprechen sich drei der 13 Gruppen ausdrücklich für eine Beihaltung der derzeitigen offiziellen Praxis aus. Sie schließt Geschiedene, die eine zweite zivile Ehe eingegangen sind, vom Kommunionempfang aus. Diese Position wird von zwei englischsprachigen und einer französischsprachigen Gruppe vertreten. Sie werden von Kardinal George Pell (Vatikan), Erzbischof Charles Chaput (USA) und Kardinal Robert Sarah (Vatikan) geleitet.

Vier Gruppen fordern jeweils eine sorgfältige Prüfung des Einzelfalls unter Aufsicht des Ortsbischofs oder Beichtvaters und schließen eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion dann nicht grundsätzlich aus. Hierzu zählt die deutschsprachige Gruppe (Kardinal Schönborn) sowie eine italienische und französischsprachige Gruppe. Die in der Schönborn-Gruppe diskutierenden Delegierten der Deutschen Bischofskonferenz - Kardinal Reinhard Marx, Bischof Franz-Josef Bode und Erzbischof Heiner Koch - hatten sich für eine Änderung der bisherigen Praxis gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen stark gemacht.

Die italienische Gruppe, die das Schönborn-Modell befürwortet, sowie zwei weitere Gesprächszirkel sprechen sich für eine weitere Vertiefung des Problems und eine anschließende Entscheidung des Papstes aus. Eine Gruppe ist geteilter Meinung. Die drei übrigen äußern sich nur allgemein oder gar nicht zu diesem Thema.

Eine Einschätzung der Mehrheitsverhältnisse in dieser Frage ist auch deshalb schwierig, weil aus den Stellungnahmen der Arbeitsgruppen nicht immer klar hervorgeht, ob diese einstimmig beschlossen wurden. Erforderlich ist nur eine absolute Mehrheit.

Die erste Bischofssynode über Ehe und Familie im vorigen Herbst, hatte sich nicht auf eine einheitliche Linie im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen verständigen können. Der Abschnitt im Abschlussdokument, der eine weitere Sondierung der Frage vorsah, fand nicht die nötige Zweidrittelmehrheit. Auf Wunsch des Papstes wurde er jedoch dennoch in das Arbeitspapier für die jetzige Synode aufgenommen.

Homosexualität spielt geringfügige Rolle

Auffallend ist, dass das zweite kontroverse Thema bei der vorigen Synode, der Umgang mit Homosexualität, diesmal nur eine untergeordnete Rolle spielte. Daran änderte offenbar auch das spektakuläre Coming-Out eines Mitarbeiters der vatikanischen Glaubenskongregation als praktizierender Homosexueller unmittelbar vor der Synode nichts.

Dies betrifft - zumindest Insidern zufolge - sowohl das in Arbeit befindliche Schlussdokument als auch die am Mittwoch publizierten Zwischenberichte zum dritten Teil des Arbeitspapiers, der den Umgang von Familien mit Homosexuellen aus ihren Reihen thematisiert. Auch dort nimmt dieses Thema nur wenig Raum ein.

Manches spricht dafür, dass sich unter den Synodenteilnehmern die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die kulturellen Unterschiede in dieser Frage so groß sind, dass eine Einigung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich wäre. Hinzu könnte nach Einschätzung mancher Beobachter das Kalkül der Modernisierer kommen. Nach dieser Lesart stellten sie dieses Thema diesmal bewusst in den Hintergrund, um nicht ihr gesamtes Reformprojekt zu gefährden.

Ein breiter Konsens herrscht unter den Synodenteilnehmern hingegen offenbar darüber, dass die Kirche gegenüber Paaren und Familien, deren Lebenssituation von der katholischen Lehre abweicht, anders auftreten muss: nicht verurteilend und belehrend, sondern zuhörend und barmherzig. Die helfende Hand soll nach dem Willen vieler Bischöfe den moralischen Zeigefinger ersetzen. Die Kirche soll mehr mit der Bibel und weniger mit dem Kirchenrecht argumentieren. In diesem Punkt folgen die Bischöfe der Botschaft, die Papst Franziskus seit seinem Amtsantritt unermüdlich verkündet.

Die Forderung nach einer neuen Sprache und einem anderen Auftreten der Kirche war zwar auch schon der Tenor der Außerordentlichen Bischofssynode im vergangenen Herbst. Im Abschlussdokument von 2014, das in das Arbeitspapier für diese Synode einfloss, gab es allerdings immer noch Rückfälle in die alte belehrende und verurteilende Ausdrucksweise.

Viele wollen jetzt Kommission

Wie der für Synoden-Pressearbeit zuständige Jesuit P. Bernd Hagenkord erläuterte, hätten mehre Gruppenmoderatoren betont, es gelte vorerst einmal, noch mehr Verwirrung zu vermeiden. "Was auch immer dem Papst geraten wird: es soll nicht zu noch mehr Verwirrung führen", sei demnach gesagt worden. "Diese Worte aus einem englischen 'Circulus' geben die Stimmung vieler Synodaler wieder. Deswegen kam auf der Synode auch immer wieder der Vorschlag, eine Kommission - möglichst während des anstehenden Heiligen Jahres - mit weiterem Studium zu beauftragen", so Hagenkord.

In der Kommission müsste es um die Frage gehen, "wie der Glaube der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe, der ja auf Worten Jesu fußt, mit der pastoralen Praxis verbunden" werden könne. "Wie kann man die Lehre, das Kirchenrecht und die Pastoral harmonisieren - so drückte es eine Gruppe aus", sagte Hagenkord. Weil es "außerhalb der Aula Vermutungen und Befürchtungen in alle Richtungen" gebe, wie einige Gruppen betont hätten, ließe sich dem "durch das Einrichten einer solchen Kommission begegnen".

"Schlusstext wird literarisch nicht kraftvoll"

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch würdigte gegenüber "Radio Vatikan" die Einstimmigkeit in dem von Schönborn geleiteten "Ciruculus Germanicus". Dabei sei es ja gar "nie das erste Ziel gewesen", Einstimmigkeit zu wahren: "Wir hätten auch gut damit leben können, zu sagen: In der Frage sind wir unterschiedlicher Meinung. Das halte ich in einer offenen Synode für das Normalste." Doch bemerkenswerterweise hätten die Mitglieder der deutschen Sprachgruppe "im Miteinander" immer zu Einmütigkeit gefunden - sowohl bei den Modi als auch beim jeweiligen Bericht. "Also, ich hätte das nicht für möglich gehalten. Ich hätte das absolut nicht für möglich gehalten", so Koch wörtlich.

Es bewege ihn und mache ihn "auch sorgenvoll", dass der seit Mittwoch in Endredaktion befindliche Test des Schlussdokuments sich "durch Interventionen, durch Modi, in den einzelnen Paragraphen dramatisch verändert". Eigentlich müsste das Plenum aus seiner Sicht "jetzt zu dem veränderten Text wieder Stellung nehmen", so Erzbischof Koch: "Es zeigt mir die Grenzen, mit so einer großen Zahl von 270 Synodenvätern einen Text zu erarbeiten - das ist fast unmöglich, das kann man ja ewig so weiterentwickeln."

Der Schlusstext der Synode werde deshalb "sicher nicht alles umfassen können": "Das ist völlig ausgeschlossen, das wären ja Bücher." Außerdem werde der Schlusstext wohl "nicht aus einem Guss und auch nicht von großer literarischer Kraft" sein. Koch wörtlich: "Wir hätten mehr themenmäßig arbeiten müssen und Themen vorstellen, nicht Texte."

Nach Angaben des Erzbischofs konnten die 13 Relatoren - er selbst war Relator für die Deutschsprachigen - wichtige Vorarbeit für das Schlussdokument leisten: "Diese erste Sichtung und Auswahl der Voten war schon eine große Aufgabe, weil wir natürlich auch die Verantwortung hatten: Was wir negativ einordnen, wird wohl keine große Chance mehr gehabt haben, weiterbearbeitet zu werden."

Beeindruckt ist der Berliner Erzbischof von der konzentrierten Aufmerksamkeit des Papstes während der Synode - und von der bunten, weltkirchlichen Diversität, die in der Synodenaula immer wieder aufblitzte. "Bedrückt haben mich, das muss ich ganz ehrlich sagen, manche Äußerungen - das waren nur ganz vereinzelte Äußerungen von Synodenvätern, die, finde ich, in Sprache und Inhalt für uns nicht akzeptabel sind. Aber bei einer Zahl von annähernd dreihundert Personen gibt es halt jede Couleur."



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