Christenverfolgung21. Oktober 20155 Indonesien: Tausende Christen auf der Flucht
Indonesische Christen müssen vor den Muslimen in ihrer Heimat fliehen. Foto: picture-alliance/dpa
Jakarta (idea) – In Indonesien sind Tausende Christen auf der Flucht, nachdem es in der Provinz Aceh zu teils schweren Ausschreitungen gegen kirchliche Einrichtungen gekommen ist. Das berichten der Informationsdienst World Watch Monitor und das Hilfswerk für verfolgte Christen, „Open Doors“ (Kelkheim), übereinstimmend.
Demnach brachen die Unruhen am 13. Oktober aus, als ein Mob von rund 700 Muslimen die Indonesische Christliche Kirche im Regierungsbezirk Aceh Singkil niederbrannte. „Nach dem Anschlag flohen etwa 8.000 Christen aus Angst vor weiteren Attacken in die Nachbarprovinzen Zentral-Tapanuli und West-Pakpak auf Nord-Sumatra“, berichtet Pastor Erde Berutu von der Pakpak Dairi Kirche. Das Gebäude seiner Gemeinde – ebenfalls in Singkil – war bereits im August niedergebrannt worden.
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„Christen sind die Feinde Allahs“
Anfang Oktober hatten Hunderte muslimischer Extremisten von den Regierungsbehörden verlangt, sämtliche Kirchen in Aceh Singkil zu schließen. Außerdem forderten sie die Bevölkerung dazu auf, alle Kirchengebäude zu zerstören, die über keine Baugenehmigung verfügen. Nach Angaben der Kommission für Menschenrechte konnten 2013 etwa 80 Prozent aller Gebetsstätten im Land – zumeist Moscheen, aber auch Kirchen – keine solche Genehmigung vorweisen. „Wir werden nicht aufhören, Christen zu jagen und Kirchen niederzubrennen“, hieß es in einer von muslimischen Extremisten verbreiteten Nachricht. „Christen sind die Feinde Allahs.“
Muslimische Kontrollposten sollen jeden Christen töten
Berichten zufolge können die geflohenen Christen nur schwer mit dem Nötigsten versorgt werden. Ihnen mangele es an Wasser, Kleidung, Babynahrung und Medizin. „Wir müssen uns durch den Dschungel kämpfen, um die Notleidenden zu erreichen. Der direkte Weg durch Aceh ist für uns nicht gangbar, denn an der Grenze stehen Muslime mit der Order, jeden Christen zu töten, der sich in die Region wagt“, zitiert „Open Doors“ einen Helfer. Die Regierung habe inzwischen rund 250 Polizisten zusätzlich in die Region entsandt, um die Ordnung
wiederherzustellen. Viele Christen trauten der Ruhe jedoch nicht. „Es gibt keinerlei Garantie seitens der Regierung für unsere Sicherheit“, so Pastor Erde Berutu. Es gehe nicht nur um den Schutz vor Gewalt, sondern auch darum, wieder ein Kirchengebäude zu bekommen und Gottesdienste feiern zu können. Indonesien ist das Land mit den meisten Muslimen weltweit: 88 Prozent der 240 Millionen Einwohner gehören dieser Religion an, meist Sunniten. Acht Prozent sind Christen und zwei Prozent Hindus.
Weltweite Evangelische Allianz: Warum tut Präsident Widodo nichts?
Die Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) hatte sich erst im August enttäuscht über das erste Amtsjahr von Präsident Joko Widodo (Jakarta) geäußert. Er habe nichts unternommen, um den Einfluss extremer islamischer Gruppen einzudämmen. Widodo sei angetreten, um in seinem Land einen modernen, gemäßigten Islam zu verankern und die Toleranz der Gesellschaft zu stärken. Doch seinen Worten habe er keine Taten folgen lassen. Er habe jede Auseinandersetzung mit islamistischen Gruppen vermieden.
Das habe dazu geführt, dass radikale Gruppen kaum Angst vor Aktionen der Regierung haben. So hätten die Gruppierungen „Islamische Verteidigungsfront“ und das „Forum Islamischer Gemeinschaften in Indonesien“ bereits einen Monat nach Widodos Amtsantritt im August 2014 mit Blockaden vor vier evangelischen Kirchengemeinden und einer katholischen Pfarrei Gottesdienste verhindert. Doch Widodo habe nicht reagiert.
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