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  • 24.10.2015 19:17 - Schönborn: Synode äußert sich nur allgemein zu Geschiedenen
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Schönborn: Synode äußert sich nur allgemein zu Geschiedenen

Auch Umgang mit Homosexuellen nur knapp behandelt - Ja zu Dezentralisierung, aber nicht Nationalisierung der Kirche - Feldkircher Bischof Elbs: In deutscher Sprachgruppe trotz Meinungsunterschieden "wertschätzenden Umgang miteinander" und einstimmige Beschlüsse

24.10.2015, 15:04 Uhr Vatikan/Kirche/Synode/Schönborn/Elbs/Geschiedene/Homosexualität
Vatikanstadt, 24.10.2015 (KAP) Das Abschlussdokument der Bischofssynode über Ehe und Familie geht laut Kardinal Christoph Schönborn nicht direkt auf die Frage der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion ein. Genannt würden lediglich allgemeine Kriterien zur Unterscheidung von konkreten Situationen, die von der katholische Lehre abwichen, sagte der Wiener Erzbischof am Samstag vor Journalisten im Vatikan. Zugleich betonte er, dass es eine falsche Erwartung sei, die Synode könne in dieser Frage eine generelle Lösung finden. Es gebe nicht nur Schwarz oder Weiß, so Schönborn. Nötig sei stets die Prüfung des konkreten Einzelfalls.

Zugleich dämpfte Schönborn Erwartungen, der Text könnte sich ausführlicher zum Umgang mit Homosexuellen äußern. Es gehe darin nur um den Umgang mit Homosexuellen innerhalb von Familien. Im Verlaufe der Beratungen habe sich gezeigt, dass die kulturellen und politischen Umstände zu unterschiedlich seien, um in dieser Frage zu einen Konsens unter den Synodenmitgliedern zu gelangen, erklärte Schönborn, der bei der Synode als Moderator der hochkarätig besetzten deutschen Sprachgruppe fungierte. Dass das Thema nicht ausführlicher im Abschlussdokument vorkomme, heiße jedoch nicht, dass die katholische Kirche in Europa und Amerika sich nicht mit diesem Thema beschäftigen müsse.

Zum Thema Homosexualität erklärte der Kardinal zudem, es gelte weiterhin der Katechismus der Katholischen Kirche. Demnach müsse jeder Mensch berücksichtigt werden und seine Würde müsse gewahrt werden. ?Das Lehramt ist klar und muss diesbezüglich nicht neu erfunden werden.

Schönborn betonte, die Botschaft der Synode liege für ihn weniger in konkreten Einzelaussagen, sondern darin, dass die katholische Kirche in der heutigen Zeit ein großes "Ja" zur Familie sage. Dass die katholische Kirche in der ganzen Welt mit 1,2 Milliarden Gläubigen zwei Jahre lang mit allen positiven und schwierigen Seiten debattiert habe, sei allein schon ein bemerkenswerter Umstand. Die Botschaft der Synode sei, dass die Familie kein "überholtes Modell" sei. Sie sei die "fundamentalste Wirklichkeit" der Gesellschaft, so der Wiener Kardinal.

Ferner äußerte sich der Wiener Kardinal auch zu einer Dezentralisierung der katholischen Kirche, die Papst Franziskus in einer Grundsatzrede am vergangenen Samstag in Aussicht gestellt hatte. Es bedürfe eines "Ausgleichs zwischen Ortskirche und Universalkirche", so Schönborn. Das sei ein altes Anliegen. Dabei gehe es nicht um eine Nationalisierung der Kirchen. Die Verbindung zum Papst bleibe das Entscheidende. "Es wäre tragisch, wenn es eine österreichische Kirche oder sonst eine nationale katholische Kirche gäbe", erklärte er. Gemeint sei mit Dezentralisierung vielmehr eine Zusammenarbeit, die kulturelle Unterschiede berücksichtige.

Elbs: "Spannungen beleben"

Unter den Mitgliedern der deutschen Sprachgruppe gab es trotz so mancher Meinungsunterschiede einen "wertschätzenden und rücksichtsvollen Umgang miteinander". Das sagte der Feldkircher Bischof Benno Elbs am Samstag in einem Interview mit Radio Vatikan. "Spannungen sind etwas, was die Menschen belebt und kreativer macht und auch zu neuen Ideen motiviert." Das habe sich auch in der von Kardinal Schönborn umsichtig geleiteten Gruppe gezeigt.

Elbs äußerte sich beeindruckt, dass alle Beschlüsse einstimmig erfolgten und betonte, er sei "stolz darauf, dass ich in dieser Gruppe mit dabei sein durfte". Es sei für ihn "wie eine Weiterbildung" gewesen, "denn es waren herausragende Theologen in der Gruppe." Der Schönborn-Gruppe gehörten neben Elbs u.a. als Relator der Berliner Erzbischof Heiner Koch, die Kardinäle Walter Kasper, Kurt Koch, Gerhard Ludwig Müller und Reinhard Marx an sowie weitere Synodenteilnehmer aus Deutschland und Österreich, aus Finnland, Kroatien, Serbien, der Slowakei und Ungarn.

Konstruktiv ausgetragene Meinungsunterschiede seien wichtig für jede wissenschaftliche, ökonomische oder ökologische Weiterentwicklung, so Elbs weiter. Entscheidend sei der achtungsvolle Umgang mit anderen. "Wir brauchen Toleranz im Umgang mit Unterschieden" - diese Erkenntnis nehme er unabhängig vom Ergebnis auch in seine Diözese Feldkirch mit.

Kirche soll Menschen nicht "hinausdrängen"

Elbs zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass auch das am Samstag beschlossene Abschlussdokument diese offene Haltung zum Ausdruck bringt. Nach der Synode werde der Weg in dem Sinne weitergehen, "dass man allgemeine Prinzipien der Kirche auch auf Einzelsituationen mit Klugheit und Weisheit anwendet". Menschen und ihre unterschiedlichen Lebenslagen gelte es ernst zu nehmen. Die Kirche müsse versuchen, "in großer Aufmerksamkeit integrativ zu sein", also Menschen nicht "hinauszudrängen", wie Elbs betonte.

Die Familie sei zum einen ein existenzielles Grundbedürfnis des Menschen, unabhängig von einer Religion, zum andere auch theologisch relevant als Schule des Glaubens und der Liebe, erklärte der Feldkircher Bischof. Die Kirche solle die Familie schützen, die heute durch Scheidungen, ökonomische Belastung oder Flucht zerbrechlich geworden sei. Nach Elbs' Überzeugung hat die Kirche hier die gesellschaftspolitische Aufgabe, "Anwältin" der Familie zu sein.



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