Generalaudienz: „Kräftiger Schuss Familiengeist“ gegen die Lähmungen der Zeit
Aus der Generalaudienz von diesem Mittwoch - AFP
07/10/2015 11:31SHARE: 0:00
Die Welt braucht einen „kräftigen Schuss Familiengeist“. Das hat Papst Franziskus bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz vor Zehntausenden Gläubigen gesagt. In der Öffentlichkeit gehe es zwar vielerorts sehr rational und organisiert zu, „aber auch sehr oft blutleer, trocken und anonym“, so der Papst. Ein solcher Beziehungsstil wolle zwar oft sogar inklusiv sein, „aber in Wirklichkeit überlässt er immer mehr Menschen der Einsamkeit und dem Ausschluss“.
Zu Beginn lenkte der Papst den Blick der Gläubigen auf die seit Sonntag laufende Bischofssynode zu Ehe und Familie. Weil die Familie „fundamental“ in der Verkündigung der Liebe Gottes sei, verdiene sie „alle Hingabe, zu der die Kirche fähig“ sei.
Die Familie sei freilich nicht bloß für die Kirche bedeutsam, sondern für die ganze Gesellschaft zentral. In der Familie würden Treue, Aufrichtigkeit, Vertrauen, Zusammenarbeit und Respekt gelernt. „Wer diese Haltungen in der Gesellschaft lebt, der hat sie vom Familiengeist übernommen und sicher nicht vom Wettbewerb und vom Wunsch nach Selbstverwirklichung“, analysierte Papst Franziskus. Doch selbst wenn das alle wüssten: „Man gibt der Familie nicht die ihr zustehende Anerkennung und Unterstützung in der politischen und wirtschaftlichen Organisation der zeitgenössischen Gesellschaft.“ Noch einen Ton pessimistischer, fügte Franziskus hinzu: „Die Familie erhält nicht nur nicht die rechte Anerkennung, sondern sie bringt keinen Lernprozess mehr hervor.“ Die Folge davon seien überall sichtbare „Zeichen von Verwahrlosung“ im Umgang miteinander und im öffentlichen Leben: Aggressivität, Vulgarität, Verachtung. Zeichen, „die weit unter einer auch nur minimalen Schwelle der Erziehung in der Familie liegen“.
„Familiengeist: das Grundgesetz der Kirche“
Gerade mit Blick auf eine solche Schieflage sehe die Kirche heute „den historischen Sinn ihrer Sendung für die Familie“, betonte Franziskus. „Man könnte sagen, dass der Familiengeist etwas wie ein Verfassungsvertrag für die Kirche ist: So muss das Christentum sich präsentieren, so muss es sein“. Paulus habe es schwarz auf weiß aufgeschrieben: „Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.“ (Eph 2,19). „Die Familie ist und muss sein: die Familie Gottes“, verdeutlichte der Papst.
Wenn Jesus seinerzeit Petrus zum „Menschenfischer“ gemacht habe, so brauche es heute „eine neue Art Netz“ – und dieses Netz sei die Familie, fuhr Franziskus fort. „Wir können sagen, dass die Familien heute eines der wichtigsten Netze für die Sendung des Petrus und der Kirche sind“. Das sei kein Netz, das Gefangene mache, sondern im Gegenteil die Menschen „aus den schlechten Wassern der Verlassenheit und der Gleichgültigkeit“ befreie. „Von hier, von der Familie ausgehend, beginnt Jesus neu seine Reise zu den Menschen, um sie davon zu überzeugen, dass Gott sie nicht vergessen hat. Von der Familie ausgehend, bezieht Petrus Kraft für sein Amt. Von der Familie ausgehend, fährt die Kirche hinaus zum Fischen.“ Und als seine Hoffnung für die Synode drückte Franziskus aus: „Möge die Begeisterung der Synodenväter den Schwung einer Kirche anstoßen, die die alten Netze zurücklässt und im Vertrauen auf das Wort des Herrn neu zu fischen beginnt.“ (rv 07.10.2015 gs)
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