Schüller nach Synode: Warten auf Entscheidung des Papstes
"Pfarrerinitiative"-Vorsitzender im ORF-Radiointerview: Papst und Bischöfe haben Fragen zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen "offen gehalten" - "Forum Beziehung, Ehe und Familie" der Katholischen Aktion unterstreicht Schönborn-Ankündigung zu Ausbau von Ehevorbereitung und Familienbegleitung
29.10.2015, 12:51 Uhr Österreich/Kirche/Familie/Synode/Reaktionen Wien, 29.10.2015 (KAP) Der Vorsitzende der österreichischen "Pfarrerinitiative", Helmut Schüller, hat ein gemischtes Resümee der Bischofssynode zur Familie gezogen. Seine Hoffnung hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Seelsorgern in der Annäherung an Lebensrealitäten etwa beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen habe sich zwar nicht erfüllt, sagte Schüller in einem Interview für das ORF-Radio Ö1 in den Sendungen "Religion aktuell" (Dienstag) und "Praxis" (Mittwoch). Andererseits habe "das System Vatikan, wozu auch einige Bischöfe gehören, vor allem aus dem Süden der Erde, die sich der Realität eher verweigern wollen, nicht gesiegt". Vielmehr hätten der Papst und die ihn unterstützenden Bischöfe es "offensichtlich geschafft, das offen zu halten", so Schüller: "Die Fragen bleiben offen. Der Papst wird aus den Ergebnissen der Synode nun seine Schlüsse ziehen."
Gerade bei den wiederverheirateten Geschiedenen gehe es auch darum, "dass wir an der Basis Lösungen auf unsere Kappe nehmen sollen, zu denen die Gesamtkirche nicht stehen will: nämlich, dass sich das Leben verändert hat und die Menschen in anderen Situationen sind", sagte Schüller. Dies sei auch mit der Synode "im Großen und Ganzen" so geblieben. "Das enttäuscht mich ein bisschen, weil ich gedacht habe, hier wird die Weltkirche den Seelsorgern den Rücken stärken", meinte der "Pfarrerinitiative"-Obmann.
Gleichzeitig betonte er, dass die Fragen auch nach der Synode offen bleiben. Franziskus habe angedeutet, dass die Bischofskonferenzen künftig mehr Verantwortung übernehmen sollen. "Das könnte auch ein Hinweis darauf sein, dass der Papst vielleicht will, dass die Bischöfe auch mehr für ihre eigenen Regionen entscheiden und verändern, dass man Schritt für Schritt sich der Realität des heutigen Lebens annähert", sagte Schüller.
Stärker in Ehevorbereitung investieren
Mit Freude über die Betonung der Ehevorbereitung hat unterdessen das "Forum Beziehung, Ehe und Familie" der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) auf die Bischofssynode reagiert. Die von Kardinal Christoph Schönborn für Österreich geäußerte Forderung, in Ehevorbereitung und Familienbegleitung stärker zu investieren, "entspricht den Erkenntnissen der diözesanen Familienstellen", erklärte Forumssprecher Norbert Thanhoffer in einer Aussendung. Die heimischen Erfahrungen in diesem Bereich seien äußerst gut.
Drei von vier Paaren, die in Österreich kirchlich heiraten, nehmen laut Thanhoffer derzeit an den achtstündigen Ehevorbereitungskursen teil. Sie bewerteten diese zu mehr als 90 Prozent als gut bis sehr gut, berichtete der KAÖ-Forumssprecher. Dies sei Ergebnis der hohen Qualität der Kurse sowie der guten Auswahl und Ausbildung der Referenten. Für letztere werde derzeit ein Curriculum fertiggestellt, mit der das hohe Niveau gehalten und noch ausgebaut werden soll.
Die Inhalte der Kurse orientierten sich an den im Jahr 2007 beschlossenen Standards der Österreichischen Bischofskonferenz, deren Themen wie biografisches Arbeiten, Kommunikation, Erwartungen und Umgang mit Unterschieden nun auch von der Bischofssynode benannt worden seien. Eingebunden sei dies in die "große Frage" nach der Sakramentalität der Ehe sowie der Ehespiritualität, aus dem die Paare ihr Beziehungsgeschehen deuteten. Durchaus würden die in verschiedenen Formen abgehaltenen Seminare dann in ehebegleitenden Angeboten weitergeführt, zumal viele Paare aufgrund der erlebten Positiv-Effekte für die eigene Beziehung "dranbleiben" wollten, so Thanhoffer.
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