Donnerstag, 5. November 2015
Bonnie & Clyde in Oltretevere oder who is who to judge.........
Die beiden von der vaticanischen Gendarmerie verhafteten Vatileaks-
II-Beschuldigten erinnern auf gewisse Weise an Bonnie & Clyde in Oltretevere - zunächst eine Art Glamourpaar mit der Vorliebe für Protz und Prunk auf Dachterrassen - angetreten um die Kommunikation den Welterfordernissen anzupassen, Finanzen und Wirtschaft des Kirchenstaates zu säubern und durchsichtig zu machen, das dann anscheinend die Grenzen der Legalität überschritt und Wissen an interessierte und/oder zahlende Empfänger weitergab und dabei erwischt wurde. Wie eine Gangsterbraut sagte sich Madame Chaouqui, ohne zu zögern, von ihrem Komplizen los und lieferte ihn - plötzlich ganz Unschuld (immerhin heißt sie mit zweitem Vornamen Immacolata) aussagefreudig ans Messer der Gendarmerie, anders als im zitierten Film also kein gemeinsamer Tod....warten wir ab, wie das Dramolett weiter geht. Alles, was bei den Vaticanisti Rang und Namen hat, hat eine eigene Meinung zu Vatileaks II.
A.Gnocchi antwortet einem seiner Leser bei der Website "Riscossa Cristiana" auf dessen Frage nach dem aktuellen Vatican-Skandal Vatileaks II, der ihn nicht sonderlich beeindruckt, den er aber wegen der wie er sagt üblichen & typischen Medienreaktionen kommentiert. Hier geht´s zum Original: klicken http://benoit-et-moi.fr/2015-II/actualit...-de-leglise.php
"VATILEAKS II. DIE WAHRE TRAGÖDIE DER KIRCHE"
In seiner Wochenrubrik "Aus der Mode" auf der website "Riscossa Cristiana" hat A. Gnocchi auf den Brief eines Lesers geantwortet, der ihn zum -zigsten Skandal, der die Kirche quält, befragte:
"Ich habe heute Morgen im Fernsehen gesehen und in den Zeitungen von den Verhaftungen im Vatican gelesen. Ein Monsignore und eine junge Frau, von der ich nicht weiß, welche Funktion sie gerade hatte. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, daß ich ziemlich erschüttert bin, ich frage mich, was passiert in der Kirche. Was denken Sie?"
"Ich habe heute Morgen mit dem Direktor dieser Seite zusammen gesessen, wir haben gerade über dieses Thema gesprochen und uns gefragt, ob es sich lohnt, es aufzunehmen. Einerseits können die Proportionen, die diese Nachricht in den Zeitungen angenommen hat, nicht ignoriert werden. Andererseits sehen wir uns dem üblichen weltlichen Umgang mit der Kirche gegenüber, dem es nicht gelingt, zu erkennen, welche die gestörte, inhärente Seite ist, was uns eigentlich dazu veranlassen sollte, darüber hinweg zu gehen. Aber es gibt ein aber, sogar zwei.
Das erste "aber" findet sich in der Tatsache, daß das, was die Welt an der aktuellen Kirche auf inhärente Weise stört, "zuviel" ist und es ist schwer, das zu ignorieren. Das andere "aber" steckt in den Briefen, wie dem Ihren, den Telephonanrufen, den e-mails.verschiedener Herkunft, die fragen, was passiert ist. Ich werde also meine vorbereitete Rubrik zur Seite legen und Ihnen antworten.
Beginnen wir mit einer schnellen Tour d´Horizon, um zu sehen, woraus diese triste Affäre besteht. Da ist die Dame - hübsch und arriviert - und da ist der Monsignore, mondän und intrigant, da ist Rabenflug und da sind ausspionierte und ausgebreitete Geheimnisse, da sind interne Kämpfe zwischen den Dikasterien und dem Staatssekretariat, da sind Prälaten, die sich Vernissagen und Luxuswagen eher als der Beichte und dem Gebet widmen, da sind Journalisten, die ihre Feder gern in den Schmutz beiderseits des Tibers tauchen. Kurz alles ist da - außer dem Glauben. Das ist es, was passiert.
Aber jetzt müssen wir in die Vergangenheit zurückgehen, weil es nötig ist, um die flüchtige und diabolische Medien-Essenz der laufenden Ereignisse zu verstehen. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an den Enthusiasmus erinnern, mit dem die Kommentatoren den Eintritt von Francesca Immacolata Chaouqui- hübsch, jung, ambitioniert- in die COSEA gefeiert haben, die von Franziskus selber gewollte Kommission mit dem Auftrag die Organisation der ökonomisch-administrativen Strukturen des Hl- Stuhls zu untersuchen. Die Neuigkeit-nach der Logik der Medien- fand man nicht so sehr in der realen oder angenommenen Kompetenz von Madame Chaouqui sondern in der Tatsache, daß sie eine Frau ist. Bis jetzt - sicher, daß alles gut gehen werde - kommentierten die Kommentatoren, das verdanke man dem durch das Genie von Papst Franziskus zu Ehren gekommenen weiblichen Genie. Bedenken Sie, daß ein mehr oder weniger konservativer Stern des Katholischen Journalismus- die hübsche und ehrgeizige Dame als Chefredakteurin einstellen wollte, weil sie - außer die Quintessenz des weiblichen Genies zu sein - "Franziskus so nahe stehe."
Heute - immer noch Dank der diabolischen, flüchtigen Medienessenz bei derartigen Ereignissen - wird die hübsche und ehrgeizige Dame von allen - mitleidslos - angegangen. Das gleiche Schicksal hat Msgr. Lucio A.Vallejo Balda ereilt, Sekretär der COSEA, die andere von der Vaticanischen Gendarmerie verhaftete Person, der aber im Gegensatz zur Dame Chaouqui immer noch in Haft ist.
Heute interessiert das weiblich Genie niemanden mehr, weil die Neuigkeit, die Stück für Stück ans Tageslicht kommt, eine andere ist: eine Verschwörung gegen den armen Papst Franziskus, noch trauriger gemacht durch den Verrat derer die mit seinem Mandat- eigentlich die Finanzen des Vaticans sauber und transparent machen sollten. Unbefleckt und abgehoben durch sein Regierunsgenie als er diese Damen und Herren in die von ihm gewollte Kommission berief, bleibt Franziskus unbefleckt und herausgehoben durch sein Regierungsgenie auch heute, weil er grünes Licht zu ihrer Verhaftung gegeben hat. Weil sich Franziskus - ganz sicher nicht irren kann: und deshalb irrt er sich auch nicht.
Ich hüte mich gut davor, den Schmutz, der an den Tag kommt, wie man ihn sieht, herunter zu spielen, das wahre Problem ist nicht das, was heute auf den ersten Seiten der Zeitungen abgehandelt wird. Heute ist es - nach der teuflischen-flüchtigen Medienessenz das eine zu melden - morgen ist es etwas anderes. Ich bin von bestimmten Miseren nicht überrascht und sie schmerzen mich nicht so, wie jene, die die Kirche an den Maßstäben der Welt messen. Von den radikalsten Laien bis zu den "comme il faut" Katholiken der progressistischen Vulgata - zerreissen sie sich alle die Kleider wegen dieses Skandals. Einer Tragödie, wie sie sie sich schlimmer nicht vorstellen können. Weil die Kirche nach ihrer Meinung der Tabernakel der Legalität sein muß - nichts anderes. Es ist klar, daß es bei einer solchen weltlichen Logik nichts Schlimmeres geben kann, als ein Affäre wie die, über die wir sprechen, Wenn im Tabernakel nicht Unser Herr ist, sondern das Strafgesetzbuch oder die Verfassung, kann es keine schlimmere Sünde als den Rechtsbruch geben,.
Die wahre Tragödie, ist daß diese Kirche - um mit Papst Franziskus zu beginnen - sich der neuen Religion der Legalität anschließt, die selbe Gottheit anbetet, die selbe vom Menschen gemachte Norm beachtet um gleichzeitig zu verkünden, was politisch und theologisch korrekt ist. Genau da manifestiert sich der Widerspruch der zeitgenössischem Kirche, an die Macht gekommen durch das aktuelle Pontifikat. Sie wohnt in einer verweltlichten Lehre, die vehement jene angreift, die das Gesetz Gottes in der Lehre, der Moral und der Liturgie wertschätzen- und verbrennt anschließend vor den Kameras - Weihrauch vor der von Menschen erfundenen Göttin "Legalität". Die wahre Tragödie der Kirche wohnt im Widerspruch zwischen einer Kirche und einem Pontifikat, das damit beschäftigt ist, zu lehren, daß das Gesetz Gottes den Geist tötet und das Gesetz des Menschen ihn rettet.
Meine Arbeit zwingt mich dazu, sowohl diese Seiten als auch die übelriechenden Seiten, die über diesen Skandal geschrieben wurden, zu erleiden, aber wenn Sie können, ersparen Sie sich dieses Pensum. Sie werden alles, unfreiwillig zusammengefaßt, im Satz von Papst Franziskus über das Buch über den laufenden Skandal finden : "Wenn wir das Geld nicht hüten können, das man sieht, wie sollen wir dann die Seelen der Gläubigen hüten, die man nicht sieht?" Wenige Worte, die - unfreiwillig- besser als viele Analysen eine auf den Kopf gestellte Kirche abbilden, ohne Glauben, die sich - daran muß man erinnern - Bergoglio als Höchsten erkoren hat.
Und dennoch - es ist die Kirche. Uns - ohne Mittel und menschlichen Halt - kommt es zu, sie zu reparieren. Ich verhehle nicht, daß die Aufgabe enorm ist, aber wir können auf die Hilfe zählen, an die die anderen nicht mehr glauben. Um die Frage zusammenzufassen: man kann sagen - indem wir die tragikomische Epoche, in der wir leben, an ein Urteil Athanasius´ über die arianische Krise anpassen: "Sie haben die Kirchen - wir haben den Glauben" sagte der Bischof. Wir können heute sagen "Sie haben die Banken, wir haben den Glauben".
Quelle: Riscossa Cristiana, Alessandro Gnocchi. BenoîtXVI-et-moi
Marco Tosatti in La Stampa ist von Vatileaks II nur mäßig beeindruckt, fragt aber nach den Hintermännern. Hier geht´s zum Original klicken
"NENNEN WIR ES NICHT KOMPLOTT"
"Mit Ungeduld und Neugier erwarten wir das Erscheinen der beiden Bücher, die uns uralte - und ach - die sich immer wieder erneuernde Sünden der Habgier von Prälaten und Männern der Kirche enthüllen werden, Nichts Neues, von Judas und der Apostelgeschichte und danach - aber sie machen immer Eindruck.
Auch wenn es übertrieben erscheint, das, was jetzt passiert, Komplott zu nennen, das Entwenden von Dokumenten, aus journalistisch vielleicht verständlichen Gründen oder weil es ökonomisch interessant ist (denken Sie an die Rechte der Autoren) scheint mir nicht zu solcher Höhe zu passen,
Einige Dinge sind interessant. Das Erste ist, daß der Verantwortliche oder die Verantwortlichen es so ungeschickt angefangen haben, daß sie erwischt wurden. Seit den Zeiten von Vatileaks - und noch mehr während des Pontifikates von Papst Franziskus - sagt keiner mehr möglicherweise kompromittierende Dinge am Telephon im vaticanischen Telephonnetz, schreibt auch nichts in e-mails. Und man glaubt, es sei vorsichtig, vorsichtig zu sein.
Das zweite ist die Reaktion, die sehr schwerwiegende Reaktion gegenüber den voraussichtlich Verantwortlichen. Warum? Genau gesagt, weil sie die Vertraulichkeit von Dokumenten und Unterredungnen verletzt haben; aber vielleicht auch weil sie einen der Hauptpunkte der Reform, die in eine bestimmte Richtung gehen sollte und in eine andere geht - ans Licht gebracht haben?
Wenn ich mich richtig erinnere, hat in seinem ersten Dokument, mit dem Papst Franziskus das Wirtschaftssekretariat aus der Taufe hob, er der neuen Institution das gesamte Finanzressort und die Bezahlung der Angestellten übertragen. Um ein für alle mal Klarheit zu schaffen und für die Zukunft Schattenzonen und geschlossene Gärten zu verhindern. Für diese Aufgabe hat er Kardinal Pell aus Sidney gerufen. Der hat versucht, auszuführen, was der Papst ihm aufgetragen hatte.
Aber Pell sah, daß seine Befugnisse schrittweise reduziert wurden. So Propaganda Fide- die eine autonome Bilanz hat, höher als die des Hl. Stuhls, inbegriffen einen erheblichen Besitz an Immobilien, in Rom und außerhalb, die auch weiterhin autonom bleibt. So das Staatssekretariat, dessen Wirtschaftgssektion eines der bestgehüteten Staatsgeheimnisse ist (das einen größeren Schatz besitzen soll als das IOR) und das mit einem nicht allzu kurzen "eisernen Arm" den Papst überzeugt hat, alles so zu lassen, wie es war.
So hat die Administration des Patrimonium della Santa Sede (Apsa) - auch vom Papst - die Erlaubnis erhalten, die Betreuung des Patrimoniums - insbesondere der Immobilien - selbst durchzuführen.
Und das Sekretariat für Wirtschaft und Finanzen, dem zuerst auch die Bezahlung des Personals - das Staatssekretariat eingeschlossen - anvertraut war, Nuntien und Nuntiaturen (aber auch das ist geblieben, wo es war) und sofort bestätigt durch die Aufgabe der Koordination und anschließenden Erfolgskontrolle?
Man muß sich fragen, warum? Es gibt zwei mögliche Antworten: entweder war es von Anfang an leichtsinnig, sich eine zu einschneidende und akzentuierte Reform vorzunehmen, die vielleicht nicht ausreichend der komplexen Realität Rechung trug. oder es gibt vielleicht nicht genügend Willen und Möglichkeiten, den großen prinzipiellen Erklärungen zu folgen.
Aber Vorsicht! Keiner der Protagonisten dieses Widerstands gegen den ersten Willen zu einer Wirtschaftsreform kann unter den Gegnern des Papstes identifiziert werden, die bei der vergangenen Synode als die niederträchtigen Konservativen identifiziert wurden. Deshalb weil der, der sich am heftigsten dafür geschlagen hat, den Inhalt des ersten Dokumentes des Papstes zu realisieren genau der George Pell ist, der australische Mitunterzeichner des berühmten Briefes der Kardinäle zur Synode an den Papst. Und der bei dieser Schlacht Opfer giftiger Attacken von der halben Presse wurde.
Aber wenn es jene sind, die beim Konklave für Bergoglio gestimmt hatten und die als seine Freunde betrachtet werden, die den Tisch mit ihm teilen, die die Reform der Wirtschaft verhindern wollen, wie er sie zu Anfang geplant hatte - wo ist der Fehler?
Quelle: LaStampa, Marco Tosatti
http://beiboot-petri.blogspot.de/
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