Theologe Tück fordert intensivere katholische Ehevorbereitung Eheringe
Wiener Dogmatiker im Kärntner "Sonntag": Jahrelange Vorbereitung auf die Priesterweihe, doch kaum mehr als ein Gespräch mit dem Pfarrer vor der kirchlichen Eheschließung - Ehesakrament eine "Hintergrundversicherung"
SYNODE 06.11.2015, 10:31 Uhr Österreich/Kirche/Familie/Synode/Ehe/Tück Klagenfurt, 06.11.2015 (KAP) Für eine wesentlich intensivere katholische Ehevorbereitung drängt der Wiener Dogmatiker Prof. Jan-Heiner Tück. "In unseren Breiten kann nicht mehr vorausgesetzt werden, dass Getaufte, die heiraten wollen, wissen, was eine sakramentale Ehe ist", so Tück in einem Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag". Auf die Weihe zum Priestertum würden sich die Kandidaten jahrelang vorbereiten, doch vor der kirchlichen Eheschließung gebe es oft kaum mehr als ein Gespräch mit dem Pfarrer, kritisierte der Theologe. "Hier klafft eine Lücke, die man pastoral neu und kreativ füllen müsste." Insofern begrüße er es, dass die vatikanische Familiensynode ganz entschieden für ein Ehekatechumenat eintritt, eine Art Glaubensschule, die die Paare vor der kirchlichen Trauung durchlaufen.
Befragt nach dem "Mehrwert" einer sakramentalen Ehe sprach der Theologe von einer "Hintergrundversicherung" durch Gott: "Wenn man sich im Glauben wechselseitig vor Gott das Ja-Wort gibt, darf man darauf bauen, dass Gott seinerseits Ja sagt zu diesem Bund. Das Ja Gottes steht, auch wenn es schwer wird. Ein Mehrwert ist also, dass es einen Dritten gibt, der das wechselseitige Treueversprechen besiegelt und selbst Ja dazu sagt."
Ihm scheine, dass diese Hintergrundversicherung viel zu wenig im Bewusstsein sei, so Tück. Sie komme freilich auch nur dann ins Bewusstsein, wenn das Paar etwa versucht, "gemeinsam zu beten, die erlebten Ereignisse eines Tages am Abend gemeinsam reflektiert und vor Gott bringt, so dass der gemeinsame Weg auch tatsächlich ein Weg vor und mit diesem Dritten ist".
Abkehr von Schwarz-Weiß-Denken
Hinsichtlich der Ergebnisse der Synode meinte Tück, dass das Schlusspapier eine sensible und pastorale Sprache pflege, die nicht von rechtlichen und dogmatischen Aspekten geleitet sei und auf Verurteilungen verzichte. Werde auch das Prinzip der "Gradualität", das zwischen der sakramentalen Ehe als Vollform und eheähnlichen Beziehungen als Abstufungen unterscheidet, im Text nicht ausdrücklich erwähnt, sei der Grundton dennoch jener der Wertschätzung. "Damit ist die Abkehr von einem Schwarz-Weiß-Denken verbunden und zugleich wird anerkannt, dass es auch außerhalb der Ehe Elemente des Guten und Wahren gibt", hob der Theologe hervor.
Die deutsche Synodengruppe, die von Kardinal Christoph Schönborn geleitet wurde, habe sogar eine Entschuldigung ausgesprochen, dass die Kirche früher oft zu unbarmherzig und hart mit jenen Menschen gesprochen habe, die ihr Leben außerhalb der klassischen Ehe führen. Tück: "Da wird ausdrücklich um Verzeihung gebeten. Das scheint mir wichtig, weil die 'Reinigung des Gedächtnisses' die Voraussetzung für eine glaubwürdige Reform ist. Man muss die eigenen Fehler selbstkritisch aufarbeiten, bevor man Neues angehen kann."
Keine einfachen oder generellen Lösungen
Angesprochen auf die wiederverheirateten Geschiedenen verwies der Dogmatiker ebenfalls auf das Papier der deutschen Sprachgruppe. Darin werde zu Recht festgestellt, "dass es keine einfachen und generellen Lösungen gibt, dass man genau hinschauen und unterscheiden muss, bevor man Entscheidungen fällt". Am Ende werde - "vielleicht etwas ausweichend" - gesagt, dass niemandem, der eine kritische Selbstbesinnung vornimmt, die Barmherzigkeit Gottes verweigert wird.
Dass sich diese Ergebnisse der deutschen Sprachgruppe dann nicht in gleicher Wiese im Abschlusspapier wiederfinden, hänge auch damit zusammen, dass bei der Synode Bischöfe der gesamten Weltkirche versammelt waren und in manchen Regionen kein Bedarf für eine Öffnung gesehen werde, betonte Tück: "Denken Sie an Afrika, wo es teils noch polygame Verhältnisse gibt, da möchte man nicht schon wieder von Öffnungsklauseln für Ausnahmefälle reden."
Ob der Papst im Blick auf dieses Problem unter dem Stichwort der "heilsamen Dezentralisierung" zurückkommt und in den kulturellen Großräumen möglicherweise unterschiedliche Wege zulässt, bleibe abzuwarten, betonte Tück. Klar sei jedoch der Papst "Garant der Einheit": "Er muss hier sorgsam vorgehen, damit er nicht die einen vor den Kopf stößt, wenn er den Wünschen der anderen nachgibt." http://www.kathpress.at/goto/meldung/131...ehevorbereitung
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