Therapeutin: Paare fragen in Beratungen wenig nach der Kirche
ugendliches Paar | © 2010 Barbara Ludwig
Stans NW, 6.11.15 (kath.ch) In der Beratung fragen Ehepaare kaum nach der Kirche, erklärte die Paartherapeutin Maria Weibel-Spirig gegenüber dem theologischen Internetportal feinschwarz.net am Freitag, 6. November.Sie stellt aber fest, dass die Kirche wie an der Synode in Sachen Familien zwar kleine Schritte mache, aber in die richtige Richtung.
Maria Weibel-Spirig ist Mitarbeiterin der ökumenisch getragenen Internet- und SMS-Seelsorge und führt eine Lebens- und Paarberatungspraxis in Stans NW. Die ehemalige Leiterin und Beraterin der von den Landeskirchen mitgetragenen Regionalen Ehe- und Paarberatungsstelle in Aarau begrüsste, dass an der Weltbischofssynode die Familie mehr zum «Subjekt» geworden sei. Familien und Beziehungen seien nicht mehr einfach «Objekte», für die man bestimmte Regeln aufstellen müssen. Sie meinte weiter, die Kirche mache «sehr kleine Schritte, die ich auch nicht überbewerten will. Aber es sind Schritte in die richtige Richtung.»
Familie und Kirche – eine Ernüchterung
Die Therapeutin zeichnet im Interview auf feinschwarz.net aufgrund ihrer Beratungstätigkeit ein ernüchterndes Bild über das Zusammengehen von Familien und Kirche. Familien, welche die auch von der Kirche getragene Beratungsstelle besuchten, hätten «im Grunde gar keine Erwartung, dass Kirche ihnen etwas geben könnte». Wenn die Pfarrei einen Kinderhütedienst oder auch Kindergottesdienste anbiete, sei das schön und gut. Mehr werde aber nicht erwartet.
Paare und Familien hätten sich schon lange daran gewöhnt, «gegen die kirchenamtliche Lehre, die nicht mehr als hilfreich erachtet wird, eigenständig und in gegenseitiger Achtung Lösungen für auftretende Probleme zu finden». Und sie erwarteten keine Unterstützung mehr von der Kirche, so die Beraterin gegenüber feinschwarz.net.
Lösungssuche ausserhalb der Kirchendoktrin
Die Paartherapeutin kenne relativ wenige Paare, die Fragen oder Erwartungen bezüglich wiederverheirateter Geschiedenen an die Kirche stellten. Auch «Verletzungen durch die Position der Kirche» seien kaum mehr vorhanden. «Das ist für die meisten weit weg», so Weibel-Spirig. Männer oder Frauen, die nach einer Scheidung eine neue Beziehung eingingen und ein zweites Mal heirateten, seien meist etwas älter. Sie würden es verstehen, ohne kirchliche Trauung ein schönes Fest zu feiern. «Vielleicht lassen sie ihre neue Beziehung segnen oder sie wenden sich an eine Ritualbegleiterin», erklärte die Therapeutin weiter.
Die Teilnahme an der Kommunion könne dann zum Thema werden, wenn die Erstkommunion eines Kindes anstehe. «Ich denke jetzt an die Situation in einem überschaubaren Dorf, wo sich die Menschen noch gut kennen. Da kann es schon mal Thema werden, wie sich wohl der wiederverheiratete Vater verhalten wird, ob er mit seinem Kind zur Kommunion gehen wird.» Die Eltern würden dann mit einer Seelsorgeperson eine Lösung suchen. «Ich habe nie erlebt, dass in dieser Situation jemand abgewiesen wurde und nicht zur Kommunion gehen konnte.»
Es würden «schon längst individuelle Lösungen und Begleitung praktiziert». Die Therapeutin gibt aber zu bedenken, dass sich «viele Menschen nach einer Scheidung von der Kirche, obwohl es dafür an sich keinen Grund gibt», verabschiedeten.
Bischofssynode-Dokument mit Mängeln
Die Therapeutin bedauert, dass «Brüche im Leben, in Beziehungen», die eine Realität bildeten, im Abschlussdokument der Bischofssynode zu Ehe und Familie nicht zur Sprache kämen. «Dass die Kirche auch dies zur Kenntnis nimmt, könnte also eine Erwartung für die Zukunft sein.» Im Schlussdokument fehle auch das «Schuldbekenntnis der deutschen Sprachgruppe», das sie sehr berührt habe. Diese Bischöfe und Kardinäle hatten um Verzeihung gebeten, dass «im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten», es in der Pastoral immer wieder zu «harten und unbarmherzigen Haltungen» gekommen sei.
Diese Haltung habe Leid über Menschen gebracht, insbesondere über ledige Mütter und ausserehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften. In der Bitte um Verzeihung werden auch homosexuelle orientierte Menschen, Geschiedene und Wiederverheiratete einbezogen. (gs) http://www.kath.ch/newsd/therapeutin-paa...ach-der-kirche/
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