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  • 08.11.2015 00:59 - Das Maß ist nicht die Menge, sondern die Fülle“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

„Das Maß ist nicht die Menge, sondern die Fülle“
Die Worte von Papst Franziskus beim Angelusgebet vom Sonntag, dem 8. November 2015 -- Volltext


Vatikanstadt, 8. November 2015 (ZENIT.org) Redaktion | 212 klicks


Wir dokumentieren im Folgenden in einer eigenen Übersetzung die Worte von Papst Franziskus beim Angelusgebet von Sonntag, dem 8. November 2015.

***

[Vor dem Angelus:]

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag unter strahlendem Sonnenschein!

Das Tagesevangelium zum heutigen Sonntag besteht aus zwei Teilen: Im ersten wird beschrieben, wie die Jünger Christi nicht sein sollten; der zweite stellt uns beispielhaft das Ideal eines Christen vor.

Beginnen wir mit dem ersten Teil: Wie sollen wir uns nicht verhalten? Darin legt Jesus den Schriftgelehrten, den Meistern und Gesetzeshütern, drei Fehler zur Last, die sich in ihrem Lebensstil bemerkbar machen: Hochmut, Geiz und Scheinheiligkeit. Laut Jesus „lieben sie es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben“ (Mk 12, 38-39). Hinter so erhabenen Erscheinungen verbergen sich jedoch Falschheit und Ungerechtigkeit. Während sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren, verwenden sie ihre Autorität dazu, „die Witwen um ihre Häuser zu bringen“ (vgl. V. 40), die neben den Waisen und Ausländern als die wehrlosesten und am wenigsten geschützten Menschen betrachtet wurden. Letztendlich „beten“ die Schriftgelehrten „lange, um sich sehen zu lassen“ (vgl. V. 40). Auch heute laufen wir Gefahr, diese Verhaltensweisen anzunehmen. Zum Beispiel dann, wenn wir das Gebet von der Gerechtigkeit trennen, denn man kann nicht den Gotteskult praktizieren und gleichzeitig den Armen Schaden zufügen. Ebenso sagen wir, dass wir Gott lieben, stellen ihn jedoch hinter unsere Eitelkeit und den persönlichen Vorteil.

In diese Spur fügt sich der zweite Teil des heutigen Evangeliums ein. Schauplatz der Erzählung ist der Tempel von Jerusalem; konkret der Ort, an dem die Menschen Geld als Opfergabe zurückließen. Viele Reiche warfen viele Münzen hinein. Unter ihnen befand sich eine arme verwitwete Frau, die nicht mehr als zwei kleine Geldstücke spendete. Jesus beobachtete die Frau genau und machte die Jünger auf den in der Szene enthaltenen Kontrast aufmerksam. Während die Reichen mit großer Zurschaustellung das für sie Überflüssige gegeben hatten, handelte es sich bei der Frau um „alles, das sie zum Überleben besaß“ (vgl. V. 44). Deshalb, sagt Jesus, hat sie mehr als alle anderen gegeben. Aufgrund ihrer großen Armut hätte sie ein Geldstück im Tempel lassen und das zweite selbst behalten können. Sie wollte Gott jedoch nicht nur die die Hälfte geben: Sie ließ alles zurück. In ihrer Armut hat sie begriffen, dass sie Gott und daher alles besitzt; sie fühlt sich vollkommen von ihm geliebt und liebt ihn vollkommen. Welch schönes Beispiel ist diese alte Frau!

Heute sagt Jesus auch uns, dass das Maß nicht die Menge, sondern die Fülle ist. Zwischen Menge und Fülle besteht ein Unterschied. Du kannst viel Geld besitzen, innerlich jedoch eine Leere verspüren: In deinem Herzen ist keine Fülle. Denkt in der kommenden Woche an den Unterschied zwischen Menge und Fülle. Es geht nicht um die Geldbörse, sondern um das Herz. Zwischen der Geldbörse und dem Herzen besteht ein Unterschied… Es gibt Herzkrankheiten, die das Herz auf die Größe der Geldbörse reduzieren… Und das ist nicht in Ordnung! Gott „mit ganzem Herzen zu lieben“ bedeutet, ihm zu vertrauen, auf seine Vorsehung zu vertrauen, und ihm in den ärmsten Brüdern zu dienen, ohne uns eine Gegenleistung zu erwarten.

Ich erlaube es mir, euch eine Anekdote zu erzählen, die sich in meiner vorigen Diözese zugetragen hat. Eine Mutter und ihre drei Kinder saßen bei Tisch; der Vater war bei der Arbeit. Sie aßen Mailänder Schnitzel. Plötzlich klopft es an der Tür und eines der Kinder – sie waren klein, im Alter von 5, 6 und 7 Jahren – meldet: „Mutter, ein Bettler bittet um etwas zu essen.“ Die Mutter, eine gute Christin, fragt sie: „Was sollen wir tun?“ – „Geben wir ihm etwas, Mutter…“ – „In Ordnung“. Sie nimmt Gabel und Messer und schneidet jedem die Hälfte seines Schnitzels weg. „Nein, Mutter, so doch nicht! So nicht! Öffne den Kühlschrank“ – „Nein! Belegen wir drei Brötchen!.“ Und die Kinder haben gelernt, dass die wahre Barmherzigkeit nicht aus Überbleibseln besteht, sondern aus dem Notwendigen. Sicherlich hatten sie an diesem Nachmittag ein wenig Hunger… Aber so soll man handeln!

Angesichts der Not des Nächsten sind wir dazu aufgerufen, wie diese Kinder mit dem halben Schnitzel etwas Unabdingbares und nicht nur das Überflüssige abzutreten; wir sind dazu aufgerufen, die nötige Zeit zu schenken; nicht nur die übrige; wir sind dazu aufgerufen, sofort und ohne Abstriche etwas von unserem Talent zu verschenken und nicht erst dann, wenn wir es zu unseren persönlichen oder kollektiven Zwecken eingesetzt haben.

Bitten wir den Herrn darum, uns in der Schule dieser armen Witwe aufzunehmen, die Jesus inmitten der entrüsteten Jünger auf den Lehrstuhl steigen lässt und als lebendige Meisterin des Evangeliums vorstellt. Durch die Fürsprache der Jungfrau Maria, der armen Frau, die ihr gesamtes Leben Gott und uns geschenkt hat, erbitten wir das Geschenk eines armen Herzens, das jedoch reich an freudiger und unentgeltlicher Großzügigkeit ist.

[Nach dem Angelus:]

Liebe Brüder und Schwestern,

mir ist bewusst, dass die Meldungen der vergangenen Tage bezüglich entwendeter und dann veröffentlichter vertraulicher Dokumente des Heiligen Stuhls Erschütterung in vielen von euch ausgelöst haben.

Daher möchte ich euch sagen, dass der Diebstahl dieser Dokumente ein Verbrechen ist. Diese Handlung ist verwerflich und nicht hilfreich. Ich selbst habe diese Untersuchung in Auftrag gegeben und diese Dokumente waren mir und meinen Mitarbeitern bereits gut bekannt. Es wurden Maßnahmen ergriffen, die erste und zum Teil sichtbare Früchte hervorgebracht haben.

Aus diesem Grund versichere ich euch, dass dieser traurige Umstand mich sicherlich nicht von der von mir und meinen Mitarbeitern mit der Unterstützung von euch allen vorangebrachten Reformarbeit fernhalten wird. Ja, wir erhalten Unterstützung von der gesamten Kirche, denn die Kirche erneuert sich mit dem Gebet und der täglichen Heiligkeit eines jeden Getauften.

Somit danke ich euch und bitte euch, weiterhin für den Papst und die Kirche zu beten, ohne euch beunruhigen zu lassen. Setzt euren Weg vielmehr vertrauens- und hoffnungsvoll fort.

* * *

Heute wird in Italien das Erntedankfest begangen. Das diesjährige Thema lautet „Der Boden – ein allgemeines Gut“. Ich verbinde mich mit der Hoffnung der Bischöfe, dass alle Menschen als verantwortungsbewusste Verwalter eines kostbaren allgemeinen Gutes – der Erde – handeln, deren Früchte eine universale Bestimmung haben. Mit Dankbarkeit erweise ich der Welt der Landwirtschaft meine Nähe und ermutige zu einer Form der Bebauung der Erde, die deren Fruchtbarkeit bewahrt, sodass heute und für die künftigen Generationen Nahrung für alle hervorgebracht werden kann. In diesem Zusammenhang findet in Rom der „Diözesane Tag für die Behütung der Schöpfung“ statt, der in diesem Jahr um den „Marsch für die Erde“ bereichert wird.

Morgen vollzieht sich in Florenz der 5. Landesweite Kirchenkongress, an dem die Bischöfe und Delegierte aus allen italienischen Diözesen teilnehmen werden. Es handelt sich um einen wichtigen Moment der Gemeinsamkeit und der Besinnung, an dem ich mit Freude teilnehmen werde: am kommenden Dienstag nach einer kurzen Etappe in Prato.

Mit Zuneigung begrüße ich euch alle, ihr Römer und Pilger, insbesondere die französischen Studenten aus der Region Paris, die Gläubigen aus Japan und Polen sowie jene aus Scandicci. Ich begrüße die Vertreter des Ordens der Prediger – Dominikaner – die gestern den 800. Gedenktag ihrer Gründung eröffnet haben. Auf dass der Herr euch anlässlich dieses Jahrestages viel Segen zuteilwerden lasse. Und ich danke euch für all euer Tun in und für die Kirche!

Euch allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Vergesst bitte nicht, für mich zu beten! Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!

( 8. November 2015) © Innovative Media Inc.



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