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  • 09.11.2015 00:04 - Dienen, nicht sich bedienen!
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Messe in Santa Marta

Dienen, nicht sich bedienen!
6. November 2015
Es gibt »Priester und Bischöfe, die Karriere machen wollen und am Geld hängen«, die »sich, statt zu dienen, der Kirche bedienen« und sie dadurch, dass sie ganz leger und unredlich ihren Status genießen, zu einem Ort von »Geschäftemachern« und einer »halbherzigen« Angelegenheit machen. Vor dieser »Versuchung, ein Doppelleben zu führen« warnte der Papst während der Frühmesse, die er am Freitag, 6. November, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte. Eine Frühmesse, so gestand er, an der oft Missionare und Ordensfrauen teilnähmen, die ihr ganzes Leben in den Dienst der anderen stellten, wobei sie sich den heiligen Paulus zum Vorbild nähmen und »immer noch weiter« gingen, »immer hinaus«.



»Die heutige Liturgie«, so betonte Franziskus gleich zu Beginn, »lässt uns über zwei Gestalten nachdenken, die Gestalten zweier Diener, zweier Mitarbeiter, die dazu berufen sind, einen Auftrag zu erfüllen.« In der Ersten Lesung aus dem Römerbrief (15,14-21) taucht »die Gestalt des Paulus auf: und zwar gerade sein Missionierungseifer«. Tatsächlich schreibe der Apostel: »Ich tat es kraft der Gnade, die mir von Gott gegeben ist« – welche Gnade war ihm zuteil geworden? –, »damit ich als Diener Christi Jesu für die Heiden wirke und das Evangelium Gottes wie ein Priester verwalte«. Also »wirken, dienen«. Und »Paulus hat diese Berufung sehr ernst genommen und hat sich völlig für diesen Dienst aufgerieben, immer noch weiter, er blieb nie stehen: er ging immer noch weiter, darüber hinaus, noch weiter… um schließlich später hier in Rom von einigen der Seinen verraten zu werden. Und er endete wie ein bestrafter Übeltäter, genau so.«

Aber »woher kam diese Größe, diese Kühnheit des Paulus?« Er selbst erkläre: »Ich kann mich also rühmen«. Und »wessen rühmte er sich? Er rühmte sich Jesu Christi.« Tatsächlich stehe in der Ersten Lesung aus dem Römerbrief: »In Christus Jesus kann ich mich also vor Gott rühmen. Denn ich wage nur von dem zu reden, was Christus, um die Heiden zum Gehorsam zu führen, durch mich in Wort und Tat bewirkt hat, in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes.«

Mit dieser Einstellung, so fuhr der Papst fort, sei der heilige Paulus »überall hingegangen: er rühmte sich seines Dienstes, dessen, dass er ein Auserwählter sei, dass er über die Kraft des Heiligen Geistes verfüge, dass er in alle Welt hinausgehe«. Aber »es gab etwas, das ihm sehr viel Freude machte«. Er spreche folgendermaßen darüber: »Dabei habe ich darauf geachtet, das Evangelium nicht dort zu verkündigen, wo der Name Christi schon bekannt gemacht war, um nicht auf einem fremden Fundament zu bauen.« Kurzum, »Paulus ging dahin, wo der Name Christi noch unbekannt war; er war der Diener, der diente, verwaltete, die Grundlagen legte, indem er Jesus Christus immer weiter verbreitete, immer weiter hinaus, in immer weiterer Ferne; er hielt nie ein, um den Vorteil einer festen Stelle, der Autorität zu haben, um bedient zu werden.« Paulus »war Priester, ein Diener, um zu dienen, nicht um bedient zu werden.«

Franziskus erzählte von der bis zur Rührung gehenden Freude, die er empfinde, wenn gerade zur Frühmesse in der Kapelle des Hauses Santa Marta »einige Priester kommen und mich begrüßen« und zu ihm sagten: »Vater, ich bin hergekommen, um die Meinen zu besuchen, denn ich bin seit vierzig Jahren Missionar im Amazonasgebiet.« Freude und Betroffenheit errege auch das Zeugnis einer Ordensfrau, die »seit dreißig oder vierzig Jahren im Krankenhaus in der Abteilung für Behinderte arbeitet, immer mit einem Lächeln«. Das, so bekräftigte Franziskus, »heißt Dienen, das ist die Freude der Kirche: immer noch weiter gehen, noch weiter gehen und sein Leben dafür geben«. Und gerade »das ist es, was Paulus getan hat: dienen«.

Als er sich dann dem Evangelientext aus dem Lukasevangelium (16,1-8) zuwandte, wo vom klugen Verwalter die Rede war, machte der Papst darauf aufmerksam, dass »der Herr und das Bild eines weiteren Dieners zeigt, der sich, statt den anderen zu dienen, der anderen bedient.« Im Evangelientext »haben wir gelesen, was dieser Diener getan hat, mit welcher Schläue er vorging, um seinen Posten zu behalten, den Schuldnern gegenüber, aber immer mit einer gewissen Würde«. Und »auch in der Kirche«, so sagte der Papst, »gibt es Leute, die statt zu dienen, an die anderen zu denken, die Grundlagen zu legen, sich der Kirche bedienen: die Karrieremacher und die, die am Geld hängen. Und wie viele Priester, wie viele Bischöfe haben wir gesehen, die so sind! Es ist traurig, das sagen zu müssen, nicht wahr?«

»Die Radikalität des Evangeliums, der Berufung durch Jesus Christus«, so erinnerte der Papst, »besteht im »Dienen: im Dienst stehen, nicht einzuhalten, immer weiter hinaus zu gehen, sich selber vergessen«. Auf der entgegen gesetzten Seite sei hingegen »der Vorzug des Status: ich habe einen Status erreicht und lebe herrlich und in Freuden ohne Redlichkeit, wie diese Pharisäer, von denen Jesus sagt, dass sie gern auf den Plätzen und den Straßen umhergingen, um gesehen und gegrüßt zu werden«. Und das seien »zwei Bilder: zwei Bilder von Christen , zwei Bilder von Priestern, zwei Bilder von Ordensfrauen. Zwei Bilder.«

Anhand des heiligen Paulus, so erläuterte der Papst, »zeigt uns Jesus« das »Modell« einer »Kirche, die nie stehenbleibt, die immer Fundamente legt, die immer weitergeht und uns zeigt, dass das der Weg ist.« Aber »wenn die Kirche lau ist, in sich geschlossen, und oft auch auf Geschäftemacherei aus ist, dann kann man nicht sagen, dass das eine Kirche sei, die verwaltet, die im Dienst stehe, sondern eine Kirche, die sich der anderen Menschen bedient.«

Franziskus beendete seine Predigt dadurch, dass er den Herrn um »die Gnade« bat, »die er dem Paulus gewährt hat, jene Ehrensache, immer weiter voranzugehen, immer, und oft auf die eigene Bequemlichkeit zu verzichten«. Auf diese Weise »möge er uns vor den Versuchungen bewahren, vor diesen Versuchungen, die im Grunde die Versuchungen eines Doppellebens sind: Ich zeige mich in der Öffentlichkeit als Priester, ganz wie einer, der dient, aber im Grunde bediene ich mich der anderen Menschen.«
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