„Wer auf den Einzelnen schaut, kann nicht pauschal verurteilen“ Kardinal Marx in Radiobeitrag: Kirche muss sich Wirklichkeit der Familien stellen
München, 9. November 2015 (Archdiocese of Munich and Freising) Redaktion | 72 klicks
Nach der Familiensynode in Rom plädiert Kardinal Reinhard Marx für eine differenzierte Wahrnehmung der Wirklichkeit von Familien: „Am Handeln Jesu Christi sehen wir: Wer auf den Einzelnen schaut, kann nicht pauschal verurteilen“, so der Erzbischof von München und Freising in einem Radiobeitrag für die Sendereihe „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks, der am Samstag, 7. November, gesendet wurde. Eine solche Wahrnehmung stelle „keineswegs die Lehre der Kirche in Frage“, sie verlange jedoch, „dass wir genau hinschauen und uns der Wirklichkeit stellen. Denn auch in ihr will Gott uns etwas sagen. Dazu hat die Synode ermutigt.“
Dass die Teilnehmer der Synode von allen Kontinenten darüber berichteten, wie Familien leben und mit welchen Belastungen sie zu tun haben, hat laut Marx „die Wirklichkeit noch vielgestaltiger werden lassen, die sich hinter dem Wort ,Familie‘ verbergen kann“. Die Bischofssynode habe die Situation von Familien „ernstgenommen, so wie sie ist: offen, ehrlich, global differenziert, aber doch auch in vielem ähnlich“, sagt Marx. Es habe sich eben auch gezeigt, dass Ehe und Familie „über alle kulturellen Unterschiede hinweg eine beständige und wichtige Größe menschlichen Zusammenlebens“ seien.
Kirche ermutige Menschen dazu, Ehe und Familie zu leben und „sich darauf einzulassen, diesen Weg in Treue zu gehen und auch Schwierigkeiten durchzustehen“. Gerade in Situationen der Bedrängnis sei kirchliche Begleitung gefordert, betont der Erzbischof, „zum Beispiel, wenn Erziehung schwierig wird, Familienmitglieder krank sind oder Behinderungen viel Aufmerksamkeit und Fürsorge erfordern, wenn Ehepaare im Streit leben, wenn Menschen geschieden sind und erneut heiraten“.
Es muss nach Ansicht von Kardinal Marx aber auch eingeräumt werden, „was wir als Kirche versäumt haben: In einem falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, kam es in der Vergangenheit immer wieder zu harten und unbarmherzigen Haltungen, die Leid über Menschen gebracht haben, insbesondere über ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuell orientierte Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete. Dafür bitten wir die Menschen um Verzeihung“, so der Kardinal.
Marx nimmt Bezug auf eine Aussage von Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii Gaudium“, wonach Kirche den „Blick der Nähe“ brauche, „um den anderen anzuschauen, gerührt zu werden und vor ihm Halt zu machen, so oft es nötig ist“. Dies sei der Kern der Seelsorge. (ck)
(Quelle: Webseite des Erzbistums München und Freising, 09.11.2015) http://www.zenit.org/de/articles/wer-auf...&utm_term=Image ( 9. November 2015) © Innovative Media Inc.
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