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  • 12.11.2015 11:11 - Papst Franziskus in Florenz: „Pelagianische und gnostische Versuchung der Kirche“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Papst Franziskus in Florenz: „Pelagianische und gnostische Versuchung der Kirche“
12. November 2015 08:51 | Mitteilung an die Redaktion


Papst Franziskus am 10. November 2015 in der Kathedrale von Florenz

(Florenz) Am Dienstag, den 10. November stattete Papst Franziskus den Städten Prato und Florenz in der Toskana einen Pastoralbesuch ab. In der Kathedrale Santa Maria del Fiore von Florenz traf sich das katholische Kirchenoberhaupt mit den Vertretern der 5. Nationaltagung der italienischen Kirche. Vor ihnen hielt Papst Franziskus eine Ansprache. Das Kirchenoberhaupt sprach dabei über den „neuen Humanismus von Jesus Christus“. Dieser äußere sich in mehreren Gefühlen, von denen der Papst über drei sprach: Demut, Selbstlosigkeit und Seligkeit, um dann auf die „Versuchungen“ in der Kirche überzuleiten.

Über die pelagianische und gnostische Versuchung hatte Papst Franziskus bereits mehrfach in der Vergangenheit gesprochen, erstmals im Juni 2013 vor Vertretern der Konferenz lateinamerikanischer Ordensoberer und im Juli 2013 vor dem Lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM. Seither wurde ebensooft die Frage diskutiert, wen Papst Franziskus in der Kirche als Pelagianer und wen als Gnostiker sieht und kritisiert.

Damals, wie auch später, wurde päpstliche Kritik an den „Pelagianern“ meist als Kritik an traditionsverbundenen und „konservativen“ Kreisen in der Kirche verstanden. Diese Zuweisung drängt sich nach den Papstschelten während und nach der Bischofssynode, und der dabei gebrauchten Wortwahl auf. Der Wiedererkennungswert ist hoch. Die Kritik an den Gnostikern, als Kritik an modernistischen und progressiven Kirchenkreisen angenommen, läßt sich hingegen nicht so deutlich erkennen. Sie war Ende Juli 2013 in der CELAM-Rede deutlicher, allerdings nicht im offiziellen Redetext, sondern durch freie Einschübe des Papstes, die in den Medien jedoch kaum Niederschlag fanden, weil sie, im Gegensatz zu freien Einschüben bei anderen Gelegenheiten, nicht Eingang in die veröffentlichte Rede fanden.

Während sich die „Konservativen“ durch die Kritik des Papstes also gemeint und zu Unrecht gescholten fühlen, ist Vergleichbares auf der gegenüberliegenden Seite bisher ausgeblieben. Im deutschen Sprachraum beispielsweise fühlten sich die in kirchlichen Gremien und im Verbandskatholizismus dominanten „Strukturreformer“ bisher jedenfalls nicht davon betroffen.
Wen meint der Papst aber wirklich? Stimmen die von verschiedener Seite genannten Zuordnungen? Was bezweckt der Papst mit der häufigen Wiederholung dieser Kritik?

Traditionsverbundene Beobachter wie jüngst Riscossa Christiana, äußern einen grundsätzlichen Zweifel, ob das dialektische Mittel, durch Kritik an tatsächlichen oder konstruierten „Extremen“ sich selbst als „goldene Mitte“ zu präsentieren, für die Verkündigung der Wahrheit geeignet sei. Zweifel wurden auch geäußert, ob das vom Papst dargelegte Äquivalent tatsächlich eines ist, oder ob es in der Praxis nur als Vorwand für eine einseitige Kritik und Benachteiligung jener Teile der Kirche dient, die sowohl katholische Lehre als auch Praxis verteidigen und daher Strukturreformen im Weg stehen. Strukturreformen, für die zwar das „Wehen des Geistes“ in Anspruch genommen wird, die letztlich doch nur Strukturreformen sind?

Die Zwischentitel stammen von der Redaktion.
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Der neue Humanismus von Jesus Christus

„[…] Wir wissen aber, daß es die Versuchungen gibt. Es gibt viele Versuchungen, denen man sich gegenübersieht. Ich stelle Euch zumindest zwei vor. Erschreckt nicht. Das wird keine Liste der Versuchungen, wie jene fünfzehn, die ich der Kurie genannt habe!


Die erste, die pelagianische Versuchung der Kirche

Florenz 2Die erste von ihnen ist die pelagianische. Sie drängt die Kirche, nicht demütig, nicht selbstlos und nicht selig zu sein. Sie tut es mit dem Anschein eines Wohls. Der Pelagianismus bringt uns dazu, Vertrauen in die Strukturen, in die Organisationen, in die perfekten, weil abstrakten Planungen zu haben. Oft bringt er uns sogar dazu, einen Stil der Kontrolle, der Härte, der Normen anzunehmen. Die Norm gibt dem Pelagianer die Sicherheit, sich überlegen zu fühlen, eine klare Orientierung zu haben. Darin findet er seine Kraft, nicht in der Leichtigkeit des Wehens des Geistes. Vor den Übeln der Probleme der Kirche ist es sinnlos, Lösungen in Konservativismen und Fundamentalismen, in der Restauration von Verhaltensweisen und überholten Formen zu suchen, die nicht einmal kulturell die Fähigkeit haben, von Bedeutung zu sein. Die christliche Doktrin ist kein geschlossenes System, das unfähig ist, Fragen und Zweifel hervorzubringen. Sie ist vielmehr lebendig, weiß zu beunruhigen, weiß zu animieren. Sie hat kein strenges Gesicht, sondern einen Körper, der sich bewegt und sich entwickelt, hat ein zartes Fleisch: die christliche Lehre heißt Jesus Christus.
Die Reform der Kirche – und die Kirche ist semper reformanda – ist dem Pelagianismus abgeneigt. Sie erschöpft sich nicht im x-ten Plan zu Strukturreformen. Sie bedeutet hingegen in Christus einzumünden, sich in Ihm zu verwurzeln, indem man sich vom Geist leiten läßt. Dann wir alles mit Genie und Kreativität möglich sein.

Die italienische Kirche lasse sich tragen von Seinem mächtigen und deshalb manchmal besorgniserregenden Wehen. Sie nehme immer den Geist ihrer großen Entdecker an, die auf den Schiffen von der Leidenschaft der Seefahrt auf offenem Meer ergriffen und nicht von den Grenzen und den Stürmen verängstigt waren. Sie soll eine für die Herausforderungen der Gegenwart offene und freie Kirche sein, nie in der Defensive aus Angst, irgend etwas zu verlieren. Nie in der Defensive aus Furcht irgend etwas zu verlieren. Und indem sie die Leute entlang der Straßen trifft, soll sie den Vorsatz des heiligen Paulus annehmen: ‚Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten‘ (1 Kor 9,22).
Die zweite, die gnostische Versuchung der Kirche


Kathedrale von Florenz
Eine zweite zu besiegende Versuchung ist der Gnostizismus. Sie führt dazu, auf die logische und klare Überlegung zu vertrauen, die jedoch die Zartheit des Fleisches des Bruders verliert. ‚Die eine ist die Faszination des Gnostizismus, eines im Subjektivismus eingeschlossenen Glaubens, bei dem einzig eine bestimmte Erfahrung oder eine Reihe von Argumentationen und Kenntnissen interessiert, von denen man meint, sie könnten Trost und Licht bringen, wo aber das Subjekt letztlich in der Immanenz seiner eigenen Vernunft oder seiner Gefühle eingeschlossen bleibt‘ (Evangelii gaudium, 94).

Der Unterschied zwischen der christlichen Transzendenz und jeder Form von gnostischem Spiritualismus liegt im Geheimnis der Fleischwerdung. Das Wort nicht in die Praxis umzusetzen, nicht zur Wirklichkeit zu machen, heißt, auf Sand zu bauen, in der bloßen Idee zu verharren und in Intimismen zu degenerieren, die keine Frucht bringen, seine Dynamik fruchtlos machen.

Die italienische Kirche hat große Heilige, deren Vorbild ihr helfen können, den Glauben mit Demut, Selbslosigkeit und Freude zu leben, von Franz von Assisi bis Philipp Neri. Denken wir aber auch die Einfachheit erfundener Gestalten wie Don Camillo zusammen mit Peppone. Es beeindruckt, wie sich in den Geschichten von Guareschi das Gebet eines guten Pfarrers mit der offensichtlichen Nähe zu den Menschen vereint. […]“
Dann setzte der Papst in seiner Ansprache mit Worten über die Seligpreisungen fort.
http://www.katholisches.info/2015/11/12/...ung-der-kirche/





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