"Die Welt braucht mehr Martinus": Martinsjahr im Eisenstädter Dom eröffnet Hl. Martin von Tours Bischof Zsifkovics erläutert Jubiläumsjahr "1700 Jahre Martin von Tours" der Diözese Eisenstadt - Vorbild des Hl. Martin "Dauerauftrag an Kirche und
MARTINSFEST 11.11.2015, 10:36 Uhr Österreich/Kirche/Geschichte/Jubiläumsjahr /Martinus/Zsifkovics
Eisenstadt, 11.11.2015 (KAP) Mit einem Festgottesdienst im Eisenstädter Martinsdom hat am Mittwochvormittag das traditionelle Martinifest im Burgenland seinen Anfang genommen. Der Gottesdienst, dem Bischof Ägidius Zsifkovics vorstand, war zugleich auch der Startschuss für das Jubiläumsjahr "1.700 Jahre Martin von Tours", das in der Diözese Eisenstadt - aber auch in vielen anderen Diözesen der Welt, darunter die Papstheimatdiözese Buenos Aires - begangen wird.
"Die Welt bracht mehr 'Martinus'", plädierte Bischof Zsifkovics in seiner Predigt. Der heilige Martin habe aus seinem Glauben heraus viele Taten der Nächstenliebe - "Martinstaten" - gesetzt. "Er ist uns Burgenländern nahe, weil er als Mensch und Christ die 'Einheit in der Vielfalt' lebte - ein Dauerauftrag an die Kirche und Politik in unserem Land."
Es gehe im Jubiläumsjahr nicht um "Nostalgie oder Jahreszahlenakrobatik, sondern darum, uns als Christen an sein Vermächtnis zu erinnern", betonte Bischof Zsifkovics. Dieses Vermächtnis bestehe darin, "das lebendige Feuer der Nächstenliebe weiter durch die Welt zu tragen", im Hier und Heute aufzugreifen. Die wegweisende Spur des heiligen Martin lasse sich anhand dreier fundamentaler Wegmarken des christlichen Unterwegsseins zum Ausdruck bringen: Spiritualität, Solidarität und Barmherzigkeit.
Spiritualität im Sinne des Heiligen sei keine weltfremde Frömmigkeit sondern führe "mitten hinein ins konkrete Leben". Sie habe zugleich auch "den Blick für den Nächsten, besonders den Armen, Notleidenden, Kleinen, Schwachen, Flüchtling und Verfolgten".
Wie gelebte Solidarität aussehen kann, verdeutlichte Bischof Zsifkovics am "Neuen Pastoralen Weg" der Diözese Eisenstadt: "Kirche und Gesellschaft stehen mitten in einem tiefgreifenden Wandel, der durch Umbrüche, Abbrüche und auch neue Aufbrüche gekennzeichnet ist". Diese Zeichen der Zeit habe die Diözese veranlasst, bereits im September 2013 eine Neuausrichtung der Seelsorge zu starten.
Zum diesjährigen Martinsfest wird dieser Weg nach einem synodalen Prozess in der Diözese zur Umsetzung verabschiedet. "Als solidarische Kirchengemeinschaft wollen wir zeitgemäße Antworten auf die Lebenswelten der Menschen im 21. Jahrhundert finden", erläuterte Bischof Zsifkovics. In 41 neuen Seelsorgeräumen, die bis zum Jahr 2025 schrittweise verwirklicht werden sollen, werden Pfarren und Pfarrverbände ein "Netz der Teamarbeit und gegenseitigen Hilfe bei der Erfüllung seelsorglicher Dienste bilden". Der dafür wesentliche Ausgangspunkt sei die "Berufung jedes Einzelnen auf Taufe und Firmung".
Eindringlich appellierte der Bischof an alle Mitarbeiter und Gläubigen, diesen solidarischen Weg mitzugehen: "Haben wir wie Martin den Mut, für Neues offen zu sein, Grenzen zu überwinden und nicht neue aufzustellen, denn wir Burgenländer wissen zu gut, was Grenzen bedeuten."
Hinsichtlich der Barmherzigkeit verwies der Bischof auf das von Papst Franziskus angekündigte "Jahr der Barmherzigkeit", das am 8. Dezember beginnt. "So wie der zerschnittene Mantel, das christliche Urbild des Mantelteilens ohne Barmherzigkeit zu einer sinnlosen Geste verkommt, so ist auch das Leben als solches ohne Barmherzigkeit ein dunkles, leeres, trostloses Tal", sagte Bischof Zsifkovics.
Flüchtlinge als "geringste Brüder" sehen
Er brachte nochmals die Zuwendung zu Flüchtlingen und Not Leidenden zur Sprache: "Ich kann verstehen, dass es Gründe gibt, diesen Menschen reserviert zu begegnen - sie kommen aus einem anderen Kulturkreis, sprechen eine andere Sprache, haben eine andere Religion." Doch die Botschaft Jesu im Evangelium sei eindeutig: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan."
Mit Bischof Zsifkovics konzelebrierten u.a. Altbischof Paul Iby, der für die Orden zuständige Bischofsvikar P. Lorenz Voith, der Rektor des Österreich-Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar, sowie der Rektor der Anima in Rom, Franz Xaver Brandmayr. Auch der orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis und der evangelische Superintendent Manfred Koch nahmen an dem Gottesdienst teil. Die Politik war an erster Stelle von Landeshauptmann Hans Niessl vertreten. Für die musikalische Gestaltung sorgten der Eisenstädter Domchor, der Chor der Bergkirche und das Domorchester. Am Beginn des Gottesdienstes dankten Flüchtlinge aus Syrien für ihre Aufnahme in der Diözese Eisenstadt.
Buntes Jubiläumsprogramm
Im Jubiläumsjahr "1700 Jahre Heiliger Martin" stehen in der Diözese Eisenstadt zahlreiche Aktivitäten auf dem Programm. Vom 16. bis 20. August 2016 lädt die Diözese Eisenstadt zur diözesanen Pilgerreise nach Tours und Paris auf den Spuren des Hl. Martin, mit Besuch des Grabes in Tours. Pilger können weiters den "Martinusweg" erwandern, der als Europäischer Mittelweg von Tours über Deutschland nach Wien, weiter in die Diözese Eisenstadt nach Donnerskirchen, Eisenstadt, Mattersburg und St. Martin und schließlich über Kophaza bis Szombathely, den Geburtsort von Martinus, führt. Weiters geplant ist ein regionaler "Pannonischer Martinusweg" von Bratislava bis St. Martin an der Raab.
Für Kinder und Jugendliche bieten die Katholische Jugend und Jungschar eine Vielzahl von Initiativen an: So beispielsweise Österreichs größte Jugendsozialaktion - "72 Stunden ohne Kompromiss" - vom 19. bis 22. Oktober 2016 in der Diözese Eisenstadt. Außerdem wird ein Kinderbibeltag zum Hl. Martin angeboten, das Jungschar- und Ministrantenlager "MiniMania 2016" steht heuer ebenfalls im Zeichen des Heiligen, ebenso auch eine Fußwallfahrt mit Jugendlichen auf der Route des "Pannonischen Martinusweges".
Auch das Bildungswesen lässt sich vom Hl. Martin inspirieren: Der Lehrgang "Solidaritätsstiftendes Lernen - caritativ handeln" der Pädagogischen Hochschule Burgenland (PHB) findet über vier Semester von Oktober 2015 bis Mai 2017 statt. Im Eisenstädter Haus der Begegnung ist ein Theologischer Tag mit Fokus auf die Barmherzigkeit am Vorbild des Heiligen am 3. März 2016 geplant. Das Katholische Bildungswerk wird eine Reihe von Vorträgen und Workshops zum Heiligen Martin in den Pfarren und Gemeinden der Diözese initiieren und teils in Zusammenarbeit mit dem Burgenländischen Volksbildungswerk umsetzen. Mit dem Martinsjahr beschäftigt sich zudem auch eine Reihe von Publikationen für unterschiedliche Zielgruppen. Das Diözesanmuseum plant schließlich eine Ausstellung mit allen Martinsdarstellungen des Burgenlandes.
Große Abschlussfeier 2016
Die Caritas der Diözese Eisenstadt plant im Rahmen des Martinsjahres im Juni 2016 ein Fest der Begegnung mit Menschen mit Behinderung. "Playing for Change" heißt ein burgenländisches Musikprojekt, in das Menschen aus allen Caritas-Einrichtungen, von Kindern in Kindergärten bis zu Asylwerbern und Menschen mit Behinderungen, eingebunden werden sollen.
Feierlicher Abschluss des Jubiläumsjahres ist das Martinsfest am 11. November 2016. Dazu werden alle österreichischen Bischöfe in Eisenstadt erwartet.
(Alle Infos: www.martinus.at)
Ein O-Ton von Bischof Zsifkovics ist in Kürze unter www.kathpress.at/audio abrufbar.
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