09. November 2015 Zulehner: "Priesterkirche" ist passé Wiener Pastoraltheologe: Konzil löste "Erfolgsgeschichte" in Bezug auf Laienmitwirkung in der Kirche aus - Aber immer noch "latenter Klerikalismus", den auch Papst kritisiert
In Bezug auf die Mitwirkung und Mitverantwortung der Laienchristen in der Kirche hat sich seit dem Zweiten vatikanischen Konzil sehr viel zum Positiven verändert. Insofern kann das Konzil und dessen Dekret über das Laienapostolat "Apostolicam Actuositatem" (18.11.1965) nach Überzeugung des Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner als Auslöser einer "Erfolgsgeschichte" gelten.
Sei vor 50 Jahren noch das Bild einer "Priesterkirche" mit je unterschiedlichen Aufgaben von Klerus ("Heilsdienst") und Laien ("Weltdienst") vorherrschend gewesen, so habe sich inzwischen weitgehend das Konzilsverständnis einer Kirche als "Volk Gottes" durchgesetzt. Dessen Mitglieder kennzeichne durch die allen gemeinsame Taufe auch eine Gleichwertigkeit, jedem und jeder Gläubigen sei eine Berufung und Begabung zuzusprechen. Zugleich ortete Zulehner im "Kathpress"-Interview einen immer noch vorfindbaren "latenten Klerikalismus" in der Kirche, den auch Papst Franziskus kritisiere, sowie eine noch unzureichend umgesetzte Laien-Mitverantwortung.
Unbestreitbar ist nach den Worten des neuen geistlichen Begleiters der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), dass es innerhalb der katholischen Kirche noch nie so viele engagierte Laien gab. Das zeige sich strukturell in Pfarrgemeinde- und Diözesanräten, aber auch aktuell bei der Bewältigung der Flüchtlingsströme. "Seit dem Konzil ist da viel in Bewegung gekommen", befand Zulehner.
KIRCHE KEIN "DIENSTLEISTUNGSBETRIEB"
Freilich - auch in den Köpfen mancher Laien gebe es eine Form von Klerikalismus, die den Priestern oder zumindest den hauptamtlichen Kirchenmitarbeitern eine "Versorgungsrolle" zuweist. Es sei "bequem", sich nach dem Motto "Ich zahle, also macht!" liturgisch, sakramental und pastoral versorgen zu lassen. Diese Logik eines "Dienstleistungsbetriebes" Kirche sei nicht leicht zu durchbrechen und zu ersetzen durch das Kirchenverständnis einer Gemeinschaft, die "Dienste leistet", ist sich der Wiener Theologe im Klaren.
Einen "Krypto- bzw. Neoklerikalismus" nimmt Zulehner auch unter manchen Priesteramtskandidaten bzw. unter hierzulande wirkende Kleriker aus traditionell katholischen Ländern wahr. Nicht umsonst habe Papst Franziskus in einem Gespräch mit dem italienischen Journalisten Eugenio Scalfari bemerkt, dass auch ihn der Klerikalismus in der Kirche störe und er bei dessen Auftreten "mit einem Schlag antiklerikal" werde. Zulehner forderte demgegenüber von den Laien das Selbstbewusstsein, sich nicht mehr als "Mitarbeiter des Klerus" zu sehen, sondern "unvertretbar als Mitarbeiter Gottes".
Eine Ausweitung der zuletzt von Franziskus auch bei der Weltbischofssynode in Rom forcierten Synodalität in der Kirche hält der Pastoraltheologe auch im Blick auf die Laien für notwendig. Mehr Mitsprache und Beteiligung für sie wäre etwa bei der Ernennung von Bischöfen, aber auch bei der Besetzung von Pfarrern wünschenswert, sagte Zulehner.
IN KAÖ "PASTORALTHEOLOGISCHER ASSISTENZEINSATZ"
Seine neue Funktion bei der Katholischen Aktion als offizieller katholischer Laienbewegung sehe er nicht wie in der Tradition üblich als "Kontrollinstrument", sondern als "pastoraltheologischen Assistenzeinsatz". Inhaltlich habe er sich bisher bereits beim "Zukunftsforum" der KAÖ eingebracht, wo mit hoher Kompetenz gesellschaftlich brisante Themen behandelt würden: "Ökologie und globale Gerechtigkeit", "Bildung", "Arbeit", "Familiale Lebenswelten" und "Kirche in Gesellschaft". Zum Auftakt hatte das Zukunftsforum Ende 2013 unter dem Titel "Wo drückt der Schuh?" mithilfe Zulehners eine große Online-Umfrage zu diesen fünf Themenbereichen durchgeführt.
Mit Sachkompetenz und spiritueller Tiefe wolle er dazu beitragen, die Österreich-Ebene der Katholischen Aktion zu stärken, kündigte Zulehner an. Eine Diözese allein sei von manchen Herausforderungen überfordert, wies er als Beispiel auf das aktuelle Thema Flüchtlinge hin. Hier solle die KAÖ sogar eine grenzüberschreitende Brückenfunktion wahrnehmen, regte Zulehner etwa ein Treffen der mitteleuropäischen Laienorganisationen - aus Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Polen usw. - an. Es zeige sich, dass die Bischöfe dieser Region trotz großer Bemühungen von Kardinal Christoph Schönborn nicht leicht zu einer gemeinsamen Positionierung kommen; hier lohne sich ein Versuch auf Laienebene, meinte Zulehner.
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Zulehners Zölibats-Abneigung nichts Neues – daher gibts als Zugabe ein Mordkomplott
Soweit also nichts Neues unter der Sonne, auch nicht, daß ausgerechnet der Zölibats-Gegner Zulehner im ORF seine Meinung zum Besten geben durfte, und nicht ein Verteidiger des Zölibats und damit der offiziellen kirchlichen Lehre und Ordnung. Um sich trotz seiner sattsam bekannten Position zum Zölibat doch etwas Aufmerksamkeit zu sichern, legte Zulehner noch einen Scheit drauf. Und das ziemlich dreist. Papst Franziskus wolle die Kirche grundlegend reformieren und eben dabei auch endlich den Priesterzölibat beseitigen. Zulehner hoffe, daß sich der Papst mit seinen Reformplänen durchsetzen könne, die der Pastoraltheologe natürlich genau zu kennen vorgibt, allerdings nur er, denn vom Papst sind keine konkreten „Reformpläne“ bekannt. Nicht genug damit. Wegen der angeblichen Absicht den Zölibat zu beseitigen, habe er, Zulehner, Angst um den Papst. Der Pastoraltheologe sagte, er hoffe, daß Papst Franziskus nicht vorher von seinen Gegner umgebracht werde. Die Erfindung eines Gerüchts – Mytomanischer Applaus für eine „andere“ Kirche
Wörtlich sagte Zulehner dem ORF-Vorarlberg: „Manche Leute fürchten auch, daß es den Konservativen zu viel ist und daß manche auch daran denken, ihn [den Papst] umzubringen. Es gibt solche Gerüchte.“ Gerüchte, die natürlich wiederum nur Zulehner kennt. Oder anders ausgedrückt: ORF-Zuschauer wurdne Zeugen, wie ein Gerücht erfunden und in die Welt gesetzt wird. Der ORF ließ auch den Pastoralamtsleiter der Diözese Feldkirch (Vorarlberg), Walter Schmolly, einer Abschaffung des Priesterzölibats applaudieren, der sich über Erzbischof Parolins Äußerung „erfreut“ zeigte. Auch er nennt den Priestermangel und die Zölibatsdebatte in einem Atemzug, als bestehe eine „Notwendigkeit“ zur Aufhebung des Priesterzölibats und als ließe sich damit der Priestermangel, der Ausdruck einer weit tieferen Krise, nämlich einer Glaubenskrise und radikaler demographischer Verschiebungen ist, damit „strukturell“ lösen. http://www.katholisch.at/site/old/site/home?ts=1447520285
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