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  • 15.11.2015 20:58 - Unser letztes Ziel ist die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Unser letztes Ziel ist die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn“


Wir dokumentieren im Folgenden in einer eigenen Übersetzung die Worte von Papst Franziskus beim Angelusgebet von Sonntag, dem 15. November 2015.

***

[Vor dem Angelus:]

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Das Tagesevangelium von heute, dem vorletzten Sonntag des liturgischen Jahres, konfrontiert uns mit einem Teil der Rede Jesu über die letzten Ereignisse der Menschheitsgeschichte, die auf die vollständige Erfüllung des Gottesreiches zusteuert (vgl. Mk 13,24-32). Diese Rede hielt Jesus in Jerusalem, kurz vor seinem letzten Passah-Fest. Sie enthält einige Hinweise auf apokalyptische Ereignisse: Kriege, Hungersnöte, kosmische Katastrophen: „In jenen Tagen […] wird sich die Sonne verfinstern und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden“ (Mk 13,24-25). Trotzdem sind diese düsteren Ankündigungen nicht der Kern seiner Botschaft. Dieser Kern, um den sich die Rede Jesu dreht, ist er selber, das Geheimnis seiner Person, seines Todes und seiner Auferstehung, und auch seine Wiederkehr am Ende der Zeiten.

Unser letztes Ziel ist die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn. Und ich will euch fragen: Wie viele unter euch denken daran? Der Tag wird kommen, an dem ich dem Herrn von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen werde. Das ist das Ziel unserer Reise: diese Begegnung. Wir erwarten nicht einen Ort oder eine Zeit, sondern die Begegnung mit einer Person: Jesus. Deshalb ist die Frage nicht, „wann“ diese ankündigenden Vorzeichen sich ereignen werden, sondern ob wir bereit sind für diese Begegnung. Es ist auch nicht wichtig zu wissen, „wie“ diese Vorzeichen genau aussehen werden; wichtig ist allein, wie wir uns heute verhalten müssen, in Erwartung jener Begegnung. Wir sind berufen, in der Gegenwart zu leben, dabei aber unsere Zukunft in Frieden und Gottvertrauen aufzubauen. Das Gleichnis vom Feigenbaum, der austreibt und damit das Nahen des Sommers ankündigt (vgl. Mk 13,28-29) will uns sagen, dass die Aussicht auf das Ende uns nicht vom gegenwärtigen Leben ablenken darf, sondern unseren Tagen eine Perspektive der Hoffnung verleihen will. Diese Tugend ist so schwer zu leben: die Hoffnung, die kleinste aller Tugenden, zugleich aber auch die stärkste. Und unsere Hoffnung hat ein Gesicht: das Antlitz des auferstandenen Herrn, der „mit großer Macht und Herrlichkeit“ kommen wird (Mk 13,26), d.h., der seine gekreuzigte Liebe in der Auferstehung verklärt zeigt. Der endzeitliche Sieg Christi wird der Sieg des Kreuzes sein, der Beweis, dass das aus Nächstenliebe gebrachte Selbstopfer, in Nachahmung Christi, die einzige siegreiche Macht und der einzige feste Punkt inmitten der Katastrophen und Tragödien der Welt ist.

Unser Herr Jesus ist nicht nur das Ziel unserer irdischen Wallfahrt, sondern auch eine allgegenwärtige Konstante unseres Lebens: Er ist immer bei uns, begleitet uns überallhin; wenn er deshalb von der Zukunft spricht und uns in sie hineinprojiziert, dann geschieht das immer, um uns in die Gegenwart zurückzuführen. Er steht gegen alle falschen Propheten, gegen die Wahrsager, die das nahe Ende der Welt ankündigen, und gegen jeden Fatalismus. Er steht uns zur Seite, geht mit uns, liebt uns. Er will seine Jünger in allen Zeitaltern von der Neugier für angekündigte Weltuntergangstermine, Wahrsagerei und Horoskope befreien und unsere Aufmerksamkeit auf das Heute der Geschichte lenken. Ich würde euch gerne fragen – aber bitte antwortet mir nicht, jeder antworte für sich im Stillen –: Wie viele von euch lesen ihr Tageshoroskop? Ein jeder antworte für sich. Und wenn euch die Lust überkommt, euer Tageshoroskop zu lesen, dann blickt auf Jesus, der bei euch ist. Es wird euch gut tun. Diese Gegenwart Jesu ruft uns zu geduldiger Erwartung und Wachsamkeit auf; zwei Dinge, die sowohl der Ungeduld als auch dem Stumpfsinn entgegenwirken und uns sowohl von der Flucht nach vorne als auch von der Gefangenschaft im Jetzt und im Weltgeist bewahrt.

Auch unserer Zeit fehlt es nicht an natürlichen und menschgemachten Katastrophen; es fehlt uns nicht an Problemen und Schwierigkeiten aller Art. Doch alles geht vorbei – so ermahnt uns der Herr –; nur er und sein Wort bleiben als uns führendes Licht, das unseren Schritten Mut verleiht und uns immer Vergebung schenkt, weil er bei uns ist. Wir müssen ihn nur anblicken und er verändert unser Herz. Möge die Jungfrau Maria uns helfen, Vertrauen in Jesus zu haben, der die feste Grundlage unseres Lebens ist, und freudig in seiner Liebe zu verharren.

[Nach dem Angelus:]

Liebe Brüder und Schwestern,

ich will meinem Schmerz über die Terrorattacken Ausdruck verleihen, die am späten Freitagabend Frankreich getroffen und zahlreiche Opfer gefordert haben. Dem Präsidenten der Französischen Republik und allen Bürgern drücke ich mein brüderliches Beileid aus. Besonders nahe bin ich den Angehörigen derer, die bei den Attentaten gestorben sind oder verletzt wurden.

Ein solches Ausmaß an Barbarei macht uns sprachlos und man fragt sich, wie das Herz des Menschen dermaßen schreckliche Dinge ausdenken und in die Tat umsetzen kann. Diese Ereignisse haben nicht nur Frankreich, sondern die ganze Welt erschüttert. Angesichts dieser Missetaten kann man nicht anders, als die unaussprechliche Verachtung der menschlichen Würde zu verurteilen. Ich will erneut mit Nachdruck betonen, dass der Weg der Gewalt und des Hasses keine Lösung für die Probleme der Menschheit darstellt und dass es gotteslästerlich ist, diesen Weg im Namen Gottes einzuschlagen!

Ich lade euch ein, euch meinem Gebet anzuschließen: Lasst uns die wehrlosen Opfer dieser Tragödie der göttlichen Barmherzigkeit anvertrauen. Die Jungfrau Maria, Mutter der Barmherzigkeit, möge in unser aller Herzen Gedanken der Weisheit und Vorsätze des Friedens eingeben. Sie bitten wir, das französische Volk zu beschützen und über dieses erste Kind der Kirche zu wachen, wie auch über ganz Europa und die Welt. Wir wollen jetzt alle gemeinsam erst im Stillen beten und dann ein Ave Maria rezitieren.

[Ave Maria]

* * *

Gestern fand in Tres Pontas im Staat Minas Gerais in Brasilien die Seligsprechung von Don Francisco de Paula Victor statt. Dieser brasilianische Priester mit afrikanischen Wurzeln war der Sohn einer Sklavin. Als großzügiger Pfarrer ging er mit Eifer der Katechese und der Verwaltung der Sakramente nach und tat sich besonders durch seine große Demut hervor. Möge sein außergewöhnliches Zeugnis ein Vorbild für viele Priester sein, die dazu berufen sind, demütige Diener des Gottesvolkes zu sein.

Ich begrüße euch alle, ihr Familien, Pfarreien, Vereine und einzelne Gläubige, die ihr aus Italien und den verschiedensten Ländern gekommen seid. Besonders grüße ich die Pilger aus Garnada, Malaga, Valencia und Murcia (Spanien), aus San Salvador und Malta; den Verein „Accompagnatori Santuari Mariani nel Mondo“ und das Säkularinstitut „Cristo Re“.

Euch allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Vergesst bitte nicht, für mich zu beten! Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!



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