Franziskus: „Miteinander essen, miteinander reden"
Papst Franziskus bei der Generalaudienz - AFP
11/11/2015 12:02SHARE: 0:00
Gemeinsam essen in der Familie ist nicht bloß ein Teilen der Mahlzeiten: es ist auch ein Mit-Teilen der Zuneigung, der Vorkommnisse, der Erzählungen. Kurz, ein grundlegende Erfahrung. Das sagte Papst Franziskus am Mittwoch bei seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz vor etlichen Zehntausend Pilgern und Besuchern.
Die Tischgemeinschaft gehe heute zunehmend verloren, beklagte Franziskus. Dabei sei es ein wertvoller Augenblick, Mahlzeiten miteinander einzunehmen und in Freude die Gaben des Lebens zu teilen. Die Familie, die zum Essen zusammenkomme, sei gleichsam die Ikone der Tischgemeinschaft. Heutzutage bestehe jedoch die Gefahr, dass wir den Blick für das Essentielle verlieren. Franziskus wurde sehr konkret:
„Eine Familie, die nie gemeinsam am Tisch isst oder wo man nicht miteinander spricht, höchstens gemeinsam fernsieht oder jeder auf sein Smartphone schaut, ist weniger eine Familie. Wenn die Kinder am Tisch an den Computer gefesselt oder ans Handy gebunden sind und man sich nicht zuhört, dann ist das keine Familie, sondern ein Wohnheim.“
Im Leben Jesu hatte die Tischgemeinschaft auch eine besondere Bedeutung, erinnerte der Papst. Jesus versammelte sich fortwährend mit anderen um den Tisch. Der Tisch solle heute ein Symbol sein für den Austausch und die Anteilnahme eines jeden Familienmitglieds an den Gütern, den Freuden und Leiden der andere. Die Wirklichkeit sehe jedoch anders aus. „Es stimmt, heute ist es nicht leicht. Wir müssen einen Weg finden, wieder dorthin zurück zu gelangen. Am Tisch spricht man. Keine Ruhe. Diese Stille ist nicht die der Nonnen, sondern die Stille des Egoismus: jeder hat seinen Fernseher oder seinen Computer….und man spricht nicht. Nein, keine Ruhe. Wir müssen diese familiäre Tischgemeinschaft wieder aufleben lassen, sie an unsere Zeit anpassen.“
Die Feier des Messopfers helfe uns, so der Papst, Selbstbezogenheit und Verschlossenheit zu überwinden, in der familiären Zuneigung zu wachsen und die Tischgemeinschaft zurück zu gewinnen. Die Selbsthingabe Christi in der Eucharistie soll uns ein Vorbild sein, für unsere Tischgemeinschaft mit den Armen und Bedürftigen über die Grenzen der Familie und unsrer Länder hinaus. So weitet sich der Horizont der Familie hin zum Horizont der Mutter Kirche, der Mutter aller Menschen und Völker.
Zu Beginn der Generalaudienz lud Franziskus alle Anwesenden dazu ein, für die italienische Kirche zu beten, die derzeit in Florenz zu einem nationalen Treffen zusammenkommt. Der Papst hatte gestern bei einer eintägigen Reise in die Toskana diesen „italienischen Katholikentag“ besucht. (rv 11.11.2015 no)
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