b]Irischer Priester in Kenia erklärt, was Papst Franziskus im Land erwartet (Erster Teil) Ein Land mit einem „gewaltigen Potential“, in dem die Kirche an der vordersten Front der Entwicklung steht
Rom, 23. November 2015 (ZENIT.org) Kathleen Naab | 106 klicks
Auf seinem Besuch in Kenia während der kommenden Tage wird Papst Franziskus sich im Herzen einer jungen und dynamischen Kirche befinden, die fest in der tiefgläubigen afrikanischen Seele verwurzelt ist. Eine Kirche, die im Kampf gegen Korruption und in der Förderung der Entwicklung des Landes an der vordersten Front steht.
Dieses Bild zeichnet P. Conor Donnelly, ein irischer Priester des Opus Dei, der seit zehn Jahren in Nairobi tätig ist. ZENIT führte ein Gespräch mit ihm.
***
Sie stammen aus Irland und arbeiten jetzt schon seit zehn Jahren als Seelsorger in Kenia. Können Sie die Kirche und Gesellschaft dieses Landes für westliche Leser beschreiben?
P. Donnelly: Kenia hat ein gewaltiges Potential. Mehr als 50 Prozent der Bevölkerung ist weniger als 20 Jahre alt. In Uganda sind es sogar 60 Prozent. Ausbildung hat einen hohen Stellenwert; Kinder sehnen sich geradezu danach, zur Schule gehen zu dürfen. Leider kann sich nicht jede Familie die Einschreibegebühren leisten. Die schnell voranschreitende Entwicklung des Landes ist offensichtlich. Nairobi war schon immer eine der wichtigsten Städte in Ostafrika; heute trifft das mehr zu denn je. Zahlreiche internationale Organisationen haben ihr Hauptquartier von Johannesburg nach Nairobi verlegt. Das Klima ist eines der besten in der Welt.
Wie allgemein bekannt ist, gibt es zwei Haupthindernisse, die sich der Entwicklung des Landes in den Weg stellen, und die heißen Korruption und Stammesdenken. Die kenianischen Bischöfe sprechen diese Probleme oft in ihren öffentlichen Stellungnahmen an. In einer Erklärung der Kenianischen Bischofskonferenz, die erst vor wenigen Tagen anlässlich des bevorstehenden Besuchs des Heiligen Vaters abgegeben wurde, heißt es: „Wir müssen auch die ‚eitrige Wunde‘ der Korruption in Angriff nehmen, die anhaltende Plünderung der öffentlichen Gelder von Seiten derer, die diese Ressourcen verwalten sollten. Wir warnen auch vor unüberlegten und unverantwortlichen Äußerungen, die ganze Gemeinden zur Gewalt antreiben können. Und wir befürworten die Achtung vor den Gesetzen dieses Landes.“ Die gute Nachricht ist, dass eine neue Generation von gut ausgebildeten, qualifizierten und ehrlichen Menschen heranwächst; es bestehen also gute Hoffnungen für die Zukunft.
Die Kirche unterhält 30 Prozent aller Kliniken des Landes und viele von den besten Schulen. Alle kirchlich geführten Institutionen sind bekannt für ihre Qualität und hohen Standards. Dadurch hat die katholische Kirche, in Zusammenarbeit mit den anderen Kirchen, eine große Rolle in der Entwicklung des Landes gespielt. Es ist interessant, das alles einmal aus der Nähe zu erleben, denn für viele europäische Länder ist es schließlich nicht anders gewesen, auch wenn dieser Teil ihrer Geschichte heute gerne in Vergessenheit gerückt wird.
Die Priesterseminare des Landes sind voll, die Bischöfe jung. Die Messen sind gut besucht und die Achtung vor allen Dingen, die mit Religion zu tun haben, ist hoch. Der Zugang zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene ist kein Thema, dass die Gesellschaft bewegt. Die Menschen nehmen ihren Glauben ernst. Die Familie als Institution ist stark, obwohl sie allen Winden ausgesetzt ist, die in der westlichen Welt wehen. Der tiefe Religionssinn der afrikanischen Seele kommt unter anderem auch in der Abscheu zum Ausdruck, die das Volk vor jeder Rechtfertigung von Aberrationen wie zum Beispiel die „homosexuelle Ehe“ empfindet.
Die Rechte der Frauen könnten besser geschützt sein. Auch wenn das Christentum tief ins Land eingedrungen ist, gibt es immer noch Gegenden, in denen viel zu tun ist. Der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung beträgt etwa 40 Prozent.
Um das Jahr 1900 lebten in ganz Afrika etwa 100.000 Katholiken; heute sind es fast 200 Millionen. Allein seit 1980 ist die katholische Kirche in Afrika um 238 Prozent gewachsen. Heute ziehen Missionare von Kenia aus nach Europa und in andere Länder der Welt.
Ein Großteil der Geschichte der Anfangszeit wird heute erst aufgeschrieben. Ältere Missionare haben jetzt Zeit und Muße, um zu schreiben. Es ist eine glorreiche Geschichte.
Papst Franziskus wird voraussichtlich auch über das Problem sprechen, das er als „ideologische Kolonisierung“ Afrikas bezeichnet. Ist auch Kenia davon betroffen?
P. Donnelly: Natürlich. In Kenia brauchen wir einen Perspektivwechsel vor allem im Gesundheitswesen, und zwar nicht nur unter Katholiken, sondern unter allen, die im Gesundheitswesen arbeiten. Wir müssen diese Kultur der Todesprogramme ändern und sie in eine Kultur der Lebensalternativen verwandeln.
Die Müttersterblichkeit nimmt in ganz Afrika südlich der Sahara zu. In der entwickelten Welt kommt etwa ein Todesfall auf 15.000 Schwangerschaften. In den ländlichen Gegenden Kenias, wie im Rest Afrikas, beträgt die Rate 1:15. Das ist einer der Skandale der modernen Medizin.
Regierungen und internationale Hilfsorganisationen haben ihre Aufmerksamkeit auf HIV/Aids fokussiert; Frauen und Mütter haben sie vergessen. Das schlägt sich in ihren Budgets nieder. Nur 7,9 Prozent des UN-Budgets ist für die Gesundheit von Müttern und Kindern vorgesehen; dennoch ist genau das der Punkt, wo die meisten Menschen sterben.
Verhütungsmittel und Schwangerschaftsabbruch stehen im Widerspruch zu den afrikanischen Kulturwerten und außerdem hat sich gezeigt, dass sie wenig nützlich sind, wenn es darum geht, die Müttersterblichkeitsrate zu senken.
Ehe, Fruchtbarkeit und Mutterschaft sind in Afrika ein Statussymbol. Diese Kultur basiert auf den Werten der Familie. Mutterschaft wird gefeiert. Unfruchtbar zu sein ist eine Schande. Der Einsatz von Strategien, die darauf abzielen, Frauen unfruchtbar zu machen, ist mit den afrikanischen Kulturen unvereinbar.
Trotzdem gehen manche dieses Problem so an, dass sie eher darauf abzielen, die Mutterschaft zu beseitigen, nicht die Müttersterblichkeit.
Wir müssen es mit dieser neuen weltweiten Ethikagenda aufnehmen, die ein Produkt des modernen Relativismus ist und sich Afrika zur Zielscheibe gemacht hat.
Es wird wenig über einen verantwortungsvollen Umgang mit Sex gesprochen. Die UN schlägt eher die verschiedensten Formen von Schwangerschaftsverhütung als Mittel vor, um der Müttersterblichkeit entgegenzuwirken. Wie steht es da um die Rechte der Frauen und der Ärzte?
Der zweite Teil folgt am morgigen Dienstag, dem 24. November.
(23. November 2015) © Innovative Media Inc.[/b]
Beliebteste Blog-Artikel:
|