Abtreibung25. November 2015 Frauen fühlen sich von der Kirche alleingelassen
Viele Frauen wünschen sich mehr Unterstützung durch ihre Kirchengemeinden, wenn es um Abtreibung geht. Foto: pixabay.com
Viele Frauen wünschen sich mehr Unterstützung durch ihre Kirchengemeinden, wenn es um Abtreibung geht. Foto: pixabay.com
Lansdowne (idea) – Viele Frauen, die schon einmal abgetrieben haben, hätten sich im Vorfeld ihrer Entscheidung mehr Unterstützung von der örtlichen Kirchengemeinde gewünscht. Das hat eine Umfrage in den USA ergeben. Befragt wurden 1.000 Frauen, die bereits einen oder mehrere Schwangerschaftsabbrüche hinter sich haben. Mehr als jede Zweite (51 Prozent) stimmte der Aussage zu, Kirchengemeinden hätten keinen Ansprechpartner, der darauf vorbereitet ist, die Betroffenen zu beraten.
Ebenfalls fast die Hälfte (49 Prozent) machte sich den Satz zu eigen, dass die Predigten der meisten Pfarrer über Vergebung nicht auf Schwangerschaftsabbrüche zuzutreffen scheinen. Immerhin 43 Prozent der Frauen waren der Ansicht, dass man vertrauensvoll mit dem örtlichen Pfarrer über eine mögliche Abtreibung sprechen kann. Aber nur 38 Prozent sagten dasselbe über die Kirchengemeinde. Fast zwei Drittel (64 Prozent) meinten, dass Gemeindemitglieder eher über eine ungewollte Schwangerschaft tratschten als mit der werdenden Mutter über die bestehenden Möglichkeiten zu sprechen.
Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut LifeWay Research im Auftrag der Organisation Care Net (Fürsorge-Netz, Lansdowne/Bundesstaat Virginia) durchgeführt. Sie unterhält rund 900 Beratungsstellen, meist in Vororten großer Städte.
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Bei erster Abtreibung: Frauen gingen selten oder nie in den Gottesdienst
Befragt wurden sowohl Christen als auch Nichtchristen. 62 Prozent gaben an, zum Zeitpunkt ihrer ersten Abtreibung selten oder nie den Gottesdienst besucht zu haben, 25 Prozent jede Woche und elf Prozent einmal pro Monat. Jede dritte Frau – egal ob kirchlich gebunden oder nichtreligiös – sagte, sie habe von der Kirchengemeinde eine „wertende“ Reaktion auf die Schwangerschaft bekommen bzw. eine solche erwartet; jede vierte Frau erhielt „verurteilende“ Rückmeldungen. Aber es gab auch deutliche Unterschiede: So erklärten 28 Prozent der Kirchenmitglieder, die Gemeinde habe „fürsorglich, hilfsbereit und liebevoll“ reagiert; unter den nicht kirchlich gebundenen Frauen erwarteten das nur sieben Prozent.
Ungewollte Schwangerschaft: Nur wenige Frauen wenden sich an die Gemeinde
Die kirchlich gebundenen Frauen wurden auch gefragt, an wen sie sich wegen der ungewollten Schwangerschaft zuerst wenden. Nur 16 Prozent nannten die örtliche Kirchengemeinde. Die meisten Frauen (59 Prozent) informierten zuerst den Vater des Kindes, gefolgt von einem Arzt (55 Prozent), der eigenen Mutter (36 Prozent), einem Abtreibungsanbieter (30 Prozent) und einer Freundin (29 Prozent). Der Geschäftsführer von Care Net, Roland Warren, hat dafür eine Erklärung: „Wenn Sie ein Problem mit Drogen,
Pornografie, Finanzen oder der eigenen Ehe haben, gibt es in fast jeder Kirchengemeinde einen Arbeitszweig, der Ihnen helfen kann. Was aber, wenn Sie am Sonntagmorgen herausfinden, dass Sie schwanger sind? An wen wenden Sie sich dann in der Kirche?“ Auf diesem Gebiet hätten viele Gemeinden Nachholbedarf. Auf diese Weise könnten sie ihren Teil dazu beitragen, die Zahl der Abtreibungen zu senken, so Warren. Sie liegt in den USA jährlich bei über einer Million.
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