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  • 29.11.2015 00:59 - Was soll ich sagen? – Das Problem einer mystagogischen Einführung
von esther10 in Kategorie Allgemein.

Was soll ich sagen? – Das Problem einer mystagogischen Einführung


Zwei lesenwerte Büchlein können als Hilfe für die Formulierung einer mystagogischen Einführung dienen. Eine Rezension von Gero P. Weishaupt.
Erstellt von Gero P. Weishaupt am 28. November 2015 um 13:37 Uhr
Das neue Gotteslob

„Was soll ich sagen?” Vor dieser Frage steht so mancher Priester, wenn er bei der Vorbereitung einer Gemeindemesse nachdenkt über die Worte, die er zur Einführung sagen soll. Ein Grundprinzip für die Erneuerung der Liturgie durch das Zweite Vatikanische Konzil ist die aktive Teilnahme der Gläubigen an den Feiern der Liturgie (SC Art. 14). Das Konzil begründet dies theologisch mit dem gemeinsamen/allgemeinen Priestertum aller Getauften (vgl. 1 Petr 2, 9 sowie Theologie der Kirchenväter). Darum bietet die erneuerte Messliturgie (Novus Ordo oder die sogenannte ordentliche Form des Römischen Ritus) u.a. die Möglichkeit einer Einführung in die liturgische Feier zu Beginn der heilige Messe. Es geht darum, mit einigen wenigen Worten die Gläubigen in das zu feiernde Geheimnis einzuführen und dadurch eine aktive Teilnahme zu ermöglichen.

Mystagogische Einführung

Weil es sich um eine Einführung in das Geheimnis handelt, spricht man von der mystagogischen Einführung (von Griechisch mysterion = Geheimnis und agein = führen). Die Mystagogie ist die Einführung in das Geheimnis der Liturgie des jeweiligen Tages. In der heidnischen Antike kannte man die Einführung in den Mysterienkult. In der frühen Kirche ist mit der Mystagogie zum einen die Einführung von Katechumenen in den Glauben, zum anderen, vor allem bei den Kirchenvätern, die katechetische Einführung vor dem Empfang der Sakramente, vor allem der Taufe, gemeint. Bekannt sind z.B. die mystagogischen Katechesen und liturgischen Mystagogien des Cyrill von Jerusalem (ca. 313-386). Ausgangspunkt für eine mystagogische Einführung sind die Texte der Liturgie und die Riten, deren Sinn in der mystagogischen Einführung kurz erschlossen werden.

Tagesgebet

Das Tagesgebet einer Messe, die sogenannte Collecta, die nach dem Bußakt oder gegebenenfalls nach dem Gloria vom Priester gebetet wird, faßt gleichsam in prägnanter Aussageform das theologische Festgeheimnis zusammen. Das Tagesgebet drückt der jeweiligen Liturgie seinen Stempel auf, gibt gleichsam – zusammen mit dem Eröffnungsvers, dem Introitus -, das „Thema“ der Liturgie des Tages an. Darüber hinaus können auch aus anderen liturgischen Texten wie dem Gebet über die Gaben (Opferungsgebete), der Präfation, dem Kommunionvers und dem Gebet nach der Kommunion (Postcommunio) wichtige Inhalte der zu feiernden Liturgie wiedergeben. Meistens wird man sich bei einer mystagogischen Einführung mit allen Texten der Liturgie befassen müssen, um dann in einer Synthese den liturgischen Kerngedanke zu erfassen und formulieren zu können.

Überforderung

Die Anforderung an eine mystagogische Einführung in die Messliturgie des jeweiligen Tages setzt bei dem, der sie hält (in der Regel der Zelebrant selber, es kann aber auch ein Diakon oder Laie die Einführung vortragen) eine Auseineinandersetzung mit den entsprechenden liturgischen Texten voraus. Zwar gibt es auch vorgegebene Modelltexte mit einer Einführung in die Liturgie des Tages (meistens in Verbindung mit exegetisch-homiletischen Erklärungen in die Schriftlesungen und mit Fürbitten), doch oft erweisen diese sich als untauglich für eine mystagogische Einführung, da sie weder quantitativ, d.h. von ihrem Umfang her (wie eine Kurzpredigt) noch qualitativ, d. h. von ihrem Inhalt her (Erläuterung und Aktualisierung der Schriftlesungen) den Anforderungen an eine mystagogische Einführung entsprechen. Die Praxis zeigt, dass sich viele Priester, Diakone und Laien schwer tun mit der Formulierung einer mystagogischen Einführung, denn sie soll erstens sehr kurz sein (brevissimis verbis) und zweitens den theologischen Gehalt der Liturgie – nicht der Lesungen, das ist Aufgabe der Homilie – wiedergeben.

Orationen in ihrem theologischen Sinngehalt erfassen

Alex Stock, emeritierte Professor für Theologie und ihre Didaktik an der Universität Köln, hat vor einiger Zeit zwei kleine Bändchen mit dem Titel „Orationen“ vorgelegt. Nach dem Grundsatz, dass sich der theologische Sinngehalt einer Oration vor allem durch philologische Analyse erschließt, bietet das erste Bändchen für die Liturgie des Jahrskreises und das zweite für die Liturgie der Advents- und Weihnachtszeit, der Fastenzeit, der Karwoche, der Osterzeit und den Dreifaltigkeitssonntag eine philologisch-theologische Darlegung der jeweiligen Tagesgebete.

Philologische Analyse

Beide Bändchen beschränken sich auf die Besprechung des Tagesgebetes, also der Collecta des jeweiligen Sonn- und Festtages in der sog. „ordentlichen Form” des Römischen Messritus. Gelegentlich vergleicht der Kölner Theologe und altphilologisch Versierte die zum Teil neuen oder textlich veränderten lateinischen Orationen des Missale Pauls VI. mit ihren Entsprechungen in der klassischen Form des Römischen Ritus. Alex Stock legt ausgehend vom lateinischen Text und dessen philologischer Analyse den theologischen Sinngehalt der Tagesgebete der Sonn- und Festtage der Festzeiten und der Sonntage im Jahreskreis frei und bietet jeweils eine eigene Übersetzung, die der amtlichen des Deutschen Messbuches und des Revisionsentwurfes der „Studienkommission für die Messliturgie und das Messbuch“ zur Seite gestellt wird. „Der Bezug darauf dient dazu, die neu versuchten Fassungen zu begründen und der kritischen Erörterung auszusetzen“ (Alex Stock). Stocks Übersetzungen bleiben, soweit dies möglich ist, sehr nahe am lateinischen Urtext.

Geeignetes Hilfsmittel

Von daher eignen sich die philologischen Analysen Stocks auch sehr gut für diejenigen, die in der ordentlichen Form des Römischen Ritus eine Einführung in die Liturgie vorbereiten. Denn das Tagesgebet faßt in prägnanter Aussageform das theologische Festgeheimnis zusammen. Alex Stocks philologische Analysen stellen eine wertvolle Hilfe und Orientierung dar, um das Festgeheimnis brevissimis verbis (mit sehr wenigen Worten), wie die Institutio generalis, die Allgemeine Einführung in das Messbuch von 1970 (Novus Ordo Papst Pauls VI.) es vorsieht, den Gläubigen in ihren Verstehenshorizont hinein zu vermitteln. Doch ist es nicht beschränkt auf den genannten Adressatenkreis. Allen, die sich eingehender mit dem Tagesgebet und mit dem Kerngehalt der Liturgie des jeweiligen Tages beschäftigen und sich dadurch auch geistlich auf die Feier des liturgischen Geheimnisses vorbereiten wollen, seien beide Büchlein empfohlen.

Alex Stock, Orationen. Die Tagesgebete der Festzeiten. Neu übersetzt und erklärt. Verlag Friedrich Pustet. eISBN 978-3-7917-602-1. 128 S. – 19,0 x 11,5 cm. Paperback. 12,95 Euro

Alex Stock. Orationen. Die Tagesgebete im Jahreskreis. Neu übersetzt und erklärt. Verlag Friedrich Pustet. ISBN 978-3-7917-2378-5. 104 S. – 19,0 x 11,5 cm. Paperback. 8,95 Euro
http://www.kathnews.de/was-soll-ich-sage...hen-einfuehrung
Foto: Gotteslob – Quelle: Radio Vatikan



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