Käßmann: Geniale Gesten des Papstes
Die deutsche evangelische Theologin und offizielle Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, hat Papst Franziskus gewürdigt. Bei einer Veranstaltung am Samstag in Salzburg sagte sie, sie erhoffe sich von den Feiern, die in zwei Jahren in vielen Ländern stattfinden sollen, eine „gegenseitige Bereicherung“ von evangelischer und katholischer Kirche.
Es gelte, die „kreative Kraft der konfessionellen Differenz erfahrbar zu machen, dafür braucht es Zeichen und Symbole. Der derzeitige Papst ist genial darin, sie zu finden“, erklärte sie, offenbar mit Blick auf das Kelch-Geschenk von Franziskus an die Lutheraner. Der Papst hatte am 15. November beim Besuch der evangelischen Gemeinde in Rom einen Kommunionkelch als Geschenk mitgebracht.
Wenn 2017 die evangelischen Kirchen „500 Jahre Reformation“ feierten, sei dieses Jubiläum kein „innerprotestantisches, sondern offen für die weltliche Beteiligung, die ökumenische Dimension und den internationalen Horizont“, sagte Käßmann bei der Matinee im Salzburger Christuskirche-Zentrum. In einer säkularisierten Gesellschaft habe das gemeinsame Zeugnis der Christen großes Gewicht: „Je stärker wir gemeinsam auftreten, desto eher werden wir gehört“, so Käßmann.
Zudem müsse der Dialog mit anderen Religionen im Blick bleiben, „damit Religion nicht Konflikte verschärft, sondern zum friedlichen Zusammenleben beiträgt“. Gemeinsame Aufgabe der Christen aller Kirchen sei, „in einer säkularen Welt vom Glauben zu sprechen, den Dialog mit anderen Religionen zu führen sowie in der Gesellschaft Einspruch zu erheben gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“.
Der Dekan der Salzburger Katholisch-Theologischen Fakultät, Dietmar Winkler, sagte bei der Matinee, kirchenhistorisch sei das Reformationsanliegen berechtigt und die Reformation nicht als Kirchentrennung beabsichtigt gewesen.
Weil die Reformation für die römisch-katholische Kirche ein „traumatisches Ereignis“ gewesen sei, werde das Jahr 2017 eher als Gedenken denn als Jubiläum gesehen. Die Terminologie solle dazu führen, dass die katholische Kirche die theologischen Faktoren der Reformation losgelöst von der Kirchentrennung würdigen könne.
Für 2017 wünscht sich Winkler medienwirksame versöhnende Zeichen und Symbole zwischen den Kirchen und ein Anerkennen der theologischen Weiterentwicklung: „Wir haben nicht nur eine Trennungsgeschichte, sondern auch eine Versöhnungsgeschichte.“
(kap 05.12.2015 sk)
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