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  • 07.12.2015 00:49 - Franziskus' Wegweiser für das Heilige Jahr Zeit zum Üben und Ändern
von esther10 in Kategorie Allgemein.

07.12.2015

Franziskus' Wegweiser für das Heilige Jahr
Zeit zum Üben und Ändern


Papst Franziskus eröffnet am 8. Dezember in Rom das "Jubiläum der Barmherzigkeit" - und er empfiehlt dafür nicht weniger als einen neuen Lebensstil.

Die Kirche solle "allen Menschen die Zärtlichkeit Gottes bringen", heißt es in der Bulle "Misericordiae vultus", mit dem der Papst im April ein außerordentliches Heilige Jahr ankündigte hat. Die Zeit sei eine Gnadenzeit und "die günstige Gelegenheit, um sein Leben zu ändern", schreibt Franziskus darin. Strahlkraft wünscht er sich jedoch weit über die zwölf Monate hinaus: Alle Menschen und auch die Kirche sollten die Zeit nutzen, um die "Barmherzigkeit Gottes zum eigenen Lebensstil werden zu lassen".

Barmherzigkeit sei auch im Islam und im Judentum eine der wichtigsten Eigenschaften Gottes, so der Papst. Daher könne das Heilige Jahr die Begegnung mit diesen und anderen religiösen Traditionen fördern. "Es mache uns offener für den Dialog, damit wir uns besser kennen und verstehen lernen. Es überwinde jede Form der Verschlossenheit und Verachtung und vertreibe alle Form von Gewalt und Diskriminierung", schreibt Franziskus hoffnungsfroh.

Heilige Pforte am Kölner Dom

In Köln wird genau wie in Rom am 8. Dezember eine Heilige Pforte geöffnet. Es gibt zunächst einen Statio-Gottesdienst in der Minoritenkirche, bei dem aus der Bulle des Papstes zum Heiligen Jahr vorgelesen wird, danach geht es in einer feierlichen Prozession zum Dom, wie Domdiakon Reimund Witte erklärte. Hier wird Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki eine Heilige Pforte öffnen. domradio.de überträgt live ab 18 Uhr aus der Minoritenkirche.

Die Zeichen Jesu Christi "gerade gegenüber den Sündern, Armen, Ausgestoßenen, Kranken und Leidenden", seien ein "Lehrstück der Barmherzigkeit". Jesus zeige Barmherzigkeit auch als "Kriterium, an dem man erkennt, wer wirklich Gottes Kinder sind", so der Papst, und weiter: "Wir sind also gerufen, Barmherzigkeit zu üben, weil an uns selbst bereits Barmherzigkeit erwiesen wurde. Die Vergebung von begangenem Unrecht wird zum sichtbarsten Ausdruck der barmherzigen Liebe, und für uns Christen wird sie zum Imperativ, von dem wir nicht absehen können."

Franziskus' Wunsch an alle Pfarreien, kirchlichen Gemeinschaften und Bewegungen: "Überall wo Christen sind, muss ein jeder Oasen der Barmherzigkeit vorfinden können" - zunächst um das Wort Gottes zu hören und zu meditieren, um das Verständnis seiner Barmherzigkeit zu vertiefen.

Vergeben und Handeln

Ebenso sei jedoch Handeln gefragt: Alle Gläubigen sollten Augen und Ohren für Arme, Benachteiligte und Notleidende öffnen, jede Gleichgültigkeit gegenüber ihnen überwinden und selbst Hand anlegen, zumal die Armen "die Bevorzugten der göttlichen Barmherzigkeit" seien.

Dazu empfiehlt der Papst besonders die klassischen "Werke der Barmherzigkeit": Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und Tote begraben - die "leiblichen" Werke, zudem auch die "geistlichen" Werke wie Zweifelnden recht raten, Unwissende lehren, Sünder zurechtweisen, Betrübte trösten, Beleidigungen verzeihen, Lästige geduldig ertragen und für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott zu beten.

Kurzer Pilgergang

In einem Anfang September veröffentlichten Brief teilt Franziskus mit, wie der "Jubiläumsablass" im Heiligen Jahr zu erhalten ist: Grundbedingungen sind demnach ein "kurzer Pilgergang" zu einer Heiligen Pforte, verbunden mit einer Beichte, einer Eucharistiefeier, dem Glaubensbekenntnis, einem Nachdenken über die Barmherzigkeit Gottes und das Gebet für den Papst und dessen Anliegen. Genauso kann jedoch auch jede barmherzige Tat dieses Geschenk vermitteln, das "von allen Konsequenzen der Sünde befreit, sodass er wieder neu aus Liebe handeln kann". Auch für Verstorbene kann der Ablass erlangt werden.

Um möglichst vielen den Zugang zu diesem Ablass zu ermöglichen, sind seine Vorbedingungen noch deutlich ausgeweitet: Er gilt auch für alte, einsame Menschen, die das Haus nicht verlassen können und diesen Moment der Prüfung "mit Glauben und freudiger Hoffnung leben", dabei die Kommunion empfangen oder an einer Messe teilnehmen - auch über TV oder Radio.

Gleiches gilt für Gefangene; für sie kann der Ablass in den Gefängniskapellen erlangt werden "und jedes Mal, wenn sie durch die Tür ihrer Zelle gehen und dabei ihre Gedanken und ihr Gebet an Gottvater richten". Diese Geste sei wie ein Durchgang durch die Heilige Pforte, so der Papst; Gott könne sogar die Gitter in eine Erfahrung der Freiheit verwandeln.

Besonderes Augenmerk widmet der Papst schließlich dem "Drama der Abtreibung": "Ungeachtet gegenteiliger Bestimmungen", erhalten alle Priester die Vollmacht, "von der Sünde der Abtreibung jene loszusprechen, die sie vorgenommen haben und reuigen Herzens dafür um Vergebung bitten". Abtreibung sei eine "existenzielle und moralische Tragödie" und tiefstes Unrecht, solle jedoch von der Vergebung Gottes nicht ausgeschlossen sein. Die Lossprechung für diese schweren Fälle ist ansonsten nur in bestimmten Kirchen und durch bestimmte Beichtväter möglich.

Johannes Pernsteiner
(KNA)
http://www.domradio.de/themen/erzbistum-...n-am-8-dezember
http://www.domradio.de/radio/sendungen/g...dem-koelner-dom





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