Wie lange sollte man Weihnachtskrippen stehen lassen?
Weihnachtskrippe Quelle: Pixabay CC0 , Pezibear Public domain
Unterschiedliche Bräuche
18. Dez | ZENIT.org |
P. Edward McNamara, Professor für Liturgie und Studiendekan der Theologischen Fakultät am Päpstlichen Athenäum „Regina Apostolorum“ in Rom, beantwortet eine Frage über Krippendarstellungen.
Frage: Meine Frage ist einfach, doch sorgt sie bisweilen unter uns für Verwirrung: Bis wann dürfen die Krippenszenen in der Kirche stehen bleiben? Sollte man sie vor dem Fest der Taufe des Herrn oder danach entfernen? – M.M., Kapstadt, Südafrika
Pater Edward McNamara: Diese und ähnliche Frage werden fast jedes Jahr um die Weihnachtszeit gestellt. Daher ist einiges von dem, was wir hier sagen werden, schon in früheren Artikeln zur Sprache gekommen. Man kann nicht sagen, dass sich das „Lehramt“ über die Weihnachtskrippe und andere Weihnachtsbräuche ausführlich ausgelassen hätte. Diese Traditionen sind meist Brauchtum und daher werden sie in offiziellen Dokumenten nicht erwähnt. Da unter Bräuchen berechtigterweise eine gewisse Vielfalt herrscht, kann man bei dieser Frage nicht unbedingt eine klare Trennlinie zwischen „richtig“ und „falsch“ ziehen.
Schon von alters her stellte man das Weihnachtsgeschehen in Gemälden, Mosaiken und Reliefs dar. Möglicherweise war die Kapelle, die Papst Sixtus III. (432-440) als Nachbildung der Grotte von Bethlehem bauen ließ, eine der ersten Krippendarstellungen. Diese kleine Kapelle, von der heute keinerlei Überreste mehr existieren, war als Nebengebäude in die Basilika Santa Maria Maggiore, deren Bau vom gleichen Papst begonnen worden war, eingelassen. Die Reliquien, die demnach von der ursprünglichen Krippe stammen, waren zum ersten Mal im 7. Jahrhundert in diese Kapelle gebracht worden. Heute befinden sie sich unter dem Hauptaltar der Basilika.
Es gibt aber tatsächlich einige offizielle Normen, denen man entnehmen kann, dass die Kirche das Aufstellen von Krippen fördert. Für die Universalkirche können wir hier das „Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie“ nennen, in dem einige passende Hinweise gemacht werden, die unterstreichen, wie wichtig es ist, in der Weihnachtszeit zuhause und in der Kirche eine Krippe aufzustellen. So heißt es unter Nr. 104:
„Bekanntlich breitete sich abgesehen von den Darstellungen der Krippe aus Bethlehem, die es seit der Antike in Kirchen gab, vom 13. Jahrhundert an die Gewohnheit aus, auch in Häusern und Wohnungen kleine Krippen aufzustellen. Ohne Zweifel ist dieser Brauch von der in Greccio gestalteten Krippe des heiligen Franz von Assisi im Jahre 1223 beeinflusst. Ihre Vorbereitung (in der insbesondere die Kinder eingebunden werden sollten) ist eine Gelegenheit, die Familienmitglieder in Kontakt mit dem Weihnachtsmysterium zu bringen, indem man sich für eine Weile zum Gebet oder zur Lesung jener Bibelstellen, die die Geburt Jesu betreffen, versammelt.“
Nr. 111 bestätigt dies:
„In der Mitternachtsmette, die von großer liturgischer Bedeutung und starkem volkstümlichem Einfluss ist, […] soll beachtet werden:
[…]
-- am Ende der Feier können die Gläubigen das Bild des Jesuskindes küssen; ebenso kann dieses in die innerhalb der Kirche oder in einem Nebenraum aufgestellten Krippe gelegt werden.“
In der englischen Version des Benediktionales (Nr. 1544) befindet sich eine Segensformel für Weihnachtskrippen, die in einer Kirche aufgestellt sind. Sie dürfen nicht im Altarraum aufgestellt werden. Das bedeutet aber nicht, dass sie dort prinzipiell an keiner Stelle erscheinen dürfen, sondern dass sie weder vor noch neben dem Altar, dem Ambo, dem Priestersitz oder dem Tabernakel aufgestellt werden sollen. Wo also im Altarraum sonst noch Platz ist (wie zum Beispiel auf einem unbenutzten Seitenaltar), dürfen sie stehen. Ebenso wenig glaube ich, dass der Brauch, das Bild eines Jesuskinds in den Altarraum zu legen, dieser Regel widerspricht. Man trifft vielerorts auf diese Praxis, sogar in der Petersbasilika, wo vor dem Hochaltar auf einem Ständer das Bild eines Jesuskinds ausgestellt wird. Darüber hinaus befindet sich in einem anderen Teil des Petersdoms eine Weihnachtskrippendarstellung mit einer Vielzahl von Figuren und draußen auf dem Petersplatz die große Weihnachtskrippe.
Auf nationaler Ebene haben einige Bischofskonferenzen Richtlinien zu diesem Thema herausgegeben. So haben zum Beispiel die Bischöfe der Vereinigten Staaten in ihrem Dokument „Built of Living Stones“ („Erbaut aus lebendigen Steinen“) folgende praktischen Anweisungen gegeben:
„124. Die Pläne zur Ausschmückung des Kirchenraums zu bestimmten liturgischen Zeiten sollten sich nicht nur auf den Altarraum, sondern auch auf andere Bereiche erstrecken. Die Dekoration sollte die Menschen zum wahren Kern des Geheimnisses, das gefeiert wird, führen und nicht zum Selbstzweck dienen. Echte Blumen, Pflanzen, Kränze und Stoffbehang sowie weitere Gegenstände für bestimmte liturgische Zeiten können so angeordnet werden, dass sie die Aufmerksamkeit auf die wahren Schwerpunkte der Liturgie lenken. Der Altar sollte frei zugänglich bleiben und nicht durch übergroße Blumenarrangements oder die Weihnachtskrippe zugebaut sein. Ebenso sollten die Wege in der Vorhalle, im Kirchenschiff und im Altarraum frei zugänglich bleiben.“
„128. Wenn Adventskränze, Weihnachtskrippen und sonstige traditionelle Ausstattungsgegenstände für die geprägten Zeiten von der Größe her dem Raum und den anderen Einrichtungsgegenständen angepasst sind, können diese das Gebet unterstützen und beim Betrachter zum Verständnis der Glaubensgeheimnisse beitragen.“
Außerdem kann jeder Ortsbischof für sein Bistum Richtlinien herausgeben, die man immer beachten sollte.
Was die Frage angeht, wie lange man die Krippe stehen lassen darf, so gibt es auch hier wieder von Ort zu Ort unterschiedliche Bräuche und keine absolute Regel. Mancherorts pflegt man die Krippe nach dem Fest der Erscheinung des Herrn zu entfernen. Wahrscheinlich noch öfter trifft man auf den Brauch, sie nach dem Fest der Taufe des Herrn zu entfernen, weil dieses Fest im aktuellen Kalender das Ende der regulären Weihnachtszeit darstellt.
Das Fest der Taufe des Herrn fällt in der Regel auf den Sonntag nach der Erscheinung des Herrn. In Ländern, in denen man das Fest der Erscheinung auf den Sonntag zwischen dem 2. und dem 8. Januar verlegt, gibt es folgenden Sonderfall: Falls der erste Weihnachtstag auf einen Sonntag und das Fest der Erscheinung auf den 8. Januar fällt, wird das Fest der Taufe des Herrn am Montag, den 9. Januar, begangen. Dann endet die Weihnachtszeit an einem Montag und nicht an einem Sonntag.
In einigen Ländern kommt es vor, dass man die Weihnachtsdekoration erst nach dem Fest der Darstellung des Herrn, also am 2. Februar, entfernt. Der hl. Johannes Paul II. pflegte nach der Abendmesse vom 2. Februar noch einen letzten Besuch bei der Krippendarstellung auf dem Petersplatz zu machen. Danach wurde sie entfernt.
Das entspricht einem althergebrachten Brauch, wonach man die Weihnachtsdekoration, vor allem den aus Grünpflanzen bestehenden Schmuck, am Lichtmess-Abend entfernte. Zeugnis hierfür legen zwei Gedichte des Dichters Robert Herrick (1591-1654) ab. Eines heißt „Zeremonie nach Lichtmessabend“ (Ceremony upon Candelmas Eve):
„Hinab mit dem Rosmarin, Ebenso hinab mit den Lorbeeren und Mistelzweigen; Hinab mit den Stechpalmzweigen, dem Efeu, Und allem, womit Ihr den Weihnachtssaal geschmückt habt.“
Ein ähnliches Thema kommt in den ersten Versen eines längeren Gedichts zur Sprache, das den Namen „Zeremonien für den Lichtmessabend“ (Ceremonies for Candlemas Eve) trägt:
„Hinab mit dem Rosmarin und den Lorbeeren, Hinab mit den Mistelzweigen; Statt der Stechpalmzweige bringt nun den grüneren Buxbaum (zur Ausstellung) nach oben. Bis hierher schwang man die Stechpalmzweige; Lasst nun den Buxbaum herrschen, bis zum tanzenden Ostermorgen, Oder die Ostervigil erscheinen.“
Auch wenn ich damit dem Umstand Vorschub leiste, dass niemand so recht Bescheid weiß, kann ich nur sagen, dass es das Beste ist, dem zu folgen, was dem Brauchtum vor Ort entspricht. http://www.zenit.org/de/articles/wie-lan...&utm_term=Image
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